Bosch-Chef Hartung hält nichts von Strafzöllen auf E-Autos aus China
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der Chef des Stuttgarter Industriekonzerns Bosch hält nichts von Strafzöllen auf Elektroautos aus China. Stattdessen bricht Stefan Hartung im Gespräch mit Journalisten in Frankfurt eine Lanze für die Welthandelsorganisation WTO, die Hüterin eines freien, regelbasierten Handels, die derzeit allerdings in der Krise steckt.
"Ich bin gegen derart zollbasierte Politik", sagte Hartung am Dienstagabend beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Dies könne zu einer Kettenreaktion führen, bei der sich die Kontrahenten gegenseitig mit immer höheren Zöllen belegen. "Was passiert dann am Ende? Der Welthandel wird behindert", so Hartung, der seit Anfang 2022 Vorsitzender der Geschäftsführung des Stiftungskonzerns ist.
Dies habe man im vergangenen Jahr gesehen, als sich der Welthandel schwach entwickelt habe. Das Volumen des Welthandels mit Gütern und Dienstleistungen stieg nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) 2023 um 0,3 Prozent. Für 2024 wird ein Anstieg von 3,0 Prozent prognostiziert. Geringeres Wachstum könne auch dazu führen, dass die Inflation weiter befeuert werde, so Hartung.
Die Welthandelsorganisation mit Sitz in Genf, deren Gründung im Jahr 1995 für alle beteiligten Staaten sehr anstrengend gewesen sei, habe dagegen nicht nur die Höhe der möglichen Zölle beschränkt, sondern dies auch durchsetzen können.
"Ein regelbasiertes System, das einzige System, wo ein Staat de facto 'vor Gericht gezogen' werden konnte, nach dem Motto: Fehler, Verstoß, und egal wer," sagte Hartung. Die USA, Frankreich oder Deutschland hätten sich alle schon vor der WTO verantworten müssen. Nun sei die Welthandelsorganisation aber "schwer angeschlagen und jetzt sehen wir Zölle in zum Teil nicht gekanntem Ausmaß".
Zu den Vorwürfen gegen China, seine Autobauer würden unfaire staatliche Subventionen erhalten, sagte Hartung, das könne er nicht beurteilen. "Da hatten wir die WTO, das wäre bei der WTO zu einem Prozess gekommen. Das hätte man in einem Verfahren überprüfen und dokumentieren müssen, und da wäre man nicht mit einer Behauptung raus gekommen." Er hoffe, dass die EU bei ihrer Entscheidung, die gleichen Standards anwende, die vor der WTO gelten würden.
Der Bosch-Chef verwies darauf, dass derzeit mehr Fahrzeuge von deutschen Herstellern als von chinesischen aus China importiert würden, weil diese in China bauten. "Und da stellt man sich schon die Frage, was machen wir da genau?"
Die EU-Kommission hat am Mittwoch Strafzölle gegen die Hersteller Saic, BYD und Geely angekündigt, die am 4. Juli in Kraft treten sollen. Die US-Regierung hatte Mitte Mai angekündigt, die Zölle auf Elektroautos aus China von 25 auf 100 Prozent zu erhöhen.
Bosch macht rund 20 Prozent seines Konzernumsatzes in China. Der Marktanteil sei schwer zu definieren, sagte Hartung. Allerdings seien in fast allen Fahrzeugen in China Teile von Bosch verbaut.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/sha/kla
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