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14:49 Uhr, 17.03.2008

Böwe Systec: In der Dollarklemme...

Erwähnte Instrumente

  • BÖWE SYSTEC AG
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Quelle: Antizyklischer Börsenbrief
www.antizyklischer-boersenbrief.de

Auf Schnäppchenjagd waren zwei Manager kürzlich bei dem Augsburger Spezialisten für Kuvertieranlagen, Böwe Systec (ISIN DE0005239701, WKN 523970). Der Konzern wurde bereits Anfang der 1950er Jahre gegründet. Ursprünglich produzierte man Schneidemaschinen für Endlosdokumente. Später kamen leistungsstarke Kuvertieranlagen, Spezialsysteme für den Versand sensibler Dokumente, wie Versicherungspolicen und Plastikkarten, sowie spezielle Softwarekonzepte hinzu.

Heute ist das Unternehmen einer der weltweit führenden Hersteller von Hochleistungs-Kuvertiersystemen, Kartenversandanlagen und spezifischen Softwareprodukten für moderne Druck- und Postverarbeitungszentren - so genannte Mailrooms.

Zuletzt hatte der schwache Dollar die Geschäfte belastet: Wie der Konzern kürzlich erklärte, wurden in den ersten neun Monaten 2007 Auftragseingänge in Höhe von insgesamt 325,6 Millionen Euro erzielt. Gegenüber 2006 stellt dies einen Rückgang von fünf Prozent dar, der jedoch nahezu vollständig aus Wechselkurseffekten resultiert.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang folgende Beobachtung: Der jüngste Einbruch beim US-Dollar konnte dem Aktienkurs nichts mehr anhaben. Seit Kurzem zeigt sich ein erster zaghafter Aufwärtstrend.

Im Moment ist es noch zu früh, daraus ein Einstiegssignal abzuleiten. Die längerfristige Betrachtung zeigt aber, dass der Aktienkurs im Bereich von 20 Euro ein Unterstützungsniveau erreicht hat, das bis ins Jahr 2002 zurück reicht. Hier bestehen jetzt gute Aussichten auf eine Bodenbildung:

Wie schon oft erwähnt: Wenn schlechte Nachrichten, in diesem Fall die Dollar-Schwäche, keinen negativen Einfluss auf die Kursentwicklung mehr ausüben, sollte man als antizyklisch agierender Anleger genauer hinsehen.

Sehen wir uns daher die weiteren Geschäftszahlen an: Der Konzernumsatz kam für den Zeitraum Januar bis September 2007 mit 324,9 Millionen Euro und damit ebenfalls um rund fünf Prozent unter dem Wert der Vorjahresperiode herein (342,8 Millionen Euro). Auch hier waren ausschließlich negative Währungseffekte wirksam.

Das Konzern-EBIT kletterte um rund neun Prozent auf 13,1 Millionen Euro, nach 12,0 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2006. Mit -0,8 Millionen Euro reduzierte sich der Nettoverlust im Zeitraum Januar bis September um rund 0,4 Millionen Euro.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2007 erwartet der Vorstand einen Konzernumsatz in Höhe des Vorjahres und ein insgesamt mit dem Jahresüberschuss 2006 vergleichbares Ergebnis.

Die US-amerikanische Tochter Böwe, Bell + Howell, die Anfang 2003 gegründet worden war, hatte kürzlich einen Großauftrag in Höhe von 20 Millionen US-Dollar erhalten. Es ist der größte Auftrag in der noch jungen Firmengeschichte.

Nach Unternehmensangaben wird der Auftrag vollständig im Geschäftsjahr 2008 zur Auslieferung kommen. Die Leistungsfähigkeit der Anlagen werde anschließend durch einen permanenten Servicevertrag sichergestellt.

Die beiden Vorstände Michael Meyer und Harald Nippel hatten schon November die Ausverkaufsstimmung genutzt und bei Kursen von rund 30 Euro eigene Aktien im Wert von 260.000 Euro eingekauft.

Sieht man sich die fundamentalen Fakten an, wird das verständlich: Mit einem geschätzten KGV für 2008 von 8,3, einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,3 und einer Dividendenrendite von mehr als sechs Prozent ist das Unternehmen derzeit günstig bewertet.

Für die langfristige Geschäftsentwicklung des Konzerns ist die weitere Entwicklung auf den Devisenmärkten von Bedeutung. Sollte der Dollar wieder erstarken, kann man hier ein echtes Schnäppchen machen. Doch vielleicht muss man gar nicht so lange warten: Die gelassene Reaktion des Aktienkurses auf die jüngste doch sehr ausgeprägte Dollarschwäche sowie die Insider-Käufe deuten an, dass auf dem gegenwärtigen Kursniveau bereits einiges an schlechten Nachrichten verarbeitet sein dürfte.

Die Aktien eignen sich nur für risikofreudige Anleger. Wer schon jetzt einsteigt, sollte die Position unterhalb des Tiefs aus dem Jahr 2002 bei rund 17 Euro absichern.

Steckbrief: Böwe Systec
ISIN: DE0005239701
WKN: 523970
Aktienzahl: 6,6 Millionen
Marktkapitalisierung: 143 Millionen Euro
KGV 2008e: 8,3
KUV 2008e: 0,3
KBV: 1,1
Dividendenrendite 2008e: 6,24 Prozent
Branche: Kuvertieranlagen
Börsenplatz: Frankfurt/Xetra
Börsensegment: CDAX
Internet: www.boewe-systec.de

Quelle: Antizyklischer Börsenbrief
www.antizyklischer-boersenbrief.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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