Bob Doll erwartet zum Jahresende höhere Aktienkurse
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Obwohl die Wachstumsgeschwindigkeit der US-Wirtschaft 2007 unterhalb des globalen Trends liegen wird und die Aktienmärkte volatil bleiben dürften, erwartet Robert C. Doll, Vice Chairman und Global Chief Investment Officer für Aktien bei BlackRock Inc. (NYSE: BLK), zum Jahresende höhere Aktienkurse als derzeit. BlackRock als führender globaler Vermögensverwalter mit mehr als 1,1 Billionen US-Dollar verwalteten Kundengeldern per Ende März 2007 behält damit einen nach Dolls Worten „einigermaßen konstruktiven“ Ausblick für die Aktienmärkte im Jahr 2007 bei. Dabei signalisiert “konstruktiv” eine positive Entwicklung, während “einigermaßen” ausdrückt, dass die Wertentwicklung nicht mehr so gut wie im vergangenen Jahr sein dürfte. „Begleiterscheinungen werden eine höhere Nervosität und Volatilität sein”, ergänzt Doll in der jährlichen Halbjahres-Aktualisierung seines Ausblicks auf Wirtschaft und Finanzmärkte. „Die grundlegende Botschaft an die Investoren ist, realistisch zu sein und anzuerkennen, dass wir in einem Umfeld niedrigerer Renditen bei höherer Volatilität angekommen sind, ” so Doll. „Der Rückenwind des Bullenmarktes ist nicht mehr so stark wie zuvor, so dass eine geschickte Einzelwertauswahl ausschlaggebend für den Anlageerfolg ist.”
Doll zufolge ist im zweiten Quartal mit einem US-BIP-Wachstum oberhalb der 3-Prozent-Marke zu rechnen, wodurch das schwache erste Quartal teilweise ausgeglichen werden könnte. „Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir ein BIP-Wachstum zwischen 2,0 und 2,5 Prozent“, erklärt Doll. „Dies liegt zwar unterhalb des langfristigen Trends, reicht aber aus, um die Unternehmensgewinne weiter steigen zu lassen.”
Kurzfristige Herausforderungen für die Märkte sind die höheren Anleiherenditen und die Möglichkeit einer von technischen Faktoren ausgelösten Aktienmarkt-Korrektur in nächster Zeit. „In den letzten Jahren lösten Perioden wirtschaftlicher Schwäche tendenziell fallende Anleiherenditen aus, was schließlich ein Entlastungsventil für Aktien war”, sagte Doll. Dies passiert offensichtlich derzeit nicht, gleichwohl bleibt der langfristige Ausblick für Aktien positiv. Die Bewertungsniveaus sind noch immer attraktiv, und die fundamentalen Grundlagen für Konjunktur und Unternehmensgewinne sind zwar schwächer als im letzten Jahr, bleiben aber solide genug, um die Aktienrenditen zu unterstützen. „Anleger sollten Aktien weiterhin in ihrer Vermögensallokation übergewichten und Überreaktionen auf mögliche kurzfristige Konjunkturdämpfer vermeiden“, sagt Doll. „Diese bewährte Strategie wird auch Erfolg haben.“
Die US-Notenbank: Timing ist alles
Anhaltende Spekulationen über den nächsten Zinsschritt der US-Notenbank Federal Reserve (“Fed”) tragen weiterhin Unsicherheiten in die Marktaussichten. Steigende langfristige Anleiherenditen und anhaltende Inflationssorgen mündeten in Konsensschätzungen, die die Chance einer Zinssenkung durch die Fed in diesem Jahr bei nahezu null Prozent sehen. Bob Doll, der seit 2001 seine jährlichen “10 Vorhersagen” für Wirtschaft und Finanzmärkte veröffentlicht, erwartet eine niedrig bleibende Inflation in den USA, periodisch könnten wegen des starken globalen Wachstums, des Rohstoffbooms und eines schwächeren US-Dollars aber Inflationssorgen auftauchen. „Obwohl wir der Ansicht sind, dass der nächste Schritt der Fed eine Zinssenkung sein wird, erscheint es uns immer weniger wahrscheinlich, dass dieser Schritt in der näheren Zukunft erfolgen wird”, sagte Doll. „Trotzdem gehen wir davon aus, dass ein schwächeres Wachstum und niedrige Inflation die Notenbank noch vor Ende des Jahres zum Handeln zwingt.”
