BIP-Deutschland: Konsum stemmt sich (noch) gegen Krise
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Externe Quelle: Nord/LB
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat heute die detaillierten Ergebnisse zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland im II. Quartal veröffentlicht. Auf aggregierter Ebene wurden die bereits in der Schnellschätzung am 13. August gemeldeten Daten bestätigt. Demnach konnte das Bruttoinlandsprodukt – bereinigt um Preis-, Saison- und Kalendereffekte – im Vergleich zum Vorquartal um 0,3% zulegen. So wurde heute noch einmal bestätigt, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal erstmals seit Anfang 2008 wieder leicht wachsen konnte – nach vier Quartalen mit teils heftiger Kontraktion. Bei aller Freude über das Ende des Absturzes: Die Wirtschaftsleistung liegt damit noch immer um mehr als 7%, bei Ausschluss von Kalendereffekten immerhin noch fast 6% unter dem Niveau des Vorjahres.
Interessanter ist der Blick auf die heute erstmals gemeldeten BIP-Komponenten. Der private Konsum hat sich wie bereits im I. Quartal sehr robust entwickelt und legte um 0,7% Q/Q zu. Neben den nicht zu leugnenden Wirkungen der Konjunkturprogramme hat auch die günstige Preisentwicklung hierzu beigetragen. Die Konsumentenstimmung ist zudem noch recht stabil, da die Krisenauswirkungen noch nicht in vollem Umfang auf dem Arbeitsmarkt spürbar sind. Wir rechnen weiter mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Ende dieses Jahres und vor allem im kommenden Jahr. Auch die sehr niedrige Inflationsrate wird sich zum Ende dieses Jahres wieder normalisieren. Insofern wird sich die positive Entwicklung des privaten Konsums wohl nicht mehr lange fortsetzen können.
Eine weitere Stütze waren zudem der Staatskonsum und der Außenbeitrag. War in den vorangehenden Quartalen vor allem der Einbruch der Exporte der Grund für den BIP-Rückgang, so konnte der Außenhandel 1,6 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum beitragen. Dies ist jedoch nicht etwa auf einen Anstieg der Exporte zurückzuführen – diese sanken erneut um -1,2% im Vergleich zum Vorquartal - sondern auf einen noch stärkeren Importrückgang um -5,1% Q/Q. Positiv überraschen konnten zudem die Bruttoanlageinvestitionen mit einem leichten Anstieg um +0,8% Q/Q. Der Wachstumsbeitrag der inländischen Verwendung lag dennoch mit -1,2% deutlich im negativen Bereich, was auf einen starken Lagerabbau zurückzuführen ist.
Fazit: Die heute gemeldeten detaillierten Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im II. Quartal belegen den Erfolg der staatlichen Konjunkturmaßnahmen. Die deutsche Wirtschaft hat vor allem durch ein nochmals kräftiges Wachstum des privaten Verbrauchs den Absturz beendet. Auch wenn für das zweite Halbjahr mit einer sehr robusten Wirtschaftsentwicklung gerechnet werden kann, bleibt der Weg aus der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit steinig. Die Folgen in Form steigender Insolvenzen und Arbeitslosigkeit werden erst im kommenden Jahr voll sichtbar werden.
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