Kommentar
16:10 Uhr, 01.02.2021

Buy the Dip?

Zuletzt konnte man viel über Übertreibungen lesen und dass eine Korrektur von 10% absolut gerechtfertigt ist. Nun, diese Korrektur findet statt und sie ist fast beendet.

Die Aufmerksamkeit vieler Anleger richtet sich derzeit auf wenige Einzelwerte, die sich täglich verdoppeln oder halbieren. Dabei gerät der Gesamtmarkt etwas aus dem Blickfeld. Der Gesamtmarkt gilt als überkauft. In den USA erzielten die Indizes ein Allzeithoch nach dem anderen. Auch der Dax konnte endlich ein neues Allzeithoch erreichen. Bei ausgelassener Stimmung ist eine Korrektur oft nicht weit. Die Anzeichen dafür mehren sich seit Jahresbeginn. So kam es im Januar zu einem Käuferstreik von Insidern. Insider sind Personen in Unternehmen, deren Käufe und Verkäufe von Aktien meldepflichtig sind. Es handelt sich oft um Topmanager. Diese haben Einblicke in das eigene Unternehmen wie sonst niemand.

Wenn Insider kaufen oder verkaufen, ist das also interessant. Für gewöhnlich werden mehr Aktien verkauft als gekauft. Manager erhalten Aktienpakete oder Optionen. Sind die Sperrfristen abgelaufen, werden die Aktien zum Teil verkauft. Ohne dass Insider zuvor jemals Aktien gekauft hätten, haben sie Aktien als Gehaltsbestandteil, die sie verkaufen können.

Setzt man die Käufe ins Verhältnis zu den Verkäufen liegt der Wert meist unter 1 (Grafik 1). Es wird eben mehr verkauft als gekauft. Einige Ausnahmen gibt es. Vor allem dann, wenn der Markt stark korrigiert wie im März 2020 schlagen Insider zu. Sie wissen, dass es um das Unternehmen nicht so schlecht bestellt ist wie der Markt den Anschein erweckt. Kommt es zu solchen Ausschlägen und wird mehr gekauft als verkauft, kann man auch als Anleger zuschlagen.


In den vergangenen 12 Jahren gab es Anfang 2009 ein solches Kaufsignal, dann wieder im Crash vom Sommer 2011, Anfang 2016 als die Rohstoffpreise kollabierten, Ende 2018 (Angst vor weiterem Zinsanstieg) und zuletzt eben im März 2020. Es gibt aber nicht nur Kaufsignale, sondern auch Verkaufssignale.

Insider können frei wählen, wann sie ihre Aktien, die sie als Lohnbestandteil erhalten, verkaufen. Ist die Sperrfrist vorüber, kann sofort verkauft werden, muss aber nicht. Die Aktien können auch jahrelang gehalten werden. Schätzen Insider den Kurs ihres Unternehmens als zu hoch ein, verkaufen sie noch mehr als sonst. Genau das taten sie in den ersten Januarwochen.

Einige Analysten sehen darin erst den Startschuss zu einer größeren Korrektur. Persönlich kann ich mir vorstellen, dass die Korrektur schon wieder fast vorüber ist. Der Markt hat zwar nur wenige Prozentpunkte verloren, aber aus technischer Sicht ist die Korrektur weit fortgeschritten.

Im S&P 500 notieren nur noch 40 % der Aktien oberhalb ihrer 50-Tagelinie (Grafik 2). Der Prozentsatz ging bereits seit November zurück. Solche Divergenzen (Markt steigt, Anteil der Unternehmen oberhalb ihrer 50-Tagelinie sinkt) enden häufig in Korrekturen. Nun ist der Markt leicht gefallen. Der Anteil der Unternehmen ist jedoch schon wieder so niedrig, dass wir uns einem Umkehrpunkt nähern.


Die Korrektur dauerte bisher nur wenige Tage. Trotzdem erscheint sie weit fortgeschritten. Insider haben bereits verkauft und die Marktbreite ist beinahe so tief wie an früheren Umkehrpunkten. Niemand kann garantieren, dass aus einer kleinen Korrektur kein großangelegter Selloff wird. Bleibt es bei einer Korrektur, ist sie schon vorbei bevor die meisten bemerkt haben, dass eine stattfindet.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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