Häusermarkt bleibt Belastung für die US-Wirtschaft
Die anhaltende Rezession des Häusermarktes stellt noch immer den größten Widerstand für das Wirtschaftswachstum in den USA dar. „Bei den Konsumentenkrediten hat sich die Lage verschlechtert, und sowohl im Gewerbe- als auch im Wohnungsbereich sind die Kreditausfallquoten gestiegen. Das deutet darauf hin, dass die Schwäche am Immobilienmarkt noch eine Weile anhalten wird”, sagte Doll. Der zurückliegende Einbruch des Marktes für zweitklassige Hypothekendarlehen wird zwar keine Rezession oder einen Zusammenbruch des Finanzsystems auslösen, aber er wird den Abschwung im Immobilienmarkt verlängern. Gleichzeitig verschärfen die höheren langfristigen Zinsen die Probleme im Immobiliensektor. Andererseits wirken verschiedene Faktoren den negativen Auswirkungen des schwächelnden Häusermarktes entgegen. Dazu gehören das anhaltende Beschäftigungswachstum und der Anstieg bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen, beide Faktoren wirken sich positiv auf die Konsumausgaben aus. „Auch die Exporte boomen weiterhin, die Wachstumsraten außerhalb der USA ziehen an und die Unternehmensinvestitionen zeigen Anzeichen einer Verbesserung”, ergänzt Doll.
Globale BIP-Ausdehnung wird das US-Wachstum übertreffen
Der Anstieg der US-Exporte ist ein Beleg für grundlegende Veränderungen. Bislang waren die US-Verbraucher die wichtigste Stütze des Nachfragewachstums, inzwischen wird die globale Wirtschaft von breiterer Nachfrage getragen. „Obwohl die US-Wirtschaft den größten Teil dieses Jahres mit einer unterhalb des Trends liegenden Geschwindigkeit wachsen wird, dürfte das internationale Wachstum die schwächere Nachfrage in den USA teilweise ausgleichen”, so Doll. Das reale Wirtschaftswachstum sollte 2007 global in der Spanne zwischen 4,0 und 4,5 Prozent liegen, verglichen mit 2,0 bis 2,5 Prozent in den USA. „Der Trend spricht deutlich für globales Investieren“, erklärt Doll. „Vor allem in den USA sollten Anleger jenseits ihrer eigenen Grenzen die attraktivsten Wachstumsmöglichkeiten an den Märkten suchen.”
Aktualisierung der “10 Vorhersagen” für 2007
Bob Doll kommentiert seine im Januar abgegebenen “10 Vorhersagen” für Wirtschaft und Finanzmärkte.
1. Das Wachstum der US-Wirtschaft schwächt sich auf 2,0 bis 2,5 Prozent ab, während das Wachstum außerhalb der USA relativ robust bleibt.
Das BIP-Wachstum im ersten Quartal war das niedrigste in fast fünf Jahren, aber die Verbraucherausgaben blieben hoch, und das Wachstum außerhalb der USA blieb robust. Die Exporte stellen weiterhin einen wichtigen Treiber der US-Wirtschaft dar, heute repräsentieren sie rund 11,3 Prozent der Gesamtwirtschaft. Im Jahr 2007 dürften sie um etwa 7,7 Prozent zunehmen und 87 Basispunkte zum gesamten BIP beitragen. Vorausblickend erwarten wir im zweiten Quartal ein Wachstum oberhalb der 3-Prozent-Marke. Im Gesamtjahr dürfte das Wachstum aber unterhalb des Trends bleiben. Außerhalb der USA rechnen wir mit stabil hohen Wachstumsraten.
2. Das Gewinnwachstum in den USA liegt zum ersten Mal seit 2001 unterhalb des Trends
In Anbetracht des schwächeren US-Wirtschaftswachstums fiel das Gewinnwachstum der Unternehmen noch immer recht stark aus. Inzwischen scheint sich dieses aber ebenfalls abzuschwächen. Für das Gesamtjahr 2007 rechnen wir damit, dass das Gewinnwachstum der Unternehmen sich im hohen, wahrscheinlicher noch im mittleren einstelligen Bereich bewegen wird.
3. Die US-Zinsstrukturkurve wird leicht positiv, weil die kurzfristigen Zinsen fallen und die langfristigen Zinsen steigen.
Bislang sind die langfristigen Anleiherenditen in diesem Jahr tatsächlich stark gestiegen, was zu einer leicht positiven Zinsstrukturkurve führte. Die Aussichten auf Zinssenkungen der Fed in der zweiten Jahreshälfte werden weiterhin vom Immobilienmarkt, dem Beschäftigungswachstum und der Lohnentwicklung abhängen. Obwohl wir glauben, dass der nächste Schritt der Fed eine Zinssenkung sein wird, bleibt der Zeitpunkt unsicher. Der Zinsschritt könnte aber vor dem Jahresende erfolgen.
4. Aktien erleben ein weiteres gutes Jahr, weil die Kurs/Gewinn-Verhältnisse (KGV) sich zum ersten Mal seit sechs Jahren ausdehnen.
Bislang sind die Aktienkurse in diesem Jahr deutlich gestiegen, weil die KGV sich ausweiteten. Auch wenn über 50 Prozent der im Jahr 2007 zu erwartenden Kursgewinne bereits aufgelaufen seien dürften, sollten Aktien zum Ende des Jahres 2007 auf einem höheren Niveau notieren als derzeit.
5. Die durchschnittliche Aktie schneidet schlechter als der breite Markt ab, weil großkapitalisierte und hochqualitative Werte kleinere und weniger qualitative Titel in der Wertentwicklung übertreffen.
