Analyse
09:30 Uhr, 12.06.2025

BRAINLAB - Börsengang mit KI und Software in der Medizintechnik

Mit einem Rekordumsatz von 239 Mio. EUR im ersten Halbjahr 2024/25 und einer EBITDA-Marge von 22,4 % forciert das Münchner MedTech-Unternehmen Brainlab seinen geplanten Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse.

Erwähnte Instrumente

  • Intuitive Surgical Inc.
    ISIN: US46120E6023Kopiert
    Kursstand: 522,410 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Stryker Corp.
    ISIN: US8636671013Kopiert
    Kursstand: 381,080 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Intuitive Surgical Inc. - WKN: 888024 - ISIN: US46120E6023 - Kurs: 522,410 $ (Nasdaq)
  • Stryker Corp. - WKN: 864952 - ISIN: US8636671013 - Kurs: 381,080 $ (NYSE)
  • Elekta AB - WKN: 896279 - ISIN: SE0000163628 - Kurs: 4,464 € (L&S)

Die angestrebte Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu 200 Mio. EUR soll das profitable Wachstum beschleunigen und den Ausbau des digitalen Ökosystems vorantreiben.

Softwarezentrierter Ansatz und Plattformstrategie

Brainlab hebt sich nach eigenen Worten durch einen softwarezentrierten Ansatz von traditionellen Medizintechnikanbietern ab und positioniert sich als Enabler interoperabler, vollständig integrierter Arbeitsabläufe in der Chirurgie und Strahlentherapie. Die Lösungen des Unternehmens kommen weltweit in rund 4.000 Kliniken zum Einsatz und haben mehr als 22 Mio. Patienten in etwa 120 Ländern erreicht. Insbesondere in der Neurochirurgie und Radiochirurgie – gemeinsam verantwortlich für 91,1 % des Konzernumsatzes 2023/24 – gilt Brainlab als globaler Technologieführer.

„Der globale Gesundheitssektor steht vor gewaltigen Herausforderungen, die mit konventionellen Mitteln kaum mehr zu bewältigen sind“, erklärte Stefan Vilsmeier, Gründer und Mehrheitsaktionär. „Unsere Vision eines digitalen, effizienten und patientenzentrierten Ökosystems fügt sich ideal in das aktuelle Marktumfeld ein.“ Der Börsengang sei ein konsequenter Schritt, um diese Vision schneller Realität werden zu lassen.

Starke Marktstellung und Expansion in neue Indikationen

Mit Plattformen wie Loop-X, Cirq oder ExacTrac hat Brainlab eine durchgängige Technologieinfrastruktur etabliert, die skalierbar ist und das Potenzial hat, weit über die bisherigen Kernbereiche hinaus Wirkung zu entfalten. CEO Rainer Birkenbach betonte: „Wir adressieren aktuell nur einen Bruchteil der klinischen Anwendungsfelder, die wir mit unseren Technologien erschließen können.“

In Zukunft will das Unternehmen verstärkt auch angrenzende Segmente wie Orthopädie, Sportmedizin, HNO oder kardiovaskuläre Eingriffe erschließen. Zudem soll das Vertriebsnetzwerk ausgebaut, der Markteintritt in ambulante OP-Zentren getestet und die Bilanz gestärkt werden. Partnerschaften mit etablierten Playern wie Boston Scientific und Carl Zeiss sollen die Reichweite und Relevanz des Brainlab-Ökosystems zusätzlich erhöhen.

Nachhaltiges Wachstum und starke Kennzahlen

Das Unternehmen weist eine durchaus beeindruckende Wachstumsdynamik auf: Zwischen 2021/22 und 2023/24 stieg der Umsatz von 364 Mio. auf 470 Mio. EUR – ein durchschnittliches Plus von 13,6 % pro Jahr. Im selben Zeitraum kletterte der Bruttogewinn auf 294 Mio. EUR (CAGR: 16,6 %), was einer Marge von 62,5 % entspricht.

Nach dem strategischen Verkauf der Pharmasparte von Level Ex sowie der Ausgliederung von Snke konzentriert sich Brainlab auf margenstarke Softwarelösungen und Dienstleistungen. Der bereinigte Umsatz im Geschäftsjahr 2023/24 lag bei 454 Mio. EUR, wobei die Regionen USA (41 %), Europa (46 %) und Asien (13 %) gleichermaßen zum Wachstum beitrugen.

Im ersten Halbjahr 2024/25 erreichte das Unternehmen mit 243 Mio. EUR Umsatz (+14 % gegenüber dem Vorjahr) das beste Halbjahresergebnis seiner Geschichte. CFO Rudolf Kreitmair erklärte: „Die Kombination aus wachsendem Softwareanteil, zunehmenden Skaleneffekten und solider Profitabilität eröffnet uns erhebliches Zukunftspotenzial.“

Mittelfristig rechnet Brainlab mit einem jährlichen Umsatzwachstum zwischen 10 und 13 % bei einer EBITDA-Marge im mittleren Zwanzigerbereich. Langfristig soll die Profitabilität auf bis zu 30 % steigen. Das IPO umfasst eine Kapitalerhöhung und die Platzierung von Sekundäraktien zur Erhöhung des Streubesitzes. Die Konsortialbanken umfassen Berenberg und Deutsche Bank als Joint Global Coordinators sowie Commerzbank, Jefferies und UniCredit als Joint Bookrunners. Evercore begleitet die Transaktion als Finanzberater.

Frage ich ChatGPT nach einer passenden Peergroup, so tut sich die KI eher schwer: "Ein direkter Zwilling von Brainlab existiert nicht an der Börse. Am ehesten lässt sich das Unternehmen als Hybrid zwischen Intuitive Surgical (Plattformstrategie, Datenintegration), Stryker (operative Robotik) und Elekta (Strahlentherapie) beschreiben – mit dem entscheidenden Unterschied, dass Brainlab „software-first“ denkt und damit in Richtung Plattformökonomie im MedTech-Sektor geht." Das macht eine faire Bewertung nicht leichter.

Fazit: Natürlich kommt es auch bei diesem spannenden Unternehmen in erster Linie auf den Preis an. Legen wir ein EBITDA von 110 bis 120 Mio. EUR zugrunde, dann wäre eine Bewertung mit rund dem 15-fachen EBITDA durchaus als angemessen zu werten. Software und die Medizintechnikbranche sind nicht billig zu haben. Bei Wachstumsraten von um die 10 bis 13 % pro Jahr und einer EBITDA-Marge von rund 25 % wäre der drei bis vierfache Jahresumsatz drin. Am Ende lande ich in beiden Bewertungsszenarien bei einem möglichen Unternehmenswert zwischen 1,6 und 2 Mrd. EUR. Mal schauen, was die Banken draufschreiben werden. Alles was über die 2 Mrd. EUR hinausgeht, würde ich als das Zukunftspotenzial begreifen, für welches Anleger schon heute tiefer in die Tasche greifen sollen. Das wäre dann ein IPO nach dem Motto "It's probably overpriced". Orientieren sich die Banken hingegen an der Bewertung von Aktien wie Intuitive Surgical, dann wird die Bewertung sicherlich völlig abgehoben ausfallen.

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