Kommentar
11:41 Uhr, 20.01.2021

Billionen-Hilfen in den USA: Warum das für die Aktienmärkte nicht (nur) gut ist

Konjunkturpakete helfen Unternehmen. Es sollte Anleger freuen. Auf die fast 2 Billionen Dollar zusätzliche Konjunkturhilfen reagierte die Börse kaum. Wieso?

Man kann mehrere Erklärungsversuche bemühen, weshalb Anleger nicht entzückt auf neue Billionenhilfen für die Wirtschaft reagieren. Häufiger ist davon zu lesen, dass Anleger die Hilfen bereits erwartet und eingepreist haben. So recht glauben kann man an diese Erklärung nicht. Ohne die Mehrheit im Senat hätten die Demokraten keine Chance gehabt, so hohe Ausgaben durch den Kongress zu kriegen. Die Senatsmehrheit haben die Demokraten erst seit knapp zwei Wochen. Seither ist an der Börse unterm Strich wenig geschehen. Wenn Anleger also nicht schon im vorigen Jahr eine Glaskugel hatten und wussten, wer die Senatssitze in Georgia gewinnt, wurden die neuen Konjunkturhilfen noch nicht eingepreist. Eine andere Erklärung ist, dass der Markt nun einfach schon sehr weit gelaufen ist. Die Luft ist draußen, die Bewertung hoch und an Gewinnmitnahmen ist noch niemand verarmt. Es ist aber schon etwas merkwürdig, dass gerade dann Gewinnmitnahmen einsetzen, wenn neue Billionen für die Wirtschaft angekündigt werden...

Vielleicht liegt es daher auch an etwas ganz anderem. Will die US-Regierung weitere 2 Billionen zusätzlich ausgeben, muss das auch finanziert werden. Über Defizite macht sich derzeit niemand Gedanken. Die Notenbank selbst hat ja gesagt, die Regierung solle nicht knausrig sein.

Nun kauft die Notenbank nur noch für 80 Mrd. pro Monat Staatsanleihen. In den vergangenen 12 Monaten kaufte sie Anleihen im Volumen von 2,3 Billionen Dollar. Damit wurde das Defizit des Staates zu zwei Drittel finanziert. Die Jahresrate sinkt bald auf 880 Mrd. Die Defizite bleiben jedoch hoch. Die Lücke zwischen Anleihekäufen und Defizit wird immer größer (Grafik 1).


Betrachtet man die monatlichen Käufe (Grafik 2) sieht man, dass die Notenbank nach den Panikmonaten zu Beginn der Pandemie ihre Käufe tatsächlich stark reduziert hat. Geht man davon aus, dass die Käufe bis Ende 2022 bei 80 Mrd. pro Monat bleiben, klafft eine enorme Lücke zwischen diesen Käufen und dem Defizit.

Das nicht von der Notenbank finanzierte Defizit wird in diesem Jahr zwischen Mai und November erreicht. Es kommt darauf an, wann die zwei Billionen beschlossen werden und dann auch tatsächlich in die Wirtschaft fließen. Auf Jahressicht klafft dann eine Lücke von 2,5 Billionen Dollar (Grafik 3).

Irgendjemand muss diese Anleihen zeichnen. Derzeit sieht es danach aus, dass Investoren und Privatanleger das Defizit finanzieren müssen. Das ist sehr viel Liquidität, die dem Markt entzogen wird. Der Effekt ist so gravierend wie noch nie. Selbst als die Notenbank ihre Bilanz verkleinerte, musste der Markt nicht so viele Anleihen aufnehmen.

Die Liquiditätsschwemme wird ein Ende finden, wenn die Notenbank die Käufe nicht wesentlich aufstockt. Bevor der Liquiditätsentzug stattfindet, sind Gewinnmitnahmen sicherlich nicht verkehrt.

Clemens Schmale


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8 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Meinen Sie nicht, dass Ihre alternative Wahrheit deutlich zu wenig zionistische Ansätze enthält, um sich schlussendlich durchzusetzen?

    Ich hatte mal kurz mit Emma telefoniert. Sie findet auch, dass es eine Frechheit ist, dass sie als CEO von GlaxoS nichts davon wusste, nur ein Unternehmensteil von Pfizer zu sein. Der CEO von Pfizer meinte er hätte mal dunkle Gerüchte darüber vernommen - will es aus steuerlichen Gründen aber lieber dabei belassen. Insgesamt sorgte Ihre Aufklärung für reichlich Wirbel, beide Unternehmen gaben heute leicht ab. Emma und der CEO von Pfizer bedanken sich bei Ihnen aber trotzdem herzlich für die Aufklärung des Sachverhaltes und lassen nett grüßen.

    So wie ich Emma kenne, macht sie sich aber nun Sorgen um ihren Platz in der Forbes-Liste. Frauen eben.

    19:24 Uhr, 21.01.2021
  • 1 Antwort anzeigen
  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Wie immer eine sehr interessante und stichhaltige Analyse.

    14:53 Uhr, 20.01.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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