Analyse
12:05 Uhr, 09.11.2022

BILFINGER - Aktie stürzt ab!

Mit Vorlage des Neunmonatsbericht hat Bilfinger bekanntgegeben, ein Effizienzsteigerungsprogramm zu implementieren. Am Markt kommt das nicht gut an, die Bilfinger-Aktie verliert heute zweistellig.

Erwähnte Instrumente

  • Bilfinger SE
    ISIN: DE0005909006Kopiert
    Kursstand: 25,500 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Bilfinger SE - WKN: 590900 - ISIN: DE0005909006 - Kurs: 25,500 € (XETRA)

Zwar profitiert der Industriedienstleister von den Megatrends Energiewende und Nachhaltigkeit, was sich am Auftragseingang und Umsatz ablesen lässt. Mit der Profitabilität hapert es allerdings nach wie vor. Aus diesem Grund hat das Management beschlossen ein Programm aufzulegen, mit dessen Hilfe die Effizienz erhöht und ab Ende 2023 jährlich ca. 55 Mio. EUR eingespart werden sollen. Dem stehen einmalige Belastungen von 60 Mio. EUR im laufenden Jahr gegenüber. Ab 2024 wird eine EBITA-Marge von mindestens 5 Prozent angestrebt, im laufenden Geschäftsjahr liegt diese bislang erst bei 2,5 Prozent.

Aber der Reihe nach. Im dritten Quartal stiegen die Auftragseingänge auf 1,12 (Vorjahr 0,92) Mrd. EUR bei einem Umsatz von 1,08 (VJ 0,95) Mrd. EUR. Im Rückwärtsgang bewegt sich hingegen das Ergebnis. Lag das EBITA im Vorjahresquartal noch bei 54 Mio. EUR, musste im diesjährigen Q3 ein Rückgang um 32 Prozent auf 37 Mio. EUR hingenommen werden. Das Nettoergebnis brach sogar fast um die Hälfte auf 22 (VJ 41) Mio. EUR ein. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass im Vorjahresergebnis Einmaleffekte aus einer Immobilientransaktion in Höhe von 19 Mio. EUR sowie weitere Sondereinflüsse von 3 Mio. EUR enthalten waren.

In den ersten neun Monaten stieg der Auftragseingang um 12 Prozent auf 3,34 (VJ 2,98) Mrd. EUR und der Umsatz legte um 13 Prozent auf 3,11 (2,76) Mrd. EUR zu. Das EBITA ging zwar um „nur“ 8 Prozent auf 78 (VJ 84) Mio. EUR zurück, aber beim Konzernergebnis ist ebenfalls fast eine Halbierung auf 35 (64) Mio. EUR zu verzeichnen. Das Ergebnis je Bilfinger-Aktie stellte sich per 30. September auf 0,86 (VJ 1,57) Euro.

Positiv entwickelte sich hingegen der Cashflow. Aus der operativen Tätigkeit ergab sich im dritten Quartal ein Mittelzufluss von 81,3 (VJ 60,2) Mio. EUR und der freie Cashflow lag in diesem Zeitraum bei 68,8 (72,5) Mio. EUR. Nach neun Monaten belief sich der freie Cashflow auf 11,8 (VJ 1,7) Mio. EUR. Aufgrund von Investitionen und dem Aktienrückkaufprogramm ging die Nettoliquidität auf 65 (278) Mio. EUR zurück.

Aufgrund der guten Nachfrage und der Tatsache, dass die Steigerung der Effizienz und Nachhaltigkeit von Industrieanlagen, auch weiterhin ein großes Thema sein werden, wird für den Konzernumsatz im Gesamtjahr mit einer „deutlichen Steigerung“ gegenüber dem Vorjahreswert von 3,74 Mrd. EUR gerechnet. Beim EBITA wird zwar ebenfalls von einer „deutlichen operativen Steigerung“ ausgegangen (VJ 121 Mio. EUR), allerdings wird dies durch die schon angesprochenen Rückstellungen im vierten Quartal in Höhe von 60 Mio. EUR entsprechend belastet werden.

Fazit: Die Quartalszahlen von Bilfinger waren recht ordentlich und lagen im Rahmen der Erwartungen. Der starke Kurseinbruch der Bilfinger-Aktie heute auf zeitweise unter 25 Euro ist vor allem dem unerwarteten Restrukturierungsprogramm zu „verdanken“. 60 Mio. EUR sind kein Pappenstiel. Das wird deutliche Bremsspuren im Jahresergebnis für 2022 hinterlassen und wird sich vermutlich auch negativ auf die Dividende auswirken. Mutige Anleger können auf einen Rebound spekulieren, sollten jedoch mit einem engen Stopp-Loss agieren. Alle anderen warten zunächst besser ab, bis sich die Lage beruhigt hat.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mrd. EUR 3,74 4,05 4,06
Ergebnis je Aktie in EUR 3,19 0,75 2,00
KGV 8 33 13
Dividende je Aktie in EUR 1,00 0,50 1,13
Dividendenrendite 4,00 % 2,00 % 4,52 %
*e = erwartet
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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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