Kommentar
07:55 Uhr, 02.04.2018

Biotech und Technologie: Geld verdienen unnötig!

Geld verdienen war gestern. Heute ist das für Unternehmen nicht mehr notwendig, um an der Börse erfolgreich zu sein. Man kann sogar sagen: Je größer die Verluste, desto besser.

Unternehmen, die an die Börse wollen, müssen kein Geld verdienen. Im vergangenen Jahr waren 76 % aller US-Börsenneulinge Firmen, die Verluste erwirtschafteten (Grafik 1). Einen so hohen Prozentsatz gab es schon lange nicht mehr. Nur im Jahr 2000 war es noch schlimmer. Damals waren 81 % aller Börsenneulinge unprofitabel.

Es gibt zwei Sektoren, die diesen Wert maßgeblich bestimmen.

Biotech- und Technologieunternehmen gehen grundsätzlich an die Börse, wenn sie noch Verluste schreiben (Grafik 2). Im Biotechbereich sind es fast alle Unternehmen, die Verluste schreiben. Bei Technologiewerten ist es nicht ganz so schlimm, doch mit zuletzt 83 % aller Unternehmen muss sich auch diese Branche nicht verstecken.

Nun gehen Unternehmen an die Börse, um sich Geld zu beschaffen. Es ist eine Art, um sich zu finanzieren. Häufig bleibt Unternehmen keine andere Wahl. Junge Unternehmen, die keinen Umsatz schreiben, bekommen nicht so leicht Kredit. Es bleibt nur der Gang an die Börse.

Dies gilt insbesondere für den Biotechbereich. Diese Firmen haben oftmals kein Produkt. Sie müssen diese erst noch entwickeln. Dafür braucht es Geld. Verluste fallen über viele Jahr an. Am Ende kann die Produktentwicklung gelingen und Aktionären winken hohe Gewinne oder die Entwicklung scheitert und es kommt zum Totalverlust.

Die Ausgangslage im Technologiebereich ist eine etwas andere. Hier werden Unternehmen von Venture Capitalists finanziert, bevor sie an die Börse gehen. Der Börsengang ist eine Möglichkeit für die Investoren, ihre Beteiligung zu Geld zu machen. Das Unternehmen selbst hat häufig wenig vom Börsengang. Mit Glück bleibt ein kleiner Teil der Erlöse übrig, um die Expansion zu finanzieren.

Technologiewerte werden dabei oftmals so hoch bewertet, dass einem schwindelig wird. Im Jahr des Börsengangs machte etwa Snap einen Verlust von über 3 Mrd. Dollar. Um Sondereffekte bereinigt lag der Verlust immer noch bei 1,5 Mrd. Trotzdem wurde das Unternehmen sofort mit mehr als 20 Mrd. Dollar bewertet. Profitabilität spielt einfach keine Rolle.

Das ist ein relativ neues Phänomen. Bis in die frühen 90er Jahre war ein Großteil der Unternehmen bei Börsengang profitabel. Erst mit der Internetblase hat sich das grundlegend verändert. Jetzt sind wir in etwa wieder dort, wo wir auch in den Jahren 1999 und 2000 waren. Damals schmissen Anleger Unternehmen das Geld nur so hinterher. Heute sind wir wieder dort.

Viele Unternehmen haben heute solidere Geschäftsmodelle als damals. Trotzdem ist eine gewisse Blindheit zu erkennen. Snap ist eine App. Zugegeben, sie hat viele Nutzer. Am Ende aber kann Snap nicht besonders viel. Vielleicht bin ich zu naiv und sehe den Wert nicht, doch auf mich wirkt es wie ein Trend, der in eine App gepackt ist. Der Trend kann morgen von einem anderen abgelöst werden.

Anleger sind ziemlich großzügig. Sie sind heute genauso naiv und leichtgläubig wie im Jahr 2000. Gerade im Technologiebereich sehe ich daher die größte Gefahr für herbe Kursverluste. Es steckt zu viel Fantasie in den Kursen.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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