Bitkom-Umfrage: Deutsche Unternehmen nutzen ihre Daten kaum
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BERLIN (Dow Jones) - Deutsche Unternehmen nutzen ihre Daten laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom kaum. Obwohl Daten für das Training von KI-Modellen, die smarte Nutzung erneuerbarer Energien oder die Forschung rund um personalisierte Medikamente wichtig seien, blieben sie in der großen Mehrheit der deutschen Unternehmen weiterhin ungenutzt, erklärte der Verband. Nur 6 Prozent gehen demnach davon aus, dass sie das Potenzial der ihnen zur Verfügung stehenden Daten überhaupt vollständig ausschöpfen.
Entsprechend sehen sich nur 7 Prozent der deutschen Unternehmen als Vorreiter bei datengetriebenen Geschäftsmodellen, was ein Rückgang von den 9 Prozent der Betriebe darstellt, die dies im vergangenen Jahr von sich sagten. In zwei Jahren will aber mehr als die Hälfte datengetriebene Geschäftsmodelle einsetzen. Die Unternehmen sehen jedoch den Datenschutz und rechtliche Unsicherheiten als Bremse für das Daten-Angebot. Von den befragen Unternehmen sagten 31 Prozent, sie schöpften das Potenzial der Daten es eher stark aus, 42 Prozent eher wenig und 18 Prozent meinten, dass sie das Potenzial überhaupt nicht ausschöpften.
"Daten und ihre Nutzung sind entscheidend für die künftige Wettbewerbsfähigkeit. Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz entfalten erst dann Wirkung, wenn sie die nötigen Daten verwenden können", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Die deutsche Wirtschaft muss ihre Daten nutzen und verwerten, damit nicht Dritte die Lücke füllen und sich in die Wertschöpfungskette schieben." Die Entwicklung einer deutschen Datenökonomie sei ein wichtiger Beitrag zur digitalen Souveränität.
Digitale Geschäftsmodelle tragen in Deutschland kaum zum Erfolg bei
Bislang tragen digitale Geschäftsmodelle in Deutschland kaum zum Erfolg bei, so die Umfrage. Viele Unternehmen wollen demnach in den kommenden Jahren digitale Geschäftsmodelle entwickeln. Aber aktuell tragen nur in 2 Prozent der Unternehmen datengetriebene Geschäftsmodelle ausschließlich und in 5 Prozent sehr stark zum Geschäftserfolg bei, so Bitkom. In den nächsten zwei Jahren wollen bereits 7 Prozent bzw. 15 Prozent so weit sein. Der Anteil der Unternehmen, bei denen datengetriebene Geschäftsmodelle eher stark zum Erfolg beitragen, soll von 22 auf 31 Prozent steigen. Umgekehrt gehen nur 15 Prozent davon aus, dass sie auch 2026 gar kein datengetriebenes Geschäftsmodell haben, heute sind es noch 24 Prozent.
Laut Bitkom ist ein wichtiger Beitrag für eine erfolgreiche Datenökonomie das Teilen von Daten mit anderen Unternehmen. Doch während die Nachfrage nach Daten zunehme, wachse das Angebot kaum.
So ist der Anteil jener Unternehmen, die Daten von anderen als Daten-Empfänger nutzen, zwischen 2022 und 2024 von zunächst 22 Prozent über 30 auf nunmehr 36 Prozent gestiegen. Dagegen stagniert der Anteil der Daten-Anbieter an den Unternehmen bei 17 Prozent, 2023 war er sogar verglichen mit 2022 um 4 Prozentpunkte rückläufig, so die Ergebnisse der Umfrage.
"Die Datenökonomie ist ein Markt mit stark steigender Nachfrage und stagnierendem Angebot. So wird das auf Dauer nicht funktionieren. Daten zur Verfügung zu stellen muss den Unternehmen leicht gemacht werden und es muss sich für sie lohnen. Regulatorische Hürden schaden hier", warnte Wintergerst.
Mit Blick auf Datenräume betonte Bitkom, dass diese für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren stark an Bedeutung gewinnen dürften. Laut Umfrage nutzen 11 Prozent der Unternehmen sie derzeit, aber 17 Prozent planen die Nutzung und weitere 17 Prozent diskutieren dies. 39 Prozent geben an, dass Datenräume kein Thema für das eigene Unternehmen sind, 13 Prozent haben noch nie davon gehört, so der Verband.
"Wir müssen die Chancen von Datenräumen noch deutlicher machen. Unter Experten ist unstrittig, dass funktionierende Datenräume enorme Vorteile bringen", sagte Wintergerst.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
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