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17:57 Uhr, 11.05.2002

Biotechnologiesektor: Wie geht es weiter?

Der Preis des Franklin Templeton Life Sciences Discovery Fund Fonds ist in den letzten sechs Monaten stark unter die Räder gekommen und hat 20 Prozent des ursprünglichen Wertes eingebüßt. In einem Interview mit dem Porfolio Manager des Fonds, Evan McCulloch, konnte mehr über die erwartete Performance Entwicklung des Biotechnologie- und Pharmasektors in Erfahrung gebracht werden.

Der Amex Biotech Index musste seit September 2000, als der Index ein Hoch markierte, um rund 53 Prozent abgeben. Seit Jahresanfang verlor der Index von rund 600 auf aktuell 383 Punkte.

Laut McCulloch ist dies kein Verfall der Fundamentaldaten des Sektors. Es seien vielmehr Nachrichten für diesen Kursverfall verantwortlich zu machen. So haben vier Unternehmen, auf deren Medikamente hohe Erwartungen lasteten, von der FDA eine Ablehung des Marktzulassungsantrages erhalten. In den letzten Jahren, so McCulloch weiter, sei die FDA zunehmend vorsichtiger geworden, was Marktzulassungen von Medikamenten anginge, da mehrere Produkte nachträglich wieder vom Markt genommen werden mussten.

Ende April veröffentlichte das viel beachtete Investorenmagazin Barron's einen Bericht, der die hohen Bewertungen einiger Aktien im Sektor kritisierte. Barron´s analysierte die größten Unternehmen in der Gruppe und fand heraus, dass die Top 8 Unternehmen mit dem 50fachen ihrer erwarteten Gewinne im Jahr 2002 bewertet sind, impliziert man ein Wachstum von 25 Prozent per anno.

Der Franklin Templeton Fondsmanager ist da anderer Meinung. Laut ihm seien die acht größten Biotechnologieunternehmen mit einem KGV von 32 bewertet, impliziert man ein Wachstum von 21 Prozent. Das relativ hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis sei dadurch zu rechtfertigen, dass die Aktien keinen zyklischen Schwankungen unterlägen und dass der Sektor allgemein sehr hohes Wachstumspotential habe.

Der Fondsverwalter ist optimistisch eingestellt, da es eine sehr hohe Anzahl von Medikamenten in der Entwicklungs- und Testphase gebe. So seien insgesamt rund 900 Medikamente in verschiedenen Testphasen, 200 hätten bereits die letzten Teststufen erreicht. In den nächsten drei Jahren erwartet McCulloch, dass 50 Medikamente für die Vermarktungs freigegeben werden. Dadurch sollte sich die Zahl der profitablen Unternehmen im Sektor von 39 in 2001 auf 70 in 2004 erhöhen, so die Schätzung des Managers.

Die Dauer von der Erforschung eines Medikamentes über die Entwicklung und Testphasen bis hin zur endgültigen Marktreife und -zulassung dauert 10 bis 15 Jahre, so McCulloch. Im Jahr 1993 gab es 33 Medikamente aus dem Biotechsektor, die Zahl hat sich bis 2001 auf 130 erhöht. Die bisherige Wachstumsrate von 10 Medikamenten pro Jahr soll sich in den nächsten Jahren um satte 50 Prozent auf 15 Medikamente pro Jahr erhöhen, schätzt McCulloch und fügt hinzu, dass 19 der im Portfolio gehaltenen 55 Unternehmen Gewinne schreiben, von der Gewichtung her seien aber die profitablen Unternehmen mit mehr als 50 Prozent vertreten. In den nächsten drei Jahren rechnet er mit einem Zuwachs der gewinnträchtigen Unternehmen um drei.

McCulloch deckt mit seinen Research Arbeiten rund 1/3 der im Portfolio gehaltenen Unternehmen ab, während ein zweiter die restlichen Unternehmen abdeckt. Das Team des Fonds besteht darüber hinaus aus zwei Wissenschaftlern und drei angehenden Analysten. Das Stammteam wird durch ein Netzwerk an Beratern ergänzt, dass über 1000 Experten umfasst, hieß es.

Bei der Auswahl der Unternehmen betrachtet man das Produkt Portfolio sehr genau. Bei Medikamenten, die sich noch in der Entwicklung befinden, versucht das Fondsteam, die erwarteten Schritte der US-Gesundheitsbehörde FDA nachzuahmen, um ein möglichst zukunftsgetreues Szenario entwickeln zu können. Danach wird eine Umsatzprognose bis 2005 oder 2006 erstellt.

Nebst der Produktanalyse betrachtet das Team das Management, die Erfahrung der Wissenschaftler und die Geschichte des Unternehmens. Darüber hinaus wird die Finanzposition besonders bei unprofitablen Unternehmen betrachtet. Sollte das Unternehmen keine Gewinne schreiben, so versucht man herauszufinden, wie groß der Bestand an Cash und bargleichen Mitteln ist und wie lange dieser voraussichtlich ausreichen wird, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Sollte der Bestand nicht ausreichend sein, so wird ferner die Fähigkeit des Unternehmens geprüft, weiteres Kapital aufzunehmen. Des weiteren kommen die vergangenen Prognosen und deren Einhaltung in der Zukunft unter den Hammer.

McCulloch gibt an, die Fonds-Produkte der Konkurrenz mit einer besseren Performance geschlagen zu haben. Während er eine kurzfristige Aussage über die erwartete Performanceentwicklung für unmöglich hält, ist er davon überzeugt, dass sich langfristig der Aktienkurs an die Gewinnentwicklung der Unternehmen anpasst. Die am schwersten gewichteten Unternehmen im Portfolio werden - so die Prognose - um rund 21 Prozent pro Jahr wachsen können.

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