Kommentar
09:10 Uhr, 12.02.2021

Boom bei Erneuerbaren Energien: Es ist gar nicht leicht, davon zu profitieren

Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien. Soviel ist klar. Doch daran teilzuhaben ist nicht leicht.

Ende 2015 unterzeichneten viele Länder das Pariser Klimaabkommen. Im Kern soll der Temperaturanstieg auf 1,5-2 Grad begrenzt werden. Um das zu erreichen, müssen einige Bedingungen erfüllt werden, allen voran die Reduktion von Treibhausgasemissionen. Bis 2050 sollte ein Großteil der Länder netto Nullemissionen haben, um das Ziel zu erreichen. Das hätte ein Fest für die Aktien von Solar- und Windunternehmen werden sollen. War es aber nicht. Solaraktien liefen zwischen 2015 und Ende 2019 praktisch seitwärts. Von einem großen Boom konnte nicht die Rede sein, obwohl Billionen in erneuerbare Energien investiert werden muss. Anleger machten da einfach nicht mit. Sie glaubten nicht daran, dass tatsächlich investiert wird. Bis vor kurzem hatten Anleger damit Recht. Dann kam die Klimajugend. Ein Plan nach dem nächsten wurde aus dem Boden gestampft. Auch die Pandemie wird dazu genutzt, um Stimmung zu machen, ganz nach dem Motto: Seht her, was alles geschehen kann, wenn man nicht nachhaltig ist....

So waren 2020 die Aktien von erneuerbaren Energien die großen Gewinner. Ein Index an Solaraktien hat sich seit Anfang 2020 fast vervierfacht und ein Windindex immerhin fast verdoppelt (Grafik 1). Der Gewinner (Solar) steht eindeutig fest. Bevor man nun aber in Windeseile Solaraktien kauft, lohnt ein Blick auf die langfristige Performance.


Langfristig haben Solaraktien das Nachsehen (Grafik 2). Erneuerbare Energien erlebten bereits vor der Finanzkrise einen ersten Boom. Wie das häufig so ist, ist der erste Boom nicht nachhaltig. Die Erwartungen sind zu hoch. Merken Anleger, dass die Erwartungen zu hoch sind, brechen die Kurse ein. Danach dauert es viele Jahre bis es zur Reife des Sektors kommt und es nachhaltige Gewinne gibt.


Trotz der guten Performance der Aktien in den letzten 12 Monaten ist es schwierig von dem Boom langfristig zu profitieren. Bei Solarenergie taucht unregelmäßig eine neue Technologie auf, die andere verdrängt. Die Outperformer von 2007 stehen heute teils noch sehr weit unterhalb der damaligen Hochs.

Zudem sind die meisten Unternehmen nach der Rally des letzten Jahres sehr hoch bewertet. KGVs von 100 und mehr sind an der Tagesordnung. Damit sind die Erwartungen heute nicht niedriger als 2007. Bei so hohen Bewertungen braucht es Jahre, bis die Unternehmen in diese Erwartungen hineinwachsen, wenn sie es denn können. Denn viele Unternehmen, die heute von dem Boom profitieren, werden morgen von neuen Unternehmen mit effizienteren Methoden verdrängt.

2020 habe ich den Sektor mehrfach zum Kauf empfohlen. Aktuell sehe ich ihn skeptisch. Es steckt zu viel Fantasie in den Aktien. Zu diesen Bewertungen kann man nicht profitieren. Größere Rücksetzer hingegen sind interessant. Der Trend zu erneuerbaren Energien wird anhalten.

Anstatt jedoch auf die Hersteller von Solarzellen oder Windturbinen zu setzen, sind integrierte Unternehmen viel interessanter. Das sind Unternehmen, die eine Mischung aus Anlagenbauern, Betreibern und Versorgern sind. Sie produzieren die Energie und vertreiben sie. Es ist das einzige Geschäftsmodell, das langfristig in diesem Bereich Rendite für Anleger erzielt hat. Solche Unternehmen sind etwa NextEra Energy oder Ørsted.

Clemens Schmale


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  • Data75
    Data75

    Das seit Jahren negative Wachstum bei Ørsted lässt einen aber auch nicht warm ums Herz werden.

    09:52 Uhr, 12.02. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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