Kommentar
18:02 Uhr, 05.10.2005

BRIC – Die fantastischen Vier?

Brasilien, Russland, Indien und China sind die wirtschaftlich bedeutensten Emerging Markets. Werden diese Länder ihre Spitzenposition halten oder gar ausbauen können? Und wenn ja, ist einem Anleger die Beimischung von Aktien aus diesen Ländern im Portfolio zu empfehlen?

Sogenannte Schwellenländer, häufi g wird auch der englische Begriff „Emerging Markets“ verwendet, profitieren besonders von einer zunehmenden Einbindung in die Weltwirtschaft. Ob als Rohstoffl ieferant oder Produktionsstandort, die Bedeutung aufstrebender Volkswirtschaften nahm in den letzten Jahren zu. Die Länder Brasilien, Russland, Indien und China, kurz „BRIC“, werden an erster Stelle genannt, wenn es um besonders aussichtsreiche Kandidaten geht. Eine zunächst verwunderliche Auswahl, denn schaut man auf die jeweilige Wirtschaftsstruktur, werden enorme Unterschiede offenbar. Der vorrangige Grund für die zentrale Wahrnehmung der BRIC-Staaten dürfte ihr hohes wirtschaftliches Gewicht im Kreis der Emerging Markets und ihre außergewöhnliche wirtschaftliche Dynamik sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die BRIC-Länder in puncto Wirtschaftsleistung mit den großen Industriestaaten gleichziehen. Wie aber von diesem Aufholprozess profitieren?

Aufholjagd der Schwellenländer

Schwellenländer sind von Strukturen zwischen Entwicklungsland und Industrienation gekennzeichnet. Ihre Wirtschaft befi ndet sich in einem Stadium des Umbruchs. Üblicherweise verliert dabei die bislang dominierende Agrarwirtschaft an Bedeutung und die industrielle Fertigung nimmt eine immer größere Rolle ein. Das Wirtschaftswachstum beschleunigt sich und liegt für lange Zeit über dem von weiter entwickelten Volkswirtschaften. Zu der Liste der klassischen Schwellenländer, wie z.B. Indien und Brasilien, kamen Anfang der neunziger Jahre die sogenannten Transformationsländer hinzu: jene Länder also, die nach dem Zusammenbruch des Ostblocks begannen, ihr Wirtschaftssystem von einer Planwirtschaft zu einer Marktwirtschaft umzuwandeln. Auch hier ist in der Regel aufgrund der „Entfesselung“ schlummernder Ressourcen mit einem besonders hohen gesamtwirtschaftlichen Wachstum zu rechnen. Tatsächlich zeigten sich die BRIC-Staaten in den letzten Jahren besonders wachstumsstark. Im Zehnjahresdurchschnitt wuchs das kaufkraftgewichtete Bruttoinlandsprodukt (BIP) der BRIC-Staaten jährlich um über 6 %. In den kommenden Jahren ist eine Beschleunigung auf durchschnittlich mehr als 7 % zu erwarten. Zur gleichen Zeit müssen sich die Industriestaaten mit immer magereren Zuwächsen ihrer Wirtschaftsleistung zufrieden geben. Während Japan, Deutschland und die USA Anfang der sechziger Jahre zu den dynamischsten Wirtschaftsnationen der Welt zählten, sind sie spätestens seit den frühen achtziger Jahren durch ein abnehmendes Trendwachstum gekennzeichnet. Langfristig ist hier mit kaum mehr als 2,5 % Plus per annum zu rechnen. Die abnehmende Wachstumsdynamik spiegelt sich auch im Größenvergleich zwischen den G7- und BRIC-Staaten wider. Im Zeitraum 1960-80 wuchsen beide Länderzusammenstellungen mit gleicher Geschwindigkeit. In den folgenden 25 Jahren verdoppelten die BRIC-Staaten ihre relative Wirtschaftsgröße von rund zehn auf jetzt zwanzig Prozent. Nach Prognosen der Dresdner Bank sollte sich der Aufholprozess weiter beschleunigen, sodass die G7 in sieben Jahren nur noch viermal so viel erwirtschaften würden wie die BRIC-Länder. Aus heutiger Sicht erscheint es realistisch, dass spätestens 2050 die BRIC gemessen an der Wirtschaftskraft in US$ mit den G7 mithalten können. Allerdings wäre der Aufholprozess auch dann noch nicht abgeschlossen. Heute stellen die BRIC-Staaten rund 45 % der Weltbevölkerung. Das entspricht in etwa dem Vierfachen der Einwohner der G7-Staaten. Nach Schätzungen der Uno dürfte sich das Bevölkerungsverhältnis in den kommenden 45 Jahren nicht ändern. Das Pro-Kopf-Einkommen der G7-Staaten dürfte somit 2050 rund viermal so hoch sein wie das der vier größten Schwellenländer.

