Bruttoinlandsprodukt – Frostiges Winterhalbjahr
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1. Das Statistische Bundesamt bestätigte heute seine Schnellschätzung vom 13. Februar, in der es eine Schrumpfung des Bruttoinlandprodukts im Schlussquartal 2008 um 2,1 % feststellte. Zudem wurden heute die dieser Schätzung zugrunde liegenden Details veröffentlicht. Aus diesen Details (Übersicht unten links) und weiteren Informationen lässt sich schon heute ein recht detailliertes Bild der konjunkturellen Entwicklung im ersten Quartal 2009 herleiten, das uns zu einer Abwärtsrevision der Konjunkturprognose veranlasst. Im Folgenden räumen wir daher dem Ausblick Vorrang vor einer „wirtschaftshistorischen Betrachtung“ ein.
2. Rekordverdächtig war der Einbruch der Exporttätigkeit: Nur im Jahr 1991 gab es ein Quartal, indem die saisonbereinigten Exporte stärker in sich zusammenfielen als zum Jahresende 2008 (-7,3 % qoq). Bis Oktober ging es im Außenhandel noch recht moderat zu, doch ab November gab es kein Halten mehr:Vor dem Hintergrund einer einstürzenden globalen Nachfrage sackte die Warenausfuhr in nur zwei Monaten um insgesamt 14 % ab. Diese starke Abwärtsdynamik ist nicht nur Ursache für das schlechte Exportergebnis im Schlussquartal 2008, sie stellt auch eine Erblast für das erste Quartal 2009 dar: Denn der monatliche statistische Unterhang für das erste Quartal beträgt immerhin -6 %. Das heißt allein schon bei einer Stagnation der Exportaktivität zwischen Januar und März käme es zu einem weiteren Rückgang der Warenausfuhr um 6 % qoq (Schaubild). Die Crux ist, dass derzeit kaum jemand so optimistisch ist, eine Stagnation zu erwarten.
3. Die Ausrüstungsinvestitionen gaben zum Jahresende 2008 um 4,9 % qoq stärker als in der 93er-Rezession nach. Doch ein weiterer, beschleunigter Rückgang ist für den Jahresbeginn 2009 zu erwarten. Angesichts des Wegbrechens der Absatzmärkte sank der Auslastungsgrad der industriellen Produktionskapazitäten dramatisch: in nur einem Quartal um 8,6 Prozentpunkte, mehr als doppelt so stark wie im bislang schlechtesten Quartal. Klar, dass in einer solchen Situation Unternehmen daran gehen, die Kapazitäten zu bereinigen, also Investitionen zurückzufahren. Die Bauinvestitionen zeigten sich im vierten Quartal 2009 unerwartet schwach (-1,3 % qoq). Bevor die Stimuli durch die Konjunkturpakete ankommen, dürften der harte Winter und zuletzt rückläufige Auftragseingänge die Bauinvestitionen nochmals in Mitleidenschaft ziehen.
4. Der private Konsum enttäuschte im Schlussquartal 2008 mit einem Rückgang um 0,1 % qoq, ruhten auf ihm doch aufgrund eines bis dahin noch robusten Arbeitsmarktes und einer gesunkenen Inflation viele Hoffnungen. Die Chancen stehen jedoch gut, dass es Anfang 2009 zu einer erfreulichen Überraschung kommt, denn die Reaktion der Haushalte auf die Abwrackprämie zeigt, dass bislang eine Bereitschaft zu konsumieren noch vorhanden ist. Allein von den derzeit über 100.000 gestellten Anträgen auf eine Abwrackprämie könnte ein Konsumstimulus im ersten Quartal von rund 0,4 Prozentpunkten ausgehen.
5. Eine große Hypothek für die konjunkturelle Entwicklung im ersten Quartal 2009 geht von dem Lageraufbau Ende des vergangenen Jahres aus. Dieser trug 0,5 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Den Unternehmen brach die Nachfrage schneller weg, als sie die Produktion drosseln konnten. Das führte zu einem ungeplanten Lageraufbau, der korrigiert werden wird, sobald die Möglichkeit vorhanden ist. Dann wird Nachfrage zunächst aus den Lagern und nicht durch zusätzliche Produktion bedient.
6. Fügt man alles zusammen, so lässt sich unsere bisherige Prognose einer Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 0,8 % qoq im ersten Quartal 2009 nicht aufrechterhalten. Wir gehen nun von einer Schrumpfung um 1,5 % qoq aus. Die Erblasten aus dem Schlussquartal 2008 und die Rahmenbedingungen sind zu schlecht. Unseren weiteren Ausblick, der von einer Stabilisierung im zweiten Halbjahr ausgeht, belassen wir aber unverändert. Hoffnungsvolle Signale von den Frühindikatoren – wie den ifo Geschäftserwartungen nähren diese. Für das Gesamtjahr 2009 erwarten wir somit einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 3½ % - Konjunkturpaket inklusive.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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