Kommentar
12:52 Uhr, 30.11.2009

Börsenwetter 2010 – Märkte bleiben unsicher

Für Prognosen gilt in der Regel: Je weiter sie in die Zukunft reichen, desto schwieriger. Ähnlich verhält es sich mit Börsenprognosen, die jetzt gerne für ein ganzes Jahr gewagt werden, deren Treffsicherheit aber bei maximal 50 Prozent liegt. Denn nur eines ist in diesen Zeiten sicher, wie das jüngste Beispiel Dubai zeigt: die Unsicherheit der Märkte. Daher gibt es nicht den Markt- und Anlage-Tipp für das Jahr 2010.

Tiefdruckgebiete: Devisenmärkte, Inflationsgefahr und Liquiditätsverknappung

Zeiten mit Überkapazitäten, dünnen Margen sowie daraus resultierend niedrigen Gewinnen oder sogar Verlusten sind für alle gefährlich, deren Geschäftsmodell auf hohen Schulden basiert. Dubai ist das aktuellste Beispiel dafür. Auch Hongkong verlor aufgrund der Dubai- Nachricht rund 5 Prozent, was auf Parallelen im Geschäftsmodell schließen lässt. Die Probleme dieser Regionen bestehen natürlich auch andernorts und liegen unter anderem im hoch verschuldeten Gewerbeimmobilienbereich, der mit Nachfragerückgang, zunehmenden Leerständen, Mietausfällen und entsprechend schwierigen Anschlussfinanzierungen zu kämpfen hat. Dies belegen auch die Probleme der offenen Immobilienfonds hierzulande, von denen etliche bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre Tore schließen mussten. Sollten im kommenden Jahr noch Zinserhöhungen dazu kommen, wird es für diese Branche sehr spannend.

Nicht nur für die Immobilienbranche würde es im Falle von Zinserhöhungen oder anderweitigen Liquiditätsverknappungen ungemütlich. Weil einige Banken das billige Geld offenbar eher für den Eigenhandel und daraus resultierenden Rekordboni nutzen, anstatt die Privatwirtschaft mit günstigen Krediten zu versorgen, wächst der politische Druck. Dem könnten die Notenbank durch eine Liquiditätsverknappung, beispielsweise durch Nichtverlängerung der auslaufenden Mengentender, und der Staat durch eine verstärkte Kreditvergabe über die staatliche KfW-Bank begegnen. Sollte infolge anziehender Rohstoffpreise bei stagnierender Wirtschaft auch noch eine (importierte) Inflation dazukommen, wären die Notenbanken EZB und FED gezwungen, die Zinsen anzuheben. Dann würde gelten: „Good news are bad news“. Gute Nachrichten aus der Wirtschaft wären dann schlechte für die Zinslandschaft – und für die Börsen. Die jüngsten Rekordhochs beim Goldpreis, könnten bereits auf einen drohenden Inflationsanstieg hindeuten.

Sie könnten aber auch aus der Diversifizierung der Emerging-Markets hinsichtlich ihrer Devisenreserven und deren Ängsten vor Währungsturbulenzen resultieren.

Generell dürfte die Entwicklung der Devisenmärkte im kommenden Jahr sehr spannend werden. Ein Dollarverfall dürfte für Exportnationen wie Deutschland im globalen Wettbewerb problematisch werden. Ein massiver Dollaranstieg würde wohl die so genannten Carry-Trader unter Druck setzen und zu Verkäufen von Anlagen aller Art zwingen. Darüber hinaus könnten größere Währungsturbulenzen auch zu wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und China aber auch Europa führen.

Ein weiteres Dauertiefdruckgebiet ist die Arbeitslosigkeit in den Industrienationen, weil die Verlagerung von (Massen-)Arbeitsplätzen einerseits die Staatskassen belastet und andererseits zusätzlichen Gegenwind für die Binnenwirtschaft bedeutet. In den USA sind, nach jüngsten Angaben der New York Times, bereits 17,5 Prozent arbeitslos (offiziell: 10,2 Prozent) und in Deutschland nur noch 27 von 82 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt; davon nur noch 5 Millionen im verarbeitenden Gewerbe – was durch die derzeitige Kurzarbeits- Regelung obendrein geschönt ist.

Die allgemeine Verunsicherung führt dazu, dass das Geld weiter zusammengehalten wird, das zeigt sich am Einbruch im deutschen Hochbau mit minus 13 Prozent sehr deutlich (Januar bis September 2009 gegenüber dem Vorjahr). In den USA wurde das Förderprogramm für den Ersterwerb einer Immobilie (Steuervorteil von 8.000 US-Dollar) soeben bis April 2010 verlängert, um den kränkelnden „Housing Market“ weiter zu stützen.

Hochdruckgebiete: Emerging Markets und staatliche Konjunkturprogramme

Die Impulse aus den staatlichen Konjunkturprogrammen werden also weiter benötigt. Solange die Milliarden aus den Staatskassen sprudeln, profitieren die geförderten Branchen – wie etwa der Tiefbau mit +3,7 Prozent (Januar bis September 2009) oder die Autobranche. Schwer zu sagen ist, wer die nächsten Almosenempfänger sein werden und natürlich auch wie lange sich die Staaten dies leisten können.

Wichtigster Motor für uns ist die Nachfrage der Emerging Markets nach Investitionsgütern. Chinas 400-Milliarden-Konjunkturprogramm und die äußerst offensive Kreditvergabe, die sich im ersten Halbjahr auf 736 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr verdreifachte, haben bereits einiges bewirkt. Offensichtlich müssen Länder wie China alles daran setzen, die Massen irgendwie zu beschäftigen um soziale Unruhen zu vermeiden. Davon profitieren wir indirekt. Der Schmierstoff für die Gesamtwirtschaft ist und bleibt die Liquidität, die von den Notenbanken konzertiert gesteuert wird. Laut Ben Bernanke bleiben die Schleusen bis auf weiteres geöffnet und die Zinsen niedrig. Die EZB kann sich dem kaum entziehen, wenn sie nicht den Euro auf neue Höhen treiben will. Solange die Inflation auf niedrigem Niveau verharrt, fließt frisches Geld und die Haupttriebfeder für die Börsen bleibt erhalten. Umgekehrt gilt also: „Bad news der Wirtschaft are good news für die Zinslandschaft“.

Anlagen für den Jahreswechsel: Deutsche Staatsanleihen

In diesen sehr unsicheren Zeiten verbieten sich Anlagen auf Pump. Es empfiehlt sich vielmehr, eine erhöhte Cash-/Rentenquote (am ehesten über deutsche Staatstitel) zu halten, um Nachrichten wie die aus Dubai durchstehen zu können. Ferner sollten Risikobranchen mit Überkapazitäten und geringem Eigenkapital (zum Beispiel Banken, Gewerbeimmobilienbranche, Transportbranchen wie die Schifffahrt) sowie alle intransparenten und illiquiden Anlageformen wie etwa Hedgefonds gemieden werden. Letzteres ist ein langfristiger Tipp, der auch über 2010 hinaus gilt.

Quelle: GECAM

Als unabhängiger Finanzdienstleister hat sich die GECAM AG auf das Investmentgeschäft spezialisiert. Das Unternehmen bündelt die fünf für das Investmentgeschäft essenziellen Bausteine Investmentdach, Vermögensverwaltung, Produkte, Partner-Portal und Dienstleistungskonzept in einem Haus. GECAM verwaltet in ihren vier Dachfonds aktuell ein Gesamtnettovermögen von 150 Millionen Euro.

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