BRIC für BRIC

Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen der einzelnen BRIC-Staaten? Im folgenden werden ihre wichtigsten Charakteristika dargestellt. Die Länderreihenfolge wurde inhaltlichen Aspekten angepasst.

Russland

Die russische Wirtschaft wird durch den Energiesektor dominiert:

- Rohölexporte haben einen Anteil von rund 60 % an den russischen Ausfuhren.

- An der globalen Rohölproduktion hatte Russland 2003 einen Anteil von gut 11 %. Das macht das Land, nach Saudi-Arabien zum derzeit zweitwichtigsten Rohölproduzenten der Welt. An den weltweiten Ölvorkommen hat Russland einen Anteil von 5 % und steht damit im Ländervergleich an neunter Stelle.

- Mehr als ein Viertel der weltweiten Erdgasvorkommen liegen auf russischem Territorium. Nur noch Katar und Iran weisen mit jeweils rund 15 % ebenfalls zweistellige Anteile an den weltweiten Gasreserven auf. Auch bei der Produktion von Erdgas ist Russland weltweit Spitze, knapp gefolgt von den USA.

Kontinuierlich steigende Rohölpreise bescheren Erdölproduzenten und dem russischen Staat seit Ende der neunziger Jahre unvorhergesehen hohe US$-Einkünfte. Dies ermöglichte die frühzeitige Tilgung von Staatsschulden: Der Umfang von Schulden der öffentlichen Hand in Russland wurde seit 1999 auf rund 35 % des BIP halbiert. Auf den ersten Blick könnte die einseitige Abhängigkeit vom Öl und Gas auch Anlass zur Sorge geben, die russische Wirtschaft ist jedoch relativ gut auf Zeiten fallender Ölpreise vorbereitet: Der öffentliche Haushalt würde nach der aktuellen Planung erst bei Ölpreisen unter 30 US$/Barrel ins Defi zit rutschen. Devisenreserven auf Rekordstand bilden einen Puffer gegen externe Schocks.

Brasilien

Was Öl und Gas für Russland sind, sind Eisen, Kaffee und Soja für Brasilien: Vor allem beim Export dieser Güter liegt Brasilien auf dem Weltmarkt vorne. Und selbst wenn ihr Anteil an den brasilianischen Ausfuhren heute deutlich geringer ist als noch vor zehn Jahren, wirken sich hohe Preise für Soja und Eisen positiv auf die brasilianische Handelsbilanz aus. Brasilien ist allerdings viel mehr als nur ein Rohstoffproduzent. 2004 exportierte das sowohl nach Fläche als auch Wirtschaftsleistung größte Land Lateinamerikas zu weit über 50 % Güter aus industrieller Fertigung. Brasilien produziert auch Öl, der Anteil am weltweiten Aufkommen ist mit 1 % aber beispielsweise verglichen mit Russland gering. Immerhin kann das Land seinen Ölbedarf aus eigender Produktion decken. Hohe Ölpreise haben somit keinen negativen Effekt auf die Leistungsbilanz. Zwar stellt die hohe brasilianische Auslandsschuld (rund 170 % der Exporte) nach wie vor ein Problem dar und die vergleichsweise niedrige Sparquote sowie Investitionsrückstände im Infrastrukturbereich hemmen das Wirtschaftswachstum. Seit 2003 ermöglichten jedoch Überschüsse in der Leistungsbilanz einen Aufbau an Devisenreserven, das Wirtschaftswachstum dürfte sich 2005 auf knapp 4 % beschleunigen. Anpassungen in der Struktur der Staatsverschuldung minderten die Verwundbarkeit des Landes gegenüber externen Schocks.

