Kommentar
13:41 Uhr, 02.05.2019

Bitcoin-Mining: Hat es sich gelohnt?

Durch das Bitcoin-Mining werden Einheiten der Kryptowährung aus dem Nichts erzeugt. Alles, was man dafür braucht, ist Rechenpower. Mit dem heimischen PC hat man inzwischen keine Chance mehr. Aber lohnt sich das Mining mit professionellen Dienstleistern, die Mining-Power verkaufen? In diesem Artikel wird Bilanz gezogen.

Erwähnte Instrumente

Wäre das nicht eine schöne Vorstellung? Man lässt einfach eine gewisse Zeit den eigenen PC ein paar komplizierte Berechnungen ausführen (was genau, ist nicht von Belang) und wird dadurch Stück für Stück immer reicher? Das sogenannte Bitcoin-Mining ließ diesen Traum für eine gewisse Zeit wie Realität erscheinen. Bitcoin-Mining ist der Prozess, mit dem Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk verarbeitet und bestätigt werden. Dazu sind bewusst sehr aufwendige Rechenprozesse notwendig. Die Bitcoin-Miner werden mit den Erträgen dafür belohnt, dass sie ihre Rechenleistung dem Bitcoin-Netzwerk zur Verfügung stellen und dieses dadurch am Laufen halten.

Einfach ist es heute aber nicht mehr, mit dem Bitcoin-Mining tatsächlich etwas zu verdienen. War es zu den Anfangszeiten des Bitcoins noch ohne Probleme möglich, mit durchschnittlicher PC-Hardware in überschaubarer Zeit mehrere Bitcoins zu minen (die damals praktisch nichts wert waren, heute aber rund 5.700 Dollar je Bitcoin wert sind), lohnt sich das Bitcoin-Mining mit normalen PCs inklusive Hochleistungsgrafikkarten inzwischen überhaupt nicht mehr. Das gilt auch, wenn man sich speziellen Miningpools anschließt.

Aber es gibt eine Alternative: Mehr oder weniger seriöse Mining-Dienstleister, die Rechenpower über das Internet verkaufen. Aber: Lohnt sich das? Um diese Frage zu klären, wurde für einen am 13. Oktober 2017 erstmals auf dem GodmodeTrader erschienen Artikel am 21. September 2017 testweise ein Mining-Vertrag für die Kryptowährung Bitcoin beim Mining-Pool Minergate abgeschlossen. Der Vertrag über eine Hashpower von 20.2683 GH/s ("Gigahash pro Sekunde") kostete damals 7,08 US-Dollar beziehungsweise 0,00181299 BTC.

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Der Vertrag hatte keine feste Laufzeit, sondern sollte solange laufen, solange die erzeugten Coins die "Unterhaltskosten" (Maintenance Fee) einbringen würden. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall und der Vertrag ist ausgelaufen.

Wie fällt die Bilanz aus, nach rund anderthalb Jahren Bitcoin-Mining? Die Antwort ist leider etwas komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn die Antwort hängt auch stark davon ab, wie man bilanziert.

Konkret ergeben sich die folgenden Varianten:

  • Variante 1: Bilanziert man in Bitcoin, hat sich das Mining nicht gelohnt. Denn der Mining-Vertrag kostete damals 0,00181299 BTC. Bis zum Ende der Laufzeit wurden allerdings nur 0,00148715 BTC erzeugt. Unter dem Strich ist das ein Minus von 17,97 Prozent in rund anderthalb Jahren. Annualisiert (auf Basis der genauen Laufzeit in Tagen) beläuft sich die Rendite auf minus 11,57 Prozent p.a.
  • Variante 2: Bilanziert man in US-Dollar und nicht in Bitcoin, wobei man die geminten Coins heute zu einem Kurs von 5.705 Dollar wieder in Dollar umwandelt, fällt die Bilanz leicht positiv aus. Bezahlt wurden am 21. September 2017 schließlich 7,08 US-Dollar, die geminten Bitcoins ergeben heute aber einen Betrag von 8,48 US-Dollar. Die Rendite beläuft sich auf 19,77 Prozent bzw. annualisiert auf 11,85 Prozent p.a.
  • Variante 3: Noch positiver fällt die Bilanz aus, wenn man die Erträge fortlaufend wieder in Dollar umgetauscht hätte. Auf dieser Basis wären aus 7,08 Dollar ganze 12,98 Dollar geworden. Das entspricht einer Rendite von immerhin 83,33 Prozent bzw. annualisiert immer noch 45,68 Prozent. Die hohe Rendite ist letztlich eine Folge davon, dass der Bitcoin zeitweise rund 20.000 Dollar kostete und die damals geminten Coins zu einem deutlich besseren Kurs als aktuell umgetauscht werden konnten. In der Realität wäre dieser Umtausch allerdings so gar nicht möglich gewesen, weil Minergate zu Beginn einen Mindestbetrag für den Umtausch festgelegt hatte und zeitweise die Auszahlungen sogar ganz aussetzte.

Leider hat die auf Dollar-Basis ganz ansehnliche Rendite ein riesiges Manko: Sie ist zum allergrößten Teil nur eine Folge davon, dass der Bitcoin während der Laufzeit des Vertrags stark an Wert zugelegt hat (und zwar stärker, als die Erträge durch das Mining abgenommen haben). Hätte man am 21. September 2017 einfach Bitcoin gekauft und würde sie heute wieder verkaufen, hätte man auf Dollar-Basis eine Rendite von 56,92 Prozent bzw. annualisiert 32,27 Prozent erzielt. Nur bei einem täglichen Rücktausch der geminten BTC-Beträge in Dollar wäre die Rendite beim Mining besser ausgefallen, dies war allerdings, wie oben erläutert, nur eine theoretische Möglichkeit.

BTC/USD
Statischer Chart
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  • ()
    -
    VerkaufenKaufen
Variante Rendite Rendite p.a.
Bilanzierung in BTC -17,97 % - 11,57 %
Bilanzierung in USD (Rücktausch am Ende) 19,77 % 11,85 %
Bilanzierung in USD (fortlaufender Rücktausch) 83,33 % 45,68 %
Kauf von Bitcoin am 21.09.2017, Verkauf heute 56,92 % 32,27 %

Nicht vergessen darf man allerdings, dass das Mining mit Dienstleistern immer auch ein großes Risiko bedeutet. Schließlich gibt es keine Garantie dafür, dass der Anbieter solvent bleibt und die gebuchte Gegenleistung (Bereitstellung von Rechenpower) auch wirklich wie versprochen abliefern kann. Da dürfte es im Zweifelsfall die klügere Wahl sein, einfach in Bitcoin zu investieren, wenn man einen weiteren Anstieg erwartet. Man hat dann auch die Flexibilität, die BTC-Beträge selbst verwahren und ganz flexibel wieder verkaufen zu können, wenn man das für sinnvoll hält. Genau diese Möglichkeit besteht beim Mining mit Dienstleister nicht.


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3 Kommentare

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  • Wolfi 1981
    Wolfi 1981

    Mir stellen sich da einige Fragen: Das Ganze ist ja wohl sehr energieintensiv und somit teuer. Ist es denkbar, dass gar kein Mining mehr stattfindet, weil der Preis für die Herstellung den Kurs übersteigt? Und was passiert dann mit Bitcoin? Braucht man das Mining für die Weiterführung der Blockchain oder kann der Bitcoin auch ohne Mining weiterbestehen?

    21:33 Uhr, 02.05.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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