Kommentar
11:23 Uhr, 24.02.2009

Börsenbarometer erreichen Tiefstände - Osteuropa verliert seinen Glanz

Positive Daten wie z.B. der deutlich besser ausgefallene ZEW−Index in Deutschland waren in der vergangenen Woche Seltenheit und hatten auch keine kurssteigernde Wirkung. Vielmehr wurden im Wochenverlauf in vielen Börsenbarometern die Tiefstände des Vorjahres erreicht und sogar unterschritten. Der Kursrückgang im DAX fand erst kurz vor der Marke von 4.000 Punkten ein Ende. Gründe für diese schwache Woche an den internationalen Aktienmärkten waren dabei zweifelsohne in den zuletzt negativen Nachrichten aus Osteuropa zu finden. Hiermit verbunden sind Sorgen um eine erneute Verschärfung der weltweiten Wirtschaftskrise. Besonders betroffen waren davon Finanztitel. Die zunehmende Kapitalflucht ausländischer Investoren führt in vielen Ländern Osteuropas zu einer teils erheblichen Abwertung der inländischen Währung. Zwar schafft dies Wettbewerbsvorteile für die dortige Exportindustrie, bringt viele Unternehmen und vor allem auch den Staat jedoch in Bedrängnis. Das starke Wachstum der letzten Jahre wurde überwiegend von ausländischen Banken finanziert. Die nun immer größer werdende Schuldenlast in fremder Valuta drückt nun jedoch erheblich auf die Bilanzen vieler Firmen und den Staatshaushalt. Da Interventionen am Devisenmarkt bisher ohne Erfolg blieben sorgen sich Marktteilnehmer besonders um die dort engagierten Banken. Vornehmlich betroffen sind österreichische und italienische Institute. Aber auch schwedische Kreditinstitute mit ihren traditionell engen Verflechtungen zum Baltikum könnten von Kreditausfällen betroffen sein. Die Börsen reagierten mit entsprechenden Verlusten. In Wien gab der ATX im Wochenvergleich 13 Prozent nach, der russische RTS Index büßte sogar 17 Prozent ein.

Ende der Woche kamen Finanzwerte nochmal verstärkt unter Abgabedruck als Gerüchte um eine mögliche Verstaatlichung der Bank of America die Runde machten. Auch bei der ehemals größten Bank der Welt, − der Citigroup − soll es Pläne für einen deutlich höheren Staatsanteil geben. Seit Jahresbeginn haben allein die im S&P500 gelisteten Bankentitel durchschnittlich 57,7 Prozent an Wert verloren.

Europäische Werte können sich diesem Trend nicht entziehen. Papiere der Schweizer UBS brachen allein am Freitag zeitweilig um fast 16 Prozent ein, nachdem bekannt wurde, dass die US−Steuerbehörde die Bank zur Herausgabe von Kundendaten verklagen will und es somit schlecht um das Schweizer Bankengeheimnis bestellt sein könnte.

Der Versicherungssektor stand ebenfalls unter Druck, nachdem der einstige Branchenprimus AXA mit negativen Quartalszahlen den Markt schockte. Im Wochenvergleich gab das Papier über 30 Prozent nach. Insgesamt fielen die Kursverluste in Europa mit fast 10 Prozent besonders hoch aus. Seit Jahresbeginn stehen die Leitindizes Dow Jones, DAX und Nikkei bereits über 16 Prozent im Minus.

Daimler mit Milliardenverlust

Die Welle negativer Nachrichten aus dem Automobilsektor ebbte ebenfalls nicht ab. So fuhr Daimler im vierten Quartal einen Verlust von 1,5 Mrd. ein. Im Gesamtjahr sank das Konzernergebnis von 4 Mrd. Euro im Vorjahr auf nur noch 1,4 Mrd. Euro. Vorstandschef Zetsche kündigte daraufhin die Kurzarbeit für 50.000 Mitarbeiter, eine Verschiebung von Lohnerhöhungen und die Kürzung der Dividende von 2 Euro auf 60 Cent an.

Neben dem Stuttgarter Konzern machte General Motors wieder Schlagzeilen. Der seit Jahren schwächelnde US−Autobauer steht mit einer veralteten Modelpalette und enorm hohen Pensionsverpflichtungen vor dem Aus. Zusätzlich zu zehntausenden von Entlassungen sollen auch die Töchter in Europa, darunter Saab und Opel verkauft werden. Saab meldete am Freitag letztlich Insolvenz an und bei Opel ist die Zukunft noch offen. Während einige die deutsche Bundesregierung zur Rettung in der Pflicht sehen, fürchten andere ein Milliardengrab.

Japans Wirtschaft bricht ein

Die exportorientierte, zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bekommt den globalen Nachfragerückgang ebenfalls kräftig zu spüren. Angesichts eines beispiellosen Exporteinbruchs ist die japanische Wirtschaft so stark geschrumpft wie seit der Ölkrise vor 35 Jahren nicht mehr. Autos und Elektronikprodukte finden im Ausland derzeit kaum Absatz. Belastend hinzu kommt auch die starke Entwicklung des Yen. Der Nikkei Index verlor auf Wochenbasis somit fast 5 Prozent an Wert und erreichte damit ein 25−Jahrestief.

Ausblick

Am Dienstag wird in München das Ifo−Geschäftsklima für Februar veröffentlicht. Nach dem überraschenden Anstieg des ZEW−Index in der vergangenen Woche muss sich nun zeigen, ob sich auch die Zukunftsaussichten der gewerblichen Wirtschaft aufhellen. Zwei Tage später wird der Bericht zum deutschen Arbeitsmarkt präsentiert. Kurzarbeit und schlechte Witterungsverhältnisse sollten die Arbeitslosenquote an die Marke von 8 Prozent herangeführt haben.

Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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