Brasilien – Ein Jahr der Herausforderungen
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Präsident Lula da Silva versucht den Drahtseilakt zwischen einer klar marktfreundlichen Politik und den national orientierten Präsidenten Venezuelas, Boliviens, Ecuadors und Argentiniens. Dieser Ansatz bietet Lula da Silva bestenfalls die Möglichkeit besserer Handel- und Investitionsbeziehungen sowie einen leichteren Energiezugang. Vor diesem Hintergrund ist die Strategie des Präsidenten durchaus nachvollziehbar. Im Jahresverlauf wird sich zeigen, ob es dem Präsidenten des größten Landes und der wichtigsten Volkswirtschaft in der Region gelingt, sich an die Spitze einer stärkeren wirtschaftlichen Integration der Gesamtregion zu stellen. Konjunkturell sollte ihm dies mit einer schrittweise zunehmenden Dynamik gelingen. Weitere Zinssenkungen sollten den Trend zusätzlich untermauern.
Die monetären Impulse werden allerdings langfristig kaum ausreichen, um die Wirtschaft Brasiliens auf einen höheren Wachstumspfad zu führen. Es wäre daher zu wünschen, dass es Präsident Lula da Silva gelingt eine breite politische Allianz zu bilden, die Fortschritte in wichtigen Bereichen wie bspw. der finanzpolitischen Flexibilität der Regierung erzielt. In seiner ersten Amtszeit hatten Initiativen des Präsidenten kaum ein Chance den oppositionell dominierten Kongress zu passieren. Auch nur leichte Fortschritte dürften deshalb sowohl von der brasilianischen Wirtschaft als auch von ausländischen Unternehmen positiv aufgenommen werden. Den Nachholbedarf bei der Investitionsdynamik signalisiert die Investitionsquote (Anlageinvestitionen gemessem am BIP), die im Vergleich zu anderen Emerging Markets nach wie vor recht niedrig ist.
Eine Verbesserung des Investitionsklimas ist neben der vorsichtigen Finanz- und Wirtschaftspolitik eine zentrale Voraussetzung für höhere Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen. Gelingt dies nicht, besteht die Gefahr, dass Lateinamerika insgesamt im Vergleich zu Asien sowie Mittel- und Osteuropa als Empfänger von Direktinvestitionen weiter zurückfällt. Dies würde die langfristige Wachstumsperspektive eintrüben. Ein wichtiger Anreiz für ausländische Unternehmen in Brasilien zu investieren, könnten die wachsenden Handels- und Investitionsbeziehungen mit Asien sein. Diese sichern Brasilien eine Verknüpfung mit der am schnellsten expandierenden Wirtschaftsregion und lösen die brasilianische Wirtschaft damit schrittweise aus dem regionalen Kontext. Die Anfälligkeit ggü negativen Schocks aus den Nachbarländern sinkt daher.
Die Währung dürfte im Zuge eines langsam zurückgehenden Leistungsbilanzüberschusses und sinkender Zinsen etwas schwächer tendieren. Gleichwohl besteht die Chance, dass politische Impulse einen schnelleren Anstieg der Direktinvestitionen motivieren und auf diese Weise den Real stärken. Das Risiko für den Real besteht vor allem in der Funktion Brasiliens als eine Art Stimmungsindikator für Emerging Market Investoren. Sollte demnach eine überraschend starke Eintrübung der US-Konjunktur zu beobachten sein, dürfte der Real besonders sensitiv darauf reagieren.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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