Kommentar
12:15 Uhr, 08.03.2019

Boom, Rezession, Stagnation: Was denn nun?

Selten war es so schwierig, die Lage einzuschätzen wie jetzt. Der Grund: jeder Indikator zeigt in eine andere Richtung.

Die Zinsen geben am besten Aufschluss darüber, ob wir eine Rezession erwarten müssen oder nicht. Das Problem dabei: je nachdem, auf welchen Zinssatz man schaut, ist die Aussage eine andere. Das macht es Anlegern nicht gerade einfacher, sich zu positionieren. In den letzten Wochen ist etwas Ungewöhnliches geschehen. Zwei Zinskurven invertierten, zwei zeigen einen positiven Trend. Der Spread zwischen 5-jährigen und 1- bzw. 2-jährigen Anleihen ist seit einigen Wochen negativ. Dafür steigt der Spread zwischen 30 und 10 Jahren deutlich an. Auch der Spread, der am öftesten als Zinskurve zitiert wird (10- minus 2-jährige Anleihen), hat sich positiv entwickelt.


Die kürzeren Spreads deuten auf eine Rezession hin, die längeren auf einen sich fortsetzenden Aufschwung. So diffus ist die Lage selten. Zuletzt war das 1998 der Fall. Hier waren die kurzen Spreads negativ. Der 10-2 Spread war minimal und nur sehr kurz negativ, aber immerhin war er negativ. Das ist heute nicht der Fall.

Tatsächlich hat sich dieser Spread in den letzten Wochen stabilisiert und konnte sich von den Tiefs wieder lösen. Das Tief lag bei 0,1 %. Inzwischen ist der Spread wieder bei 0,21 %. Der negative Bereich ist damit immer noch in Reichweite, doch eine immanente Inversion steht nicht bevor (Grafik 2).


Anleger können damit wenig anfangen. Die Aussagen sind widersprüchlich. Geht es nach den kurzen Spreads, so müssen wir spätestens 2020 mit einer Rezession rechnen. Geht es nach den längeren Spreads, muss man aktuell überhaupt keine Rezession befürchten.

Man kann sich also nicht einfach auf die Zinskurve verlassen, wenn man sich positionieren will. Man muss sich eine Meinung darüber bilden, was die Notenbank in diesem Jahr tun wird. Dabei gibt es zwei Szenarien.

Die Wirtschaft kühlt sich derzeit ab. Immerhin das wissen wir. Trotzdem bezeichnet die Notenbank die Wirtschaft als robust. Solange sie das tut, wird sie den Leitzins nicht senken. Bei abnehmender wirtschaftlicher Dynamik würde der 10-2 Spread mit hoher Sicherheit später in diesem Jahr invertieren.

Reagiert die Notenbank auf die Wachstumsverlangsamung hingegen mit einer Zinssenkung, spricht dies für eine Fortsetzung des Aufschwungs. Auch damit wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit, was geschehen wird. Es liegt aber in der Hand der Notenbank und diese tagt alle 6 Wochen.

Sie gibt dabei Hinweise darauf, was sie mit hoher Wahrscheinlichkeit als nächstes tun wird. Im März hat sie die Chance eine Zinssenkung anzudeuten. Tut sie es nicht und wartet damit zu lange, wird es knapp. Das Zeitfenster dafür schließt sich zunehmend. Reagiert die Fed etwa erst nach der Sommerpause, ist es zu spät.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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