Bill Gross sieht ein Ende des Bullenmarktes
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Starinvestor Bill Gross sieht deutliche Anzeichen für ein Ende des langjährigen Börsenaufschwungs. Dieses Ende müsse nicht zwangsläufig durch das Platzen einer spekulativen Blase eingeleitet werden, aber die Wahrscheinlichkeit dafür steige. "Die Frage ist doch, wann unser jetziges Finanzsystem überbeansprucht wird und zusammenbricht", so Gross in seinem aktuellen Investmentausblick. "Dieser Punkt ist gekommen, wenn das Risiko fast aller Anlageklassen viel zu hoch ist im Verhältnis zu den viel zu niedrigen Erträgen, die sie abwerfen." Die Investoren würden dann anfangen, ihr Geld im wahrsten Sinne des Wortes lieber unter die Matratze zu legen als es in Anleihen und Aktien anzulegen. "Nachdem die Anleiherenditen, Creditspreads und Aktienkurse weitgehend ausgereizt sind, nähern wir uns unweigerlich diesem Punkt."
Gross zufolge sollten sich die Investoren in diesem Zusammenhang folgendes vergegenwärtigen: Wenn sie alle zukünftigen Erträge mit nominal null Prozent (oder real minus zwei Prozent) abdiskontieren, müssen die Unternehmenserträge über ein historisch noch nie dagewesenes Maß hinaus steigen, um weitere Kursgewinne zu rechtfertigen. "Der Bullenmarkt in seiner jetzigen Form ist zu Ende und wird auch nicht zurückkommen - für keinen von uns", glaubt daher der Anlageexperte.
Gross unterstreicht auch erneut seine Meinung, dass er die lockere Geldpolitik der Notenbanken für einen wenig tauglichen Versuch hält, die globale Schuldenkrise mit immer neuen Schulden zu lösen. "Die Folgen der lockeren Geldpolitik sind in etwa vergleichbar damit, wenn man Benzin auf ein nur noch glimmendes Feuer kippt, um es wieder anzufachen", macht er einen bildlichen Vergleich. "Maßnahmen wie Quantative Easing und so wie jetzt negative Zinsen sorgen nur für spekulative Blasen an den Finanzmärkten."
Bill Gross steht mit seiner Warnung vor neuen Turbulenzen nicht alleine da. Auch Banken äußern sich mit Blick auf die niedrigen Zinsen zunehmend besorgt. In einer Stellungnahme, die der Zeitung "Die Welt" vorliegt, fordern führende Vertreter aus der Europäischen Banken- und Versicherungsindustrie eine stärkere Regulierung der Branche. Es erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, dass sich die Banken selbst stärker an die Kette legen wollen. Es ist aber rational, da es um sogenannte Systemrisiken geht. Durch sie kann selbst ein robust aufgestelltes Finanzinstitut in Gefahr geraten, etwa wenn es zu einer übertriebenen Kreditvergabe aufgrund sehr niedriger Zinsen kommt. "Jeder in der Finanzindustrie unterstützt Maßnahmen, die das System stabiler machen", begründet HSBC-Präsident Flint sein Engagement. Wenn Banken vor Risiken in der eigenen Branche warnen, sollten Anleger hellhörig werden. Denn dann sind die Gefahren durchaus sehr real.
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