Bis heute hat der Standardwerte repräsentierende S&P 500 Index eine etwas bessere Wertentwicklung erzielt als der Nebenwerte-Index Russell 2000. Vorausblickend glauben wir noch immer, dass im vorherrschenden makroökonomischen Umfeld eines schwächeren Wirtschafts- und Gewinnwachstums große Qualitätsaktien die besseren Aussichten haben.
6. Die Bereiche Energie, Gesundheitswesen und Informationstechnologie schneiden 2007 besser ab als die Bereiche Versorger, Telekommunikation und Konsummassengüter.
Ob sich diese Prognose bewahrheitet, ist noch unklar, weil sowohl Energie als auch Telekommunikation zu den Branchen mit der besten Kursentwicklung gehören. Wir bleiben aber bei unserer Bevorzugung der Sektoren Energie, Gesundheitswesen und Informationstechnologie.
7. Handelsgewichtet fällt der US-Dollar auf den niedrigsten Stand der letzten Dekade.
Trotz seiner jüngsten Stärkephase hat sich der US-Dollar tatsächlich gegenüber den meisten großen Währungen im Jahresverlauf auf handelsgewichteter Basis abgeschwächt, vor allem gegenüber dem Euro. Schlüsselfaktoren dafür waren unter anderem das schwächere relative Wachstum der US-Wirtschaft und ungünstige Zinsdifferenzen. Die Dollarschwäche hat aber die Anlagemöglichkeiten außerhalb der USA verbessert, bei multinationalen US-Unternehmen und bei Anlageprodukten mit einen hohen Gewinnanteil außerhalb der USA. Auch wenn eine weitere Dollarschwäche wahrscheinlich ist, erwarten wir keinen jähen, die Finanzmärkte schädigenden Absturz.
8. Japan erzielt als einziges größeres Land ein steigendes Nominalwachstum, so dass der dortige Aktienmarkt besser abschneidet als andere Märkte.
Auch wenn die japanische Wirtschaft oberhalb des Trends gewachsen ist, bleibt das Land abhängig von Exporten, und die Inlandsnachfrage bleibt ziemlich schwach. Wir bleiben bei unserem positiven Ausblick für japanische Aktien, auch wenn diese im bisherigen Jahresverlauf keine bessere Wertentwicklung als andere Märkte brachten.
9. Volatilität und Ertragsdifferenzen steigen von historisch niedrigen Niveaus aus an.
Die Volatilität ist tatsächlich an die Märkte zurückgekehrt – ein Trend, der sich im Jahresverlauf fortsetzen dürfte. Auch die Ertragsdifferenzen haben sich leicht ausgeweitet, bleiben aber noch relativ gering. Gründe für die steigende Volatilität sind unter anderem die zyklische Abschwächung in den USA, steigende Zinsen, kreditbezogene Ereignisse und geopolitische Unsicherheiten.
10. Populistische Politik erlebt in den Vereinigten Staaten eine Renaissance.
Auch wenn die US-Politik weitgehend mit der Debatte über den Irak-Krieg und der Frühphase der Präsidentschaftswahl 2008 beschäftigt ist, so mehren sich doch die Zeichen einer Wiederauferstehung populistischer Politik. Beispiele dafür sind die Anhebung der Mindestlöhne und der Ruf nach einer protektionistischen Handelspolitik. Die daraus resultierenden Risiken bleiben 2007 erhalten, weil Anleger die möglichen Auswirkungen derartiger Veränderungen auf die Finanzmärkte abwägen.
Was sollten Investoren tun?
· Eine globale Perspektive beibehalten: Um die Realität eines globalen Anlagemarktes zu reflektieren, sollten Anleger globalen Zyklen folgen und ihr Engagement bei Unternehmen stärken, die ihre Gewinne außerhalb der USA erzielen. Dafür eignen sich beispielsweise multinationale US-Firmen oder Unternehmen mit einem starken Auslandsgeschäft.
· Auf hohe Qualität und Berechenbarkeit konzentrieren: In einem Marktumfeld niedrigerer Erträge bei höherer Volatilität sind Anlagevehikel mit Fokus auf großkapitalisierte Qualitätsaktien besonders attraktiv.
· Beim Grundsätzlichen bleiben: Die wieder auflebende Volatilität macht es schwerer, Anlagestrategien festzulegen und durchzuhalten. Um ihre langfristigen Ziele zu erreichen, sollten Anleger daher eng mit professionellen Investmentexperten zusammenarbeiten und zwei Grundregeln befolgen: Einerseits voll investiert bleiben, andererseits auf Diversifikation achten.
Quelle: Black Rock Merrill Lynch
BlackRock Merrill Lynch Investment Managers ist eine der größten börsennotierten Investment-Management-Firmen weltweit. Per Ende Juni 2006 beliefen sich die verwaltete Kundengelder von BlackRock und MLIM insgesamt auf 1,046 Billionen US-Dollar. Das Unternehmen verwaltet Vermögenswerte für institutionelle und private Investoren weltweit mit einer breiten Palette von Anlageprodukten aus den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Geldmarkt- und alternativen Investments.
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