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10:38 Uhr, 17.07.2002

Bilanzierung: Kommt noch mehr Ungemach?

Unternehmensvorständen der 900 grössten Unternehmen der USA wurde nach dem Enron Skandal eine Deadline bis zum 14 August gesetzt, die Richtigkeit der Bilanzen unter Eid zu bestätigen. Die SEC überprüft momentan separat die Jahresbilanzen der Fortune 500 Unternehmen und befindet sich hiermit in Zeitdruck. SEC`s Chef für Unternehmensfinanzen Alan Beller erwartet die letzten versendeten Statements an die Unternehmen erst im Herbst. Beller schätzt die Anzahl der Beanstandungen auf eine dreistellige Zahl, wobei teilweise z.B. auch nur zukünftige Rechnungslegung angewiesen werde.


Nicht nur das Vertrauen in die Wirtschaft, auch das in die führenden Politiker der USA wird aktuell auf eine schwere Probe gestellt. Nun sind Vorwürfe laut geworden, auch der Vizepräsident Dick Cheney habe sich mit seiner früheren Firma, einem Ölunternehmen namens Halliburton, nicht an das gehalten, was man von einem ordentlichen und ehrlichen Unternehmer erwarten dürfte. Die SEC hat zuletzt "rigorose Ermittlungen" in diesem Fall angekündigt und gleichsam verlauten lassen, dass man entsprechende Maßnahmen ergreifen werde, falls dies nötig sein sollte.

Daneben wurde Kritik an dem derzeitigen Chef der SEC, Harvey Pitt, laut. Politiker verschiedener Parteien forderten seinen Rücktritt, da er nicht entschieden genug durchgreifen würde, wenn es darum ginge, die schwarzen Schafe ausfindig zu machen und ihnen die Leviten zu lesen. Dieser bestritt hingegen die Anschuldigungen. Unter seiner Führung sei
die SEC stets schlagkräftig gewesen und habe stets Flagge gezeigt. Dies sei gerade in Anbetracht des derzeitige Vertrauensschwundes immens wichtig.


Die beiden Topmanager des Rechnungslegungsreformausschusses in den USA plädierten am Donnerstag für ein schnelles und effektives Eingreifen: "Je schneller wir ein