BMW - Entscheidungstage für die Aktie

In der Stream-Analyse von Mitte Juli wurde bei BMW eine weitere Abwärtsbewegung präferiert. Wie geplant, konnte sich diese entfalten und trotz eingebauter Erholungsversuche das Finalziel bei ≈77 EUR abarbeiten. Angekommen am Ziel- und Unterstützungsbereich erhöhte sich das Interesse der Käuferschaft. Charttechnisch geht's nun um einiges Mehr als man vielleicht auf den ersten Blick vermutet.

An der Schwelle zum Bullenland

Wirft man bei der Aktie von BMW einen Blick auf den nackten Chart, so sieht die aktuelle Situation relativ unspektakulär aus. Die Wertpapiere befinden sich in einer Abwärtsbewegung bespickt mit einer Zwischenerholung. "Bearbeitet" man allerdings dieses Chartbild, so wird schnell deutlich, dass die Papiere die Möglichkeit besitzen, sich aus diesem Abwärtsstrudel zu befreien. Am ersten Schritt hierfür mit einem Re-Break des EMA200 wird gerade gearbeitet, ebenfalls an einem Anstieg über die deckelnde Abwärtstrendlinie. Würden diese Steps gelingen, sowie ein Bruch des Widerstandsbereichs bei 81 - 81,80 EUR, wäre tatsächlich ein bullischer Ausbruch in vollem Gange. Könnte im Zuge dessen auch noch der EMA50 und 83,46 EUR geknackt werden, wäre das Kunststück vollbracht und ein neue Kaufwelle wäre da. 90,53 EUR würden bei Erfolg als nächstes Kursziel gelten. Ebenfalls empfehle ich hier die Analyse meines Kollegen Henry Philippson.

Kommt es vorher nochmals zu Abgaben, z.B. da sich der EMA200 als Sprungbrett der Verkäufer erweist, gilt ein erneuter Test des Unterstützung bei 76-77 EUR als wahrscheinlich. Erfolgt hier eine erneute Stabilisierung, besteht die Möglichkeit eines Doppelbodens. Dies würde das Long-Szenario weiterhin ermöglichen.

Bei einem Bruch des Supports muss jedoch umgedacht werden. Mit dieser Schwäche im Nacken und einem neuen Verkaufssignal durch die Markierung neuer Tiefs gilt ein anhaltenden Abstieg als wahrscheinlich. 70,57 EUR würde bei dieser Short-Variante als nächste Auffangstation gelten.

E-Auto-Boom vs. Chipmangel

Entscheidend für die weitere Entwicklung der BMW-Aktie, bzw. der gesamten Autobranche, ist natürlich die Erwartungshaltung der Anlegerschaft. Auf der einen Seite locken ein boomender E-Automarkt mit rosigen Absatzaussichten, auf der anderen Seite jedoch kann die Nachfrage durch den gravierenden Mangel an Chips nicht befriedigt werden. Wie der Verband VDA erst kürzlich berichtete, wurden bundesweit zwar mehr als 1,8 Mio. PKW's zugelassen, doch diese Zahl liegt immer noch um gut 25 % unter dem Stand des Vorkrisenjahres 2019. Noch drastischer fällt der Vergleich im Vorjahresvergleich aus. Im August sank die Produktion der deutschen Automobilindustrie um 1/3 auf 133.600 PKW.

Somit geht es bei den Automobil-Aktien um einiges. Im positiven, bullischen Fall handelt es sich bei den Verlusten der letzten Monaten um eine technische Reaktion aufgrund der abgespulten Performance und die Aussichten des E-Automarktes lassen Anleger auf mittelfristiger Basis wieder zugreifen. Erweist sich jedoch der Chipmangel als zu schwerwiegend, könnte es auch im Herbst zu einer weiteren Verkaufswelle kommen. Die kurzfristige Entwicklung der nächsten Wochen dürfte zeigen, wohin die Reise gehen soll. Aus technischer Sicht haben die Bullen gerade eine interessante Chance wieder ein Zeichen zu setzen, allerdings müssen sie hierfür ihre Stärke zeitnah unter Beweis stellen.

Fazit: Der Anteilsschein von BMW befindet sich aktuell in einer wichtigen Phase. Mit der Entwicklung der letzten beiden Handelswochen könnte sich das Blatt wieder zugunsten der Käufer wenden und weitere Verluste abgewendet werden. Entscheidend hierfür wäre wie beschrieben ein Ausbruch über die genannten Widerstände, was auch einen Long-Einstieg ermöglichen würde. Auf der Unterseite hingegen gilt es den Bereich bei 76-77 EUR im Auge zu behalten. Kommt es hier zu stärkeren Abgaben, gilt das bullische Setup als negiert, ganz zur Freude der Shorties.

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