Blickpunkt Zins: Prognose-Update zu unseren Makro- und Zinserwartungen
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Wir senken unsere Wachstumsprognose für die USA in diesem Jahr auf 1,7 Prozent (von 2,2 Prozent) und im nächsten Jahr auf 1,9 Prozent (von 2,3 Prozent), während wir unsere Inflationsprognose in diesem Jahr auf 3,2 Prozent (von 2,9 Prozent) und im nächsten Jahr auf 3,2 Prozent (von 2,5 Prozent) erhöhen, insbesondere hinsichtlich der höheren US-Zölle sowie Vergeltungsmaßnahmen von Handelspartnern.
Leitender Zinsanalyst bei der UniCredit Bank GmbH
Für den Euroraum nehmen wir unsere BIP-Prognose für dieses Jahr (von 0,9 Prozent auf 0,8 Prozent) und für 2026 (von 1,2 Prozent auf 1,0 Prozent) leicht zurück. Auf Quartalsbasis dürfte das Wachstum in diesem Jahr mit durchschnittlich 0,1–0,2 Prozent sehr schwach ausfallen, bevor es sich 2026 wieder beschleunigt. Die neuen Zahlen spiegeln unsere Erwartung wider, dass die Auswirkungen höherer Zölle die positiven Impulse, die von der fiskalischen Expansion in Deutschland und dem Plan zur Erhöhung der Militärausgaben in der EU (Readiness 2030) ausgehen, mehr als ausgleichen werden. Da der fiskalische Impuls in diesem Jahr vermutlich ausbleiben wird, dürften die sich verschlechternden Aussichten für den Welthandel und die hohe Unsicherheit die Investitionspläne in nächster Zeit belasten und die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt erhöhen. Dies dürfte das Vertrauen der privaten Haushalte dämpfen und einen weiteren Rückgang der Sparquote verhindern, die immer noch deutlich über dem Niveau vor der Pandemie liegt. Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen der höheren Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben in Deutschland auf andere Länder des Euroraums positiv, aber begrenzt sein werden, da sich die finanziellen Bedingungen (insbesondere durch höhere langfristige Zinssätze und die Aufwertung des Euro) aufgrund der angekündigten Finanzpolitik verschlechtern werden.
Wenn die Reaktion der EU auf die höheren US-Zölle wie von uns erwartet moderat ausfällt, dürfte der Handelskrieg kaum inflationäre Auswirkungen auf den Euroraum haben. Die Energiepreise sind angesichts des zunehmenden Risikos eines globalen Abschwungs gesunken, während der Euro seit dem 2. April sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch handelsgewichtet fest notiert. Damit dürfte die Inflation in den kommenden Quartalen auf dem richtigen Weg sein, um nachhaltig 2 Prozent zu erreichen, da das langsamere Lohnwachstum zu einer weiteren Disinflation im Dienstleistungssektor führt. Die unter Druck stehenden Rohstoffpreise haben die Talsohle durchschritten, der Druck dürfte aber im Gegensatz zu unseren Erwartungen für die USA relativ gering bleiben, möglicherweise gedämpft durch eine Neuausrichtung der globalen Handelsströme weg von den USA. Angesichts der zunehmenden Abwärtsrisiken für die Konjunktur sind wir daher überzeugt, dass die EZB in der Lage sein wird, die Zinsen weiter zu senken. Wir fügen unserem prognostizierten geldpolitischen Lockerungspfad eine Zinssenkung um 25 Basispunkte hinzu. Wir rechnen nun mit einem Leitzins von 1,75 Prozent sowie Zinssenkungen bei den Sitzungen im Juni und September. Unseres Erachtens werden die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen in den nächsten Monaten bei etwa 2,70 Prozent liegen.
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UniCredit Bank GmbH