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11:25 Uhr, 04.11.2004

Bush wiedergewählt - wie geht es weiter ?

Nach aktuellem Stand ist George W. Bush der neue alte Präsident der USA. Auch wenn vermutlich noch tagelang ausgezählt wird, hat Bush sogar die absolute Mehrheit der Wähler hinter sich (ca. 51% vs. 48% für Kerry), was bei dem Duell gegen Al Gore vor 4 Jahren nicht der Fall war. Der Widerstand der Demokraten gegen das Anerkennen des Ergebnisses wird daher dieses mal wahrscheinlich eher für Missmut in der Bevölkerung sorgen.

Die erste Reaktion der Märkte: Aktien im plus, Dollar gegen EUR marginal vorne. Die Republikaner gelten eben gemeinhin als die besseren Kapitalisten.

Wie geht es nun weiter? Zunächst mal muss man sich klarmachen, dass George Bush sich in seiner "we change the world - we will prevail"-Politik bestätigt fühlen muss. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt des Gefühls der religiösen Sendung, die der allabendlich im Gebet verharrende Präsident verspürt. Der weltweite Interventionismus wird sich daher wohl kaum abschwächen, und neue Krisenregionen warten zuhauf (Nordkorea, Iran etc).

Wirtschaftlich dürfte die Politik des schwachen Dollars weitergehen. Das Haushaltsdefizit, das im abgelaufenen Fiskaljahr auf 413 Mrd. US-$ anschwoll (3,6% des BIP), soll zunächst sogar auf über 470 Mrd. US-$ steigen. Bis 2009 will Bush es angeblich halbieren. Man muss sich vor Augen halten, dass allein der Militärhaushalt des selbsternannten Weltpolizisten rund 400 Mrd. US-$ beträgt. Zum Vergleich: Deutschland gibt für die Verteidigung 24 Mrd. EUR aus, der gesamte Bundeshaushalt erreicht bei uns 257 Mrd. EUR (das BIP Deutschlands liegt bei ca. 2130 Mrd. EUR, das BIP der USA erreicht rund 11.500 Mrd. US-$).

Um das andere grosse Defizit (Leistungsbilanz) zu verringern wäre eine weiter dahinschmelzende US-Währung hilfreich: Denn das verteuert Importe und verbilligt Exporte. Und genau aus diesem Grunde stützen ostasiatische Notenbanken den Greenback verzweifelt. Japan ist gerade erst aus einer ungewöhnlich langen Rezession erwacht und will sich die boomende Exportwirtschaft nicht durch einen starken Yen kaputtmachen lassen. China will den Yuan nicht freigeben (was bei Aufwertung Importe aus den USA verbilligen würde), und den Tigerstaaten liegt auch wenig an einem schwachen Dollar.

Ein wichtiger Aspekt ist jedoch die Auslandsverschuldung der USA: Sie geht stramm auf 40% des US-BIP zu und nimmt damit eine Rekordstellung innerhalb der Industrienationen ein. Die Auslandsgläubiger sehen den Dollarverfall natürlich mit weinenden Augen, und die latente Gefahr, dass massenhaft Gelder abgezogen werden ist durchaus nicht unreal. Die Erfahrung lehrt zwar, dass auch massive Interventionen von Notenbanken einen fundamental begründeten Währungsverfall nicht aufhalten können. Die Frage ist aber, wie weit dieser bereits fortgeschritten ist: Der EUR hat gegen US-$ von seinem Tief im Jahr 2002 bereits fast 50% zugelegt, der Yen gut 20%. Das Sentiment ist für den Greenback extrem negativ, d.h. selbst die Hausfrau von nebenan sieht einen fallenden Dollar voraus. Kurzfristig könnte der Absturz damit sogar ein Ende finden.

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