Analyse
12:20 Uhr, 04.05.2022

CANCOM - Aktie nach Prognosesenkung im freien Fall

Um fast 15% rauscht die Cancom-Aktie heute in die Tiefe. Das Absenken der Prognose für das Jahr 2022 lässt einige Käufer Reißaus nehmen.

Erwähnte Instrumente

  • CANCOM SE
    ISIN: DE0005419105Kopiert
    Kursstand: 39,060 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • CANCOM SE - WKN: 541910 - ISIN: DE0005419105 - Kurs: 39,060 € (XETRA)

Das hatten sich die Aktionäre des IT-Dienstleisters ganz anders vorgestellt. Noch Ende März gab das Management eine sehr optimistische Prognose für das Jahr 2022 aus. Trotz eines schwierigen Marktumfelds wurde von einer "Fortsetzung der dynamischen Geschäftsentwicklung" gesprochen. Umsatz, Rohertrag, EBITDA und EBITA der Cancom-Gruppe sollten sehr deutlich steigen. Wenige Wochen später ist dies alles Makulatur.

Wobei das noch positiv ausgedrückt ist, denn anstelle eines sehr deutlichen Wachstums sank der Umsatz im ersten Quartal 2022 von 337,2 Mio. EUR in der Vorjahresperiode auf 300,9 Mio. EUR. Der Rohertrag verbesserte sich leicht von 104,9 auf 109,5 Mio. EUR. Das EBITDA von 27,2 Mio. EUR überstieg den Vorjahreswert von 25,6 Mio. EUR ebenfalls. Nur leicht legte das EBITA zu, von 16,9 auf 17,3 Mio. EUR.

Warum so offensiv?

Der Vorstandschef von Cancomm, Rudolf Hotter, mit dem Versuch einer Erklärung: "Wir hatten bei der Veröffentlichung unserer Jahresprognose auf die erhöhte Unsicherheit hingewiesen, die in diesem Jahr mit der Prognose verbunden ist. Leider mussten wir nun aufgrund der Situation in der Lieferkette für IT-Hardware die Prognose defensiver ausrichten. Wir erwarten weiterhin Wachstum bei Umsatz und operativem Ergebnis im Geschäftsjahr 2022. Allerdings beeinflusst die Knappheit bei Hardware nicht nur das Projektgeschäft, sondern auch das Neugeschäft bei unseren IT-as-a-Service-Angeboten. Daher erwarten wir nun in allen unseren Prognosekennzahlen ein deutliches Wachstum, außer beim Annual Recurring Revenue, den wir unverändert mit sehr deutlichem Wachstum sehen."

Dass sich Hotter im aktuellen Umfeld dennoch ungezwungen so weit aus dem Fenster gelehnt hat, war unnötig und bekommt das Unternehmen Cancom wie auch seine Aktionäre nun mit einem kollabierenden Aktienkurs quittiert. Hier hätte man sich und den Anteilseignern viel Ärger erspart, wäre die Prognose konservativer ausgefallen. Das operative Hin und Her ist übrigens bei Cancom nichts Neues und spiegelt sich auch im seit Jahren unterm Strich hochvolatilen, aber stagnierenden Aktienkurs wider.

Rette sich, wer kann!

Aus charttechnischer Sicht lautet das Motto heute wohl "Rette sich, wer kann!". Nicht einmal der wichtige Support um 39,00/38,80 EUR stoppt den Abverkauf. Wertet man die furchtbaren Kursmuster seit 2018 als ansteigenden Keil, könnte den Aktionären noch einiges an Ungemach drohen bis hin zur kompletten Rückabwicklung des Anstiegs seit Ende 2018. Das Tief bei 32,98 EUR stellt nun den nächsten Support dar, als Widerstand fungieren vor allen Dingen 45,97 EUR.

Fazit: Einen Schlingerkurs, wie ihn das Cancom-Management in den vergangenen Wochen gefahren ist, kann man sich bei den aktuellen Marktverhältnissen nicht erlauben. Das Chartbild der Aktie bleibt stark angeschlagen. Interessierte Anleger sollten in jedem Fall eine Kursberuhigung und Ansätze einer Bodenbildung abwarten.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mrd. EUR 1,30 1,44 1,55
Ergebnis je Aktie in EUR 1,17 1,61 1,84
Gewinnwachstum 37,61 % 14,29 %
KGV 33 24 21
KUV 1,1 1,0 1,0
PEG 0,6 1,5
Dividende je Aktie in EUR 1,00 1,00 1,00
Dividendenrendite 2,60 % 2,60 % 2,60 %
*e = erwartet
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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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