BIP 2004 - viel Wachstum, wenig Substanz<br />
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1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt nahm im Jahr 2004 um 1,7 % zu. Dies entsprach nicht nur den zuletzt ermittelten Erwartungen (Bloomberg-Median und DekaBank: 1,7 %), sondern auch weitgehend den Prognosen vor 12 und vor 24 Monaten.
2. Grund zum Jubilieren bietet das abgelaufene Jahr nicht, trotz der im Vergleich zu den drei Vorjahren beachtlichen Zunahme. Erstens ist die Zunahme der Wirtschaftsleistung um 1,7 % zu rund 35 % (0,6 Prozentpunkte) der Tatsache zu verdanken, dass das Jahr 2004 mehr Arbeitstage hatte. Rechnet man diesen Arbeitstageeffekt heraus, verbleibt eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 1,1 %. Deutschland befand sich daher das vierte Jahr in Folge unterhalb des Potenzialwachstums.
3. Zweitens konnte die deutsche Volkswirtschaft nur in sehr eingeschränktem Umfang an der stärksten Expansion der Weltwirtschaft seit 1976 teilhaben. Zwar leistete der Außenbeitrag wieder einen starken Wachstumsbeitrag von 1,2 Prozentpunkten, doch er blieb hinter dem der Jahre 2001 und 2002 zurück, in denen die Weltwirtschaft deutlich langsamer expandierte. Hierin kann man die Bremsspuren der ersten Aufwertungswelle des Euro erkennen. Ferner sprang der Funke von dem kräftigen Exportschub so gut wie nicht auf die Binnennachfrage über. Zwar legten die Ausrüstungsinvestitionen um 1,2 % zu, doch nach drei Jahren Schrumpfung mit Raten von bis zu 8,6 % ist das enttäuschend. Dies lässt nur den Schluss zu, dass die Unternehmen sich auf das Notwendigste, den Ersatz veralteter Maschinen, beschränkt haben. Wo aber nicht in neue Maschinen investiert wird, dort werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen. Und das ist auch ein wesentlicher Grund für die erneut zurückgehende privaten Konsumtätigkeit (-0,3 %). Hinzu kamen vor allem im ersten Halbjahr die Verunsicherung der Haushalte durch die Wirren um die Gesundheitsreform und im weiteren Verlauf des Jahres durch die Debatte um Hartz IV. Damit ist 2004 das dritte Jahr der ausgeprägten Konsumschwäche in Deutschland. Kaum noch berichtenswert ist der erneute Rückgang der Bauinvestitionen, der neunte in den vergangenen zehn Jahren. Es mag schon als Erfolg gelten, dass die Schrumpfungsrate (-2,5 %) die geringste der letzten fünf Jahre ist.
4. Wachstumsimpulse kamen außer vom Außenbeitrag auch von den Staatsausgaben und den Lagerinvestitionen. Letztere leisteten mit 0,7 Prozentpunkten den zweitstärksten Wachstumsbeitrag seit es gesamtdeutsche Daten gibt. Wie im Vorjahr war das wohl eher ein ungewollter Lageraufbau, der aus einer zu geringen Nachfrage resultierte, also ebenfalls kein Grund zum Jubilieren.
5. Blickt man nach vorn, so sind wir verhalten zuversichtlich. Im dritten Quartal ist Deutschland in eine Konjunkturdelle geschlittert, die noch über den Jahreswechsel anhalten wird. Doch wir sehen dabei kein Abknicken in eine rezessive Entwicklung, sondern einen neuen Anlauf für den Aufschwung. Dies wird sich in der zweiten Jahreshälfte zunehmend zeigen. Für das Gesamtjahr 2005 kommt das allerdings zu spät. Arbeitstäglich bereinigt fällt die Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts mit 1,2 %, sogar geringfügig höher aus, unbereinigt sinkt sie aber deutlich auf 0,9 %.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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