Kommentar
08:47 Uhr, 27.01.2018

Börsen-Wahnsinn hat viele Ausprägungen

Derzeit streiten sich gleich mehrere Assetklassen um den Titel der wahnsinnigsten Anlage. Sind es Kryptowährungen, US-Aktien oder gar Anleihen?

So schön das Jahr 2017 für Kryptowährungen war – es scheint vorbei zu sein. Die Masse an Kryptos kann den Abwärtstrend einfach nicht beenden. Es sieht so aus, als ob der Wahnsinn ein Ende gefunden hätte. Das kann man von US-Aktien noch nicht behaupten, die nach wie vor zuverlässig ein Allzeithoch nach dem nächsten erklimmen.

Für alle Assets gilt: was hoch steigt, fällt auch irgendwann wieder. Bei Kryptos sehen wir das gerade. Auch Aktien wird es irgendwann einmal treffen. Noch mehr Sorgen muss man sich aber über Hochzinsanleihen machen. Diese sind mindestens so sportlich bewertet wie Aktien und es gilt im Euroraum mehr als andernorts.

Aktien sind in Europa vertretbar bewertet. Die USA sind an der obersten Grenze. Dafür sind Ramschanleihen in der Eurozone wahnwitzig bewertet. Inzwischen ist die Dividendenrendite des Stoxx Europe 600 höher als der Zins, den man mit Ramschanleihen einfahren kann (siehe Grafik).

Man kann sich schon fragen, weshalb Anleger überhaupt noch solche Anleihen kaufen. Bei einer Ausschüttungsrendite von 3,5 % und einer Ausfallquote von 2,5 % macht das Investment kaum noch Sinn. Freilich fallen nicht 100 % der 2,5 % aus. Ein Teil lässt sich nach dem Bankrott einer Firma zurückholen. Doch selbst wenn effektiv nur 1 % durch Insolvenzen verlorengeht, ist die Rendite äußerst bescheiden.

Ein Grund für den anhaltenden Zuspruch der Anleger ist die Schwankungsbreite. Aktien sind volatiler als Anleihen. Wer die 4,5 % Dividendenrendite des Stoxx haben möchte, muss sich auf ca. 15 % Schwankungsbreite einstellen. Bei Ramschanleihen sind es gerade einmal 5 %.

Der Schein trügt allerdings mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. Die Schwankungsbreite von Anleihen war in den letzten Jahren so niedrig, weil die Preise recht kontinuierlich gestiegen sind (Rendite fiel). Endet dieser Trend, dann wird aus 5 % Schwankungsbreite auch schnell ein zweistelliger Prozentsatz. Attraktiver sind Anleihen dann nicht mehr.

Immerhin werfen Ramschanleihen noch etwas Rendite ab. Wer Staatsanleihen kauft, muss teils sogar Geld drauflegen. Ein Rezept für Erfolg ist das nicht. Dennoch: Ramschanleihen bei so niedriger Rendite zu kaufen ist absoluter Wahnsinn.

Persönlich mag ich High Yield Anleihen – zum richtigen Preis. Richtig ist gerade in der Eurozone gar nichts mehr. Den Titel der wahnsinnigsten Anlage zu Beginn des Jahres 2018 geht für mich eindeutig an Euro-Ramschanleihen.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Tom66
    Tom66

    Guter Artikel, vielen Dank!

    Interessant bzw. noch interessanter wäre allerdings, welche Assets derzeit stark unterbewertet sind.

    08:10 Uhr, 28.01. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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