Bund bietet konstante, fast risikolose Verzinsung an
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Der Bund verkauft seine erste inflationsindexierte Anleihe. Ein zweischneidiges Schwert für Deutsche, denn wir sind zuerst Staatsbürger und dann Investoren.
Sie heißen Linkers, TIPS (Treasury inflation protected securities) oder einfach inflationsindexierte Anleihen. Diese Zinspapiere schützen Anleger vor Inflation. Der Nennwert der inflationsindexierten Anleihe wird turnusmäßig angepasst. Beispiel: Im Jahr 2005 betrug die Inflation in der Eurozone rund 2%. Bei einer normalen Anleihe wird der Koupon auf 100% Nennwert gezahlt. Die inflationsindexierte Anleihe nimmt als Berechnungsbasis 100% mal 1,02, weil das Geld 2% an Wert verloren hat. Der Koupon wird somit auf 102 Euro gezahlt und fällt entsprechend höher aus als auf 100 Euro. Die Koupons inflationsindexierter Bonds sind geringer als die ihrer konventionellen Brüder, weil die Inflationserwartung im Preismechanismus der Anleihe fehlt. Für einen Anleger macht der Kauf einer inflationsindexierten Anleihe nur dann Sinn, wenn er in Zukunft höhere Preissteigerungsraten prognostiziert als heute der Markt einpreist.
In der Vergangenheit haben Frankreich, Italien und Griechenland Linkers verkauft. Ihre Tradition in diesem Markt reicht über Jahre zurück. Sie mussten Investoren einen Anreiz bieten, um ihre Staatsschulden zu kaufen. Diese Länder wiesen vor dem Eintritt in die Europäische Währungsunion höhere Inflationsraten aus als der Stabilitätsanker Deutschland. Übrigens haben wir heute so viele Wachstumsprobleme in Deutschland, weil deutsche Unternehmen den kompetetiven Vorteil billigen Geldes nicht mehr haben. Alle Mitglieder der Eurozone profitieren heute von der Rigidität deutscher Geldpolitik, weil die Tradition monetärer Disziplin in den Eurotower Einzug gehalten hat. Unsere europäischen Nachbarn und Unternehmen können sich genauso günstig refinanzieren wie die Deutschen in den 70er und 80er Jahren. Giscard d’Estaing und Mitterand waren Visionäre.
Versicherungen oder Pensionskassen zeigen großes Interesse an Linkers, weil sie Zahlungsflüsse (Auszahlungen an Versicherungsnehmer oder Pensionäre) in Zukunft zu bedienen haben. Sie scheuen Unsicherheit und greifen gerne zu. Trägt das Inflationsrisiko doch der Staat.
Das wohl größte Risiko an den Bondmärkten ist die Entwicklung der Geldstabilität. Mit der richtigen Einschätzung dieser Einflussvariablen steht und fällt der Erfolg eines Anleiheinvestments. Notenbanker analysieren Preissteigerungsraten und die Preisfindung an Arbeits- (Lohnfindung) und Gütermärkten. Die Einschätzung der inflationären Risiken ist Ausgangspunkt der Geldpolitik. Die Steuerung der Zinssätze und Geldmengenaggregate zielt in der Eurozone hauptsächlich auf die Geldwertstabilität. In den USA verfolgt die Federal Reserve Bank auch eine solide volkswirtschaftliche Entwicklung. Doch auch hier steht das Vertrauen in das Zahlungsmittel einer Volkswirtschaft im Mittelpunkt der Betrachtung. Im Krisenfall würde das Politikziel der Geldwertstabilität wahrscheinlich vor das Postulat der wirtschaftlichen Entwicklung treten.
Anlagen in inflationsindexierten Rentenpapieren nehmen einem Fondsmanager ein wenig das Spiel um die Prognosen volkswirtschaftlicher Entwicklung ab. Zwar braucht ein Vermögensverwalter, der einen auf diese Wertpapiere spezialisierten Fonds leitet, auch eine Marktmeinung, sie fällt aber weniger ins Gewicht als bei konventionellen Anleihefonds. Der Profil des Investor ist einfach ein anderes: Er will das Risiko minimieren, möglichst alle Eventualitäten ausschließen. Ein Vermögensverwalter in diesem Anlagesegment würde niemals von Chancen sprechen.
Warum nun das zweischneidige Schwert? Als Staatsbürger sollten wir mittelfristig Interesse an einer moderaten Inflation haben. Sie entwertet wenigsten ein wenig den Schuldenberg von 1 500 Milliarden Euro. Als Anleger steht für uns der Kapitalerhalt im Vordergrund.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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