Analyse
16:10 Uhr, 14.02.2023

BILFINGER - Geht hier noch was nach dem starken Kursanstieg?

Den Markt positiv überrascht hat der Industriedienstleister Bilfinger. Die Aktie kann heute zweistellig zulegen und gehört damit zu den Spitzenreitern im SDAX.

Erwähnte Instrumente

  • Bilfinger SE
    ISIN: DE0005909006Kopiert
    Kursstand: 34,940 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Bilfinger SE - WKN: 590900 - ISIN: DE0005909006 - Kurs: 34,940 € (XETRA)

Damit notiert die Bilfinger-Aktie um 40 Prozent höher als im November. Damals brach der Kurs ein, als das Unternehmen mit dem Neunmonatsbericht bekannt gab, ein Effizienzsteigerungsprogramm einzuführen, welches zu Einmalbelastungen von über 60 Mio. EUR in 2022 führte. Wir haben damals an dieser Stelle ausführlich darüber berichtet.

Die heute präsentierten Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 fielen besser aus, als von den meisten Marktteilnehmern erwartet. Der Konzernumsatz expandierte um 15 Prozent auf 4,31 (Vorjahr 3,74) Mrd. EUR. Im Geschäftsbereich Engineering & Maintenance Europe ging der Umsatz dank der gesteigerten Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie um 11 Prozent auf 2,79 (VJ 2,52) Mrd. EUR nach oben und im Segment Engineering & Maintenance International war sogar ein Anstieg um 44 Prozent auf 0,80 (VJ 0,55) Mrd. EUR zu verzeichnen. Hier zahlte sich die 2021 durchgeführte strategische Neuausrichtung aus. Dadurch hat Bilfinger das Engagement in den USA erhöht. In der dritten Geschäftseinheit Technologies stieg der Umsatz um 6 Prozent auf 0,59 (VJ 0,56) Mrd. EUR.

Der Auftragseingang kletterte im Konzern um rund 15 Prozent auf 4,62 (VJ 4,01) Mrd. EUR, sodass sich der Auftragsbestand zum Jahresende auf 3,23 (VJ 2,95) Mrd. EUR stellte.

Wie erwartet ging das EBITA aufgrund der Rückstellungen für das bereits angesprochene Sparprogramms deutlich von 121 Mio. EUR im Jahr 2021 auf 75 Mio. EUR zurück, was einer Marge von nur noch 1,8 (VJ 3,2) Prozent entspricht. Außerdem belasteten Einmaleffekte in Höhe von 6 Mio. EUR durch den Rückzug aus dem Russlandgeschäft. Das bereinigte EBITA ist hingegen leicht auf 140 (VJ 137) Mio. EUR gestiegen.

Unter dem Strich verdiente Bilfinger nur noch 28 Mio. EUR nach 130 Mio. EUR im Vorjahr. Bereinigt standen 82 (VJ 89) Mio. EUR zu Buche. Der leichte Rückgang beim bereinigten Gewinn liegt an einem niedrigeren Finanzergebnis. Im Jahr zuvor hatten positive Zinseffekte aus einer Steuerrückerstattung das Ergebnis nach oben gedrückt.

Durch den Abbau des Working Capital wurde der freie Cashflow auf 136 (VJ 115) Mio. EUR verbessert. Aufgrund der hohen Dividende von 4,75 Euro je Bilfinger-Aktie – davon entfielen 3,75 Euro auf eine Sonderausschüttung – lag die Dividendensumme 2021 bei 196 Mio. EUR. Zusätzlich wurden 100 Mio. EUR für Aktienrückkäufe aufgewendet. Die Nettoliquidität ging demzufolge auf 145 (VJ 383) Mio. EUR zurück.

Den Aktionären wird neben der unveränderten Basisdividende von einem Euro pro Aktie ein Bonus von 0,30 Euro vorgeschlagen. Die Dividendenrendite beträgt damit recht ordentliche 3,7 Prozent.

Für das laufende Geschäftsjahr stellt die Konzernführung eine deutliche Steigerung der Profitabilität in Aussicht. Die EBITA-Marge wird bei 3,8 bis 4,1 Prozent veranschlagt. Beim Umsatz wird mit einem Wert zwischen 4,3 und 4,6 Mrd. EUR gerechnet. 2024 wird dann eine Marge von mindestens 5 Prozent angestrebt, die in drei bis vier Jahren auf 6 bis 7 Prozent ansteigen soll. Für den Umsatz wird in diesem Zeitraum von einem jährlichen Wachstum in Höhe von 4 bis 5 Prozent ausgegangen.

Fazit: Am Ende war alles gar nicht so schlimm, könnte man sagen, wenn man sich den Kursverlauf der Bilfinger-Aktie in den letzten Wochen anschaut. Mit einem Anstieg um etwa 30 Prozent seit Jahresbeginn gehört das Papier zu den Top-Performern im SDAX. Es bleibt nun zu hoffen, dass Bilfinger jetzt so langsam mal alle „Baustellen“ abgearbeitet hat und keine Sondereinflüsse mehr das Ergebnis belasten. Unter dieser Voraussetzung kann man nach einer überfälligen Konsolidierung des Aktienkurses den Aufbau einer ersten Position in Erwägung ziehen.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 4,31 4,45 4,60
Ergebnis je Aktie in EUR 0,71 2,43 3,22
KGV 49 14 11
Dividende je Aktie in EUR 1,30 1,40 1,50
Dividendenrendite 3,74 % 4,03 % 4,32 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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