China

Immer wieder ist von Produktionsverlagerungen aus Industrieländern nach China zu lesen. Ist das größte asiatische Land bald der weltweit wichtigste Produktionsstandort? Umfassende wirtschaftspolitische Reformen haben in China eine lange Tradition. Seit Ende der siebziger Jahre ist die Regierung bemüht, die ökonomischen Strukturen des Landes zu verbessern. Mit Erfolg: Der Anteil industriell gefertigter Güter an den Exporten liegt mittlerweile bei gut 50 %. Der Beginn des Umbruchs lässt sich am Wirtschaftswachstum ablesen. Seit 1982 wächst Chinas Wirtschaft, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Jahr für Jahr mit mehr als 7 %. Von einem derart kontinuierlichen Wachstum träumen nicht nur Industrienationen; auch im direkten Vergleich mit anderen Schwellenländern liegt China im langfristigen Vergleich beim Wachstum an der Spitze. Trotz der lang anhaltenden Phase eines außergewöhnlichen hohen Wachstums ist China vom Status eines Industrielandes weit entfernt. Wie Russland befi ndet sich China noch immer im Transformationsprozess von einer Plan- zu einer Marktwirtschaft. Solche umfassenden Reformprozesse kosten Zeit und bergen Risiken kurzzeitiger Rückschläge.

Und Indien?

Indien macht seit Jahren vor allem durch die erfolgreiche Ansiedlung von englischsprachigen Call-Centern und Software- Unternehmen von sich reden. Eine starke Rolle bei Dienstleistungsexporten ist für ein Schwellenland ungewöhnlich und die Entwicklung dieses sicher auch weiter dynamisch wachsenden Sektors ist im Falle Indiens positiv hervorzuheben. Obwohl der IT-Sektor 2003 gerade einmal 3 % des indischen BIP ausmachte, wurde das gesamtwirtschaftliche Wachstum der letzten Jahre maßgeblich vom Dienstleistungssektor bestimmt. Der Schwerpunkt der indischen Wirtschaft liegt jedoch nach wie vor in traditionellen Bereichen: Rund ein Viertel des Wirtschaftsgeschehens spielt sich in der Landwirtschaft ab, zwei Drittel der Inder arbeiten in diesem Sektor. Auch der indische Außenhandel ist von traditionellen Gütern geprägt. In der Industrie dominiert der Textilbereich. Die nach wie vor hohe Dominanz der Landwirtschaft spiegelt sich auch im Einkommensniveau Indiens wider. Das Land liegt beim Pro-Kopf Einkommen innerhalb der BRIC-Staaten mit Abstand an letzter Stelle.

Stark vereinfacht lässt sich festhalten: Brasilien steht für Rohstoffe und Agrargüter, Russland für Öl und Gas, Indien hat mit IT- und Callcenter- Dienstleistungen eine vielversprechende Nische gefunden und China ist hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit in vielen industriellen Bereichen am weitesten.

Vom Aufschwung partizipieren?

Wie ist es um die Aktienmärkte der BRIC-Staaten bestellt? Was für Sektoren dominieren die jeweiligen Börsen? Wie sind BRIC-Aktien zur Zeit bewertet und welche Risiken stehen den Chancen gegenüber?

Struktur:

Aufgrund meist nur weniger Aktiengesellschaften auf dem Binnenmarkt werden Schwellenlandbörsen häufi g von wenigen Sektoren dominiert. Im Fall der BRIC-Börsen decken sich die führenden Branchen meist mit den zuvor beschriebenden dominanten Sektoren. In Brasilien belegen Rohstoff- und Energiewerte rund 60 % des Aktienmarktes, während Russlands Aktiengesellschaften fast zu 80 % Energieunternehmen sind. Bei Indien deckt sich die IT-Wachstumsstory und das hohe Gewicht der Binnenwirtschaft mit der großen Bedeutung von IT- beziehungsweise Konsumwerten an der Börse in Mumbai (ehemals Bombay). Hier überrascht jedoch das ebenfalls hohe Gewicht von Energiewerten. Der chinesische Aktienmarkt wird dominiert von Telekommunikationsunternehmen (41 %). Darin spiegelt sich die Tatsache wider, dass China mittlerweise das Land mit den meisten Handybenutzern der Welt ist. Insgesamt zeigt der sektorale Blick, dass es selbst beim Kauf des breiten BRIC-Aktienmarktes zu einem Übergewicht einzelner Sektoren kommt. Übrigens ist die Marktkapitalisierung in den BRIC-Länder verglichen mit der Wirtschaftskraft der Länder noch gering: Setzt man den Wert der BRIC-Aktien ins Verhältnis zum MSCI-Emerging Markets, kommt man auf rund 30 %. Gemessen an ihrer Wirtschaftskraft machen die BRIC-Staaten innerhalb der Ländergruppe mit niedrigem und mittleren Volkseinkommen hingegen rund 40 % aus. Ähnlich sieht es im weltweiten Vergleich aus.

