Kommentar
10:04 Uhr, 29.04.2025

Geht die Falltür erst noch auf?

Wer glaubt, dass die Korrektur vorbei und ein Bärenmarkt abgewendet ist, für den gibt es eine ernüchternde Warnung. Das Schlimmste könnte noch bevorstehen.

Der Aktienmarkt bleibt schwierig und ob man richtig positioniert ist, ist mehr Glückssache als Geschick. Jede Aussage des US-Präsidenten kann den Markt in die Höhe treiben oder zu einem erneuten Crash führen. Wir wissen, was Trump will. Am liebsten würde er Notenbankchef Powell entlassen und die am 2. April angekündigten Zölle ohne Verzögerung einführen.

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Gleichzeitig will Trump aber auch keinen Crash und Deals. So bleibt es ein Tauziehen zwischen dem, was Trump eigentlich will und Verzögerung. Welche der beiden Seiten an einem bestimmten Tag die Oberhand hat, wissen wir erst, wenn sich Trump geäußert hat. Immerhin wissen wir, dass es dieses Tauziehen gibt und der Aktienmarkt entsprechend reagieren wird.

Nach der Erfahrung des Liberation Day ist es unwahrscheinlicher geworden, dass Trump seiner Intuition und Empfehlungen der Hardliner nochmals freien Lauf lässt. Aktien- und Anleihemarkt zwingen zu einer gewissen Disziplin. Deswegen bleiben Rücksetzer nicht aus. Wir kennen das Tauziehen aus der ersten Amtszeit. Rücksetzer und Korrekturen waren die Regel, auch wenn es viele nicht mehr in Erinnerung haben.

Wann die Intuition wieder die Oberhand gewinnt und Anleger verunsichert, wissen wir nicht. Vom Zeitpunkt hängt ab, ob für den Markt die Falltür aufgeht und es erneut zum Crash kommt. Die Voraussetzungen sind gegeben. Geht es nach einem Indikator eines US-Fondsmanagers, ist die Gefahr eines weiteren Crashs hoch.

Der Indikator beinhaltet drei Komponenten: Momentum, Finanzmarktstress und Bewertung. Das Momentum wird gemessen, indem der aktuelle Kurs mit dem Hoch der vergangenen zehn Wochen verglichen wird. Stress im Finanzmarkt wird anhand von Anleiherenditen und Spreads gemessen. Steigen die Renditen von Unternehmensanleihen schneller als von Staatsanleihen, ist es ein Stresssignal. Als Gradmesser für die Bewertung gilt das Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Anfang April kam es zum Crashsignal. Das Signal tritt entweder kurz vor einem Crash oder inmitten eines Crashs auf. Im besten Fall muss man also fairerweise erwähnen, dass der Spuk bereits vorüber sein könnte. Im schlechtesten Fall kommt das Schlimmste erst noch (Grafik 1).

Das Hauptproblem des US-Aktienmarktes ist eine hohe Bewertung in Kombination mit einer Abhängigkeit von Anlegern, die nur dem Trend folgen. Seit Jahren äußert es sich bei Privatanlegern darin, dass jeder Rücksetzer gekauft wird. Wer hingegen Value-Investor ist, bleibt dem Markt fern. Schnäppchen gab es auch zu den Tiefs Anfang April nicht.

Das führt zu einer ungünstigen Ausgangslage. Hören trendfolgende Anleger erst auf, Rücksetzer zu kaufen und Gewinne mitzunehmen, müssen die Kurse dramatisch sinken, damit ein Boden gefunden wird. Wollen viele verkaufen, empfinden aber potenzielle Käufer (Value-Anleger) die Bewertung als zu hoch, müssen die Kurse schnell und dramatisch fallen, damit Value-Anleger tatsächlich zu kaufen beginnen.

Jede Entscheidung Trumps kann die Falltür wieder aufgehen lassen. Kurzfristig hat Deeskalation die Oberhand. Das wird nicht immer so bleiben. Einen großen Crash muss es deswegen nicht geben. Rücksetzer sind aber praktisch garantiert. Die politische Agenda ist immer noch die gleiche. Wer kaufen will, kann auf Rücksetzer warten. Persönlich tue ich dies.

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2 Kommentare

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  • goletitout
    goletitout

    Guter Artikel, danke. Ja ich denke auch, dass es nochmal größere Rücksetzer geben wird, bezogen auf den S&P 500 mindestens nochmal Richtung August-Tief 2024 (5.150), eher aber nochmal ein zweites Standbein zum April-Crash auf Höhe der 2021-Hochs (4.8xx). Das wäre das Szenario "Rücksetzer". Wahrscheinlichkeit?: vielleicht 50%. Dann gibt es noch die Bärenmarkt-Szenarien, wobei ein "sanfter Bärenmarkt" bis 4.400-4.600 Punkte noch völlig im Rahmen wäre (Wahrscheinlichkeit: 25%), und auch ein Retest des Herbsttiefs 2023 (4.100 rum) ist nicht auszuschließen (Wahrscheinlichkeit: 15%). Alles darunter geht Richtung 3.500 = Bärenmarkttief 2022 oder sogar Richtung 3.000. Ja, ist möglich, aber vermutlich doch unwahrscheinlich. Aus dem Bauch heraus: Wahrscheinlichkeit 10%. => Wahrscheinlichkeiten nur von mir geschossen :).

    10:24 Uhr, 29.04.
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