BoE: Abwarten und Tee trinken...
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Externe Quelle: Nord/LB
• Die Mitglieder des Monetary Policy Committees (MPC) haben auch in diesem Monat zwei Tage lang ihre Köpfe zusammengesteckt und über den Leitzins auf der Insel beratschlagt. Als wenig überraschendes Ergebnis darf auch im Februar vermeldet werden: Die Bank Rate für das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland bleibt ein Niedrigstzins. Damit dürfte es bei der nächsten Sitzung Anfang März mit recht hoher Wahrscheinlichkeit zum einjährigen Jubiläum des historisch niedrigen Niveaus kommen. Jedenfalls deutete zuletzt die auftretende Einstimmigkeit darauf hin. Denn im Gegensatz zu den USA herrscht diese „unanimous decision“ auf der Insel vermutlich noch vor! Die Erfahrung zeigt, dass Zinsschritte auf dem Zentralbankpfad gern vorab verbal eingeläutet werden.
• Gegen eine mögliche Zinserhöhung in (sehr) naher Zukunft spricht das aktuelle „Wachstum“ in Großbritannien. Das IV. Quartal wurde vorläufig mit einem bescheidenen Plus von 0,1% (Q/Q) vermeldet. Nicht nur, dass dieses zarte Pflänzchen hinter den Erwartungen zurück blieb, mehr noch: Es könnte Ende des Monats zu einer Abwärtsrevision kommen, die unwillkommener nicht sein könnte. Bereits jetzt kann konstatiert werden, dass es sich aus sechs aufeinander folgenden Quartalen zusammengenommen um eine BIP-Schrumpfung von 6,0% handelt und somit die heftigste Rezession seit Beginn der Datenaufzeichnung in UK darstellt. Zudem erhält das Jahr 2009 mit -4,8% einen Eintrag in die Geschichtsbücher für die heftigste jemals gemessene BIP-Kontraktion. Dies ließ nicht nur die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit Ende 1996 schnellen, sondern zieht auch wegbrechende Steuereinnahmen nach sich. Gepaart mit dem beachtlichen Haushaltsdefizit wahrlich keine gesunde Mischung für eine schnelle Genesung des englischen Patienten. Ein Double-Dip-Szenario könnte drohen.
• Unverändert, aber vorerst gestoppt sind die Maßnahmen des Quantitative Easings (QE) im Umfang von 200 Mrd. GBP (230 Mrd. Euro). Die sich daraus ergebende, jedoch niemals zu beantwortende Frage zum QE-Progamm dürfte lauten: Wenn 200 Mrd. GBP 0,1% Q/QWachstum generieren, wie schlimm wäre es ohne das Ankaufprogramm geworden? Auch wenn Wachstum sicherlich nicht primäres Ziel dieser unkonventionellen Methode ist.
• Für eine moderate Zinserhöhung sprechen die aktuellen Inflationszahlen. 2,9% im Dezember nach 1,9% im November lassen für die Januarzahlen durch die Rückkehr zum höheren Mehrwertsteuersatz nichts Gutes erahnen. Ein Sprung auf über 3% scheint wahrscheinlich.
• FAZIT: Großbritannien befindet sich in einem Zustand der Stagflation. Wenig Wachstum, viel Inflation – das sind derzeit die zwei Seiten der selben (Leitzins)Medaille. Die BoE wird sich hüten, das grad erst aufkeimende Wachstum im Ansatz zu unterdrücken. Andererseits bleibt den Zinswächtern in Anbetracht der in den kommenden Monaten wohl aus dem Ruder laufenden Inflation kaum eine andere Wahl als eine baldige Zinserhöhung durchzuführen. Wir gehen daher davon aus, dass nicht mehr allzu viel Wasser die Themse hinabfließen wird, bis die Bank Rate moderat höher notiert. Des Weiteren sehen wir perspektivisch das Britische Pfund Sterling mit Aufwertungspotenzial als Profiteur einer solchen Entscheidung, z. B. gegenüber dem Euro. Wir erwarten für die kommenden Monate eine Schwankungsbreite von 1,11 bis 1,21 Euro pro Pfund.
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