An der globalen Wirtschaftsleistung hatten BRIC-Staaten 2003 einen Anteil von 8 %, ebenfalls ein deutlich höherer Wert als das Gewicht der Aktiennotierungen von rund 2 % innerhalb der MSCI-Aktienindizes. Auf dem wirtschaftlichen Weg nach oben werden sich auch die Kapitalmärkte der BRIC-Staaten weiterentwickeln. Der Anteil der BRIC-Länder an den Weltaktienmärkten wird zunehmen, ob über die Emissionen neuer Aktien oder durch überproportionale Kurssteigerungen.

Risiko:

An Schwellenlandbörsen ist im Vergleich zum Weltaktienmarkt mit stärkeren Kursschwankungen zu rechnen. Üblicherweise wird das Ausmaß des Hin und Hers der Kurse durch die Standardabweichung, die sogenannte Volatilität, quantifi ziert. Im Vergleich der BRIC-Börsen war das Risiko russischer Aktien am größten. Die Kurse schwankten hier seit April 1995 im Monat um durchschnittlich 20 %, fast doppelt so stark wie bei den anderen BRIC-Staaten. Zum Vergleich: die Volatilität des weltweiten Aktienmarktes lag im gleichen Zeitraum bei rund 5 %. Wem das Volatilitätsmaß zu abstrakt ist, hilft das folgende Beispiel: Wer im Oktober 1998, kurz bevor der russische Staat seinen Bankrott einräumen musste, russische Aktien hielt und die Nerven verlor, hätte beim Verkauf seiner russischen Titel im Vorjahresvergleich durchschnittlich einen Verlust von 94 % verbucht. Auf der anderen Seite ging es zuvor (zwischen März 1996 und ’97 gut 400 % in die Höhe. Innerhalb eines Jahres! Und auch wer in Zeiten der Russlandkrise die nötigen Nerven behielt, konnte sich im März 2000 über eine Verdreifachung des MSCI-Russia innerhalb von zwölf Monaten freuen. In den letzten Jahren spiegelten sich unter anderem die besseren Rahmenbedingungen für Emerging-Market-Börsen in einem Rückgang der Kurs-Schwankungsbreite von BRIC-Aktien wider. Vor allem chinesische Aktien kamen in ruhigeres Fahrwasser; die Volatilität näherte sich hier mit 6,6 % an den Welt-Aktienmarkt an (Volatilität MSCI-World 2002-05: 4,4 %). Für die Entwicklung eines Aktienportfolios interessant: Die Korrelation der BRIC-Länder untereinander ist mit Werten von unter 50 % erstaunlich niedrig.

Engere Zusammenhänge sind hier auf sektoraler Ebene festzustellen: Brasilianische Aktien hingen in der Vergangenheit eng mit den Rohstoffmärkten zusammen, und der Kurs russischer Aktien wird selbstverständlich neben lokalen Faktoren stark vom Ölpreis dominiert.

Performance:

Lohnte sich in der Vergangenheit eine Investition in BRIC-Aktien? Wer vor fünf Jahren sein Geld in die BRIC-Länder investierte und bis heute „ruhen“ ließ, hat bewegte Zeiten hinter sich. Eine Bilanz der Wertentwicklung fi ele heute von Land zu Land unterschiedlich aus. Die Aktienmärkte Russlands und Brasiliens entwickelten sich seit Mitte 2000 prächtig, chinesische und indische Aktien haben nicht enttäuscht, waren aber auch nicht besser als der breite Markt. Umgerechnet in Euro wiesen russische Aktien im Betrachtungszeitraum mit einen Plus von gut 220 % die erfreulichste Entwicklung auf. Eine breite Aktienanlage in Brasilien und Indien läge heute immerhin rund 40 % über dem Einstandskurs. Chinesische Aktien hätten gerade mal ein Plus von knapp 20 % gebracht. Vergleichsweise enttäuschend, denkt man an die hohe chinesische Wirtschaftsdynamik in dieser Zeit.

