Kommentar
09:02 Uhr, 13.03.2015

Breiter US-Aufschwung: Die Inflation kommt!

In den USA ist wirtschaftlich gesehen nicht alles Gold, was glänzt. Trotzdem ist das Land vielen anderen in der Krisenbewältigung Jahre voraus.

Mit den Arbeitsmarktzahlen für Februar sind gleich mehrere positive Nachrichten geglückt. Mit 5,5% ist die Arbeitslosenrate so niedrig wie seit Mai 2008 nicht mehr. Die Menschen in Arbeit verdienen zwar real etwas weniger als vor der Krise, aber wahrscheinlich gilt derzeit noch das Motto: besser Arbeit mit niedrigem Lohn als überhaupt keine Arbeit.

Gleichzeitig zu einer Arbeitslosenrate, die fast schon an Vollbeschäftigung grenzt, sank die Rate vergangenes Jahr erstmalig seit 30 Jahren in allen Bundesstaaten. Das ist eine starke Leistung. Bei über 50 Bundesstaaten ist es gar nicht so leicht, überall den gleichen Trend zu haben. Die wirtschaftlichen Bedingungen sind ja dann doch in jedem Landesteil etwas anders.

Wenn man jetzt einmal nicht davon ausgeht, dass das nur reiner Zufall war, dann ist das eine wirklich gute Nachricht. Die USA, mit all ihren Staaten, haben einen flächendeckenden Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt. Wie gesagt, das gab es seit 30 Jahren nicht mehr.

Enttäuschend waren bei den Daten die Entwicklungen an der Lohnfront. Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind so gut wie nicht gestiegen. Schon lange wird darauf gewartet, dass die Menschen nicht nur nominal etwas mehr verdienen, sondern auch real. Steigende Löhne würden sich früher oder später auch in höhere Inflation umsetzen. Bisher wurden die Hoffnungen enttäuscht. 2015 ist es nun aber soweit. Vieles deutet auf einen Trendwechsel hin. Die Löhne dürften steigen.

Grafik 2 zeigt die Arbeitslosenrate, das jährliche Wachstum der Stundenlöhne soweit die Jahresinflationsrate. Inflation und Stundenlöhne gehen Hand in Hand. Negativ korreliert ist die Arbeitslosenrate. Das macht Sinn. Sind mehr Menschen arbeitslos, dann lassen sich kaum Lohnsteigerungen erzielen. Es gibt zu viele Menschen, die arbeiten könnten. Dem Gesetzt von Angebot und Nachfrage nach ist es schwierig bei einem Überangebot von Arbeit Lohnerhöhungen durchzusetzen.

Die Stundenlöhne wachsen derzeit kaum. Gleichzeitig fällt die Inflation. Das ist nicht verwunderlich. Woher soll die Inflation auch kommen, wenn die Nachfrage nicht überdurchschnittlich steigt? Die Nachfrage kann nur überdurchschnittlich steigen, wenn die Löhne wachsen. Das führt zu einer erhöhten Nachfrage und kleinen Kapazitätsengpässen. Die Preise für Waren würden steigen. Die Inflation wäre da.

Um den Zusammenhang von Arbeitslosenrate und Stundenlöhnen besser darzustellen zeigt Grafik 3 die inverse Arbeitslosenrate. Je höher der Wert ist, desto niedriger ist die Rate. Auf diese Art laufen dann Inflation, Stundenlöhne und Arbeitslosenrate parallel. Seit Beginn der Krise driften sie jedoch auseinander. Die Inflation sinkt, obwohl die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Das bleibt wahrscheinlich nicht mehr lange so. Die Stundenlöhne fingen historisch dann an überproportional zu steigen, wenn die Arbeitslosenrate unter 5,5% fiel. An diesem Punkt sind wir nun angelangt. Es ist daher zu erwarten, dass die Stundenlöhne noch im ersten Halbjahr 2015 deutlich anziehen werden. Die Inflationsrate folgt dann schnell.

Es erscheint zwar vollkommen unwahrscheinlich, aber es ist tatsächlich möglich, dass die Notenbank die Zinsen doch rascher anheben muss als gedacht. Nimmt die Inflation erst einmal Fahrt auf, dann hält sich der Trend erst einmal für längere Zeit. Beginnen gleichzeitig die Ölpreise wieder zu steigen, dann ist das Inflationsziel von 2% sehr schnell überschritten.

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11 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ich bin werder arm noch reich, habe was ich will und das in guter, haltbarer Qualitaet. Was bitte soll ich nun noch kaufen? Ich denke so geht es der Mehrheit. Selbst mit geschenktem Geld wuerde ich nichts mehr an nachhaltigen Guetern kaufen. Der Rest wuerde gern, kann aber nicht. Wer bitte verschuldet sich heute in Zeitarbeit? Egal wie man es dreht, es wird nicht aufgehen. Balic dry. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

    13:55 Uhr, 13.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Jaja, schon klar. Breiter Aufschwung mit Deflation. Welchen Schwachsinn will man uns sonst noch weismachen? Baltic dry spricht die Sprache der Realitaet abseits der Pixelfantasiewelt.

    13:43 Uhr, 13.03. 2015
  • Garten
    Garten

    ... empfehle diese vid zu den Werten der Eurozone, nur bis 16.3. verfügbar:

    http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Die-Spur-der-Troika/Das-Erste/Video?documentId=26963948&bcastId=799280

    12:52 Uhr, 13.03. 2015
  • Garten
    Garten

    ... stimmt , langfristig kann der Euro nicht so niedrig sein ...

    12:36 Uhr, 13.03. 2015
  • Otua
    Otua

    "Die Nachfrage kann nur überdurchschnittlich steigen, wenn die Löhne wachsen. Das führt zu einer erhöhten Nachfrage und kleinen Kapazitätsengpässen. Die Preise für Waren würden steigen. Die Inflation wäre da."

    So einfach bzw. linear ist das leider nicht.

    Ob die erhöhte Kaufkraft zu erhöhter Nachfrage führt oder eher zum Sparen/Schuldentilgung hängt ja auch vom Verbrauchervertrauen ab.

    10:01 Uhr, 13.03. 2015
  • Garten
    Garten

    Laut Krugman dauerte es in den 90 ern mehr als 4 Jahre, beim jetzigen Arbeitslosenstand: 5,5 %, bis es zu einer Erhöhung der Inflation ohne Energie und Nahrung kam. Vgl aktuellen Blog New York Times. Weiterhin müssen wir mit einem Export der Stagnation Europas in die USA rechnen durch den steigenden Dollarkurs (Krugman). Langfristig wird die Stagnation grundsätzlich voll über die Wechselkurse weitergegeben. Ich meine 25 % Euroabwertung bedeuten ja ca. 25 Jahre Produktivitätswachstum bei ca 1 % Arbeitsproduktivitätswachstum pro Jahr. Das macht riesig viel aus bei der Wettbewerbsfähigkeit. Die starke Euroabwertung bedeutet, dass die Probleme in der Eurozone vom Markt als sehr langfristig eingestuft werden. Die Zinsdifferenzentwicklung zwischen den USA und der Eurozone rechtfertigen eigentlich nur 9 % Abwertung bei10 Jahren (Krugman).

    09:47 Uhr, 13.03. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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