Bewertung:

Vor allem an den Börsen in Brasilien und Indien ging es in den letzten Jahren steil bergauf! Sind die Aktien dieser Länder bereits überteuert? Ist China, angesichts der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung, ein Schnäppchen? Stand und Entwicklung des Verhältnisses von Kursen zu Unternehmensgewinnen (KGV) sind gute Indikatoren zur Beantwortung dieser Frage. Allerdings sollte man vorsichtig bei Vergleichen zwischen strukturell unterschiedlichen Länderindizes sein. Das höhere Risiko von Schwellenländern resultiert meist in einem Kursabschlag, was für ein niedriges KGV an Schwellenlandbörsen spricht. Auf der anderen Seite würde die Aussicht auf überdurchschnittliche Unternehmensgewinne ein vergleichsweise hohes KGV in Emerging Markets rechtfertigen. Die Dominanz unterschiedlicher Sektoren in den BRIC-Staaten erschwert den Vergleich zusätzlich. Energie- und Rohstoffaktien zeichnen sich traditionell durch relativ zum Gesamtmarkt niedrige KGV aus, während High-Tech-Aktien in der Regel gemessen am KGV teuer sind. Berücksichtigt man diese Faktoren, erscheinen BRIC-Aktien insgesamt zur Zeit weder teuer noch billig: Alle drei Länderindizes weisen ein KGV unterhalb des weltweiten Durchschnitts (der Risikoabschlag) auf, und die Differenzen der aktuellen Bewertungsniveaus lassen sich durch die unterschiedlichen Branchengewichte rechtfertigen. Auch der Blick zurück zeigt keine außergewöhnliche Bewertung an. Das KGV von chinesischen Papieren ging zwar zuletzt zurück, angesichts der bevorstehenden Freigabe bislang staatlicher Aktien für den Börsenhandel wäre es jedoch leichtfertig, hier von einem Schnäppchen zu sprechen. „Angemessen“ scheint das derzeitige Bewertungsniveau am besten zu charakterisieren.

Summa Oeconomica:

Die BRIC-Staaten zählen zu den wachstumsstärksten Schwellenländern. Die wirtschaftliche Dynamik dieser Länder wird sich in den kommenden Jahren verstärken.

Unterschiedliche Sektoren dominieren die wirtschaftliche Entwicklung: im Fall Russlands Öl, bei Brasilien Rohstoffe und Agrargüter und bei Indien IT-Dienstleistungen. China dient zunehmend als hochentwickelte Werkbank der Industriestaaten.

Dank außergewöhnlich hoher Devisenbestände und einer Reihe struktureller Reformen sind die Länder für schwierigere Zeiten gewappnet. Drei der vier Staaten werden von den großen Ratingagenturen mit „Investment-Grade“ bewertet.

Eine gleichverteilte Aktienanlage in die vier größten Schwellenländer war in der Vergangenheit lohnend. Die teilweise enttäuschende Entwicklung einiger Länderindizes wurde durch besonders dynamische Aufwärtsbewegungen in anderen mehr als kompensiert. Wie bei allen Schwellenlandaktien stehen den besonders hohen Chancen außergewöhnlich hohe Risiken gegenüber. Meist lohnte es sich jedoch, auch in schwierigen Zeiten die Nerven zu behalten.

Aufgrund des Aufholpotenzials bei der Börsenkapitalisierung und angemessener Bewertungsniveaus, erscheinen BRIC-Aktien aus heutiger Sicht attraktiv.

Insgesamt stellt eine Aktienanlage in die BRICLänder eine interessante Portfoliobeimischung dar. Eine niedrige Korrelation der Aktienmärkte untereinander sowie der vergleichsweise geringe Gleichlauf mit anderen Regionen stellt einen zusätzlichen Vorteil dar.

Fantastisch, im Sinne von außergewöhnlich, sind die BRIC-Länder allemal. Angesichts des hohen Aufholpotenzials muss man kein Fantast sein, um eine zunehmend dominante Rolle der Vier zu erwarten.

Quelle: dit

Der dit (Deutscher Investment Trust) verfügt über fast 50 Jahre Fondsmanagement-Erfahrung in Deutschland und ist Teil einer der größten Vermögensverwalter der Welt – der Allianz Dresdner Asset Management. In über 100 Fonds verwaltet der dit mehr als 58 Mrd. Euro (Stand: Mitte Februar 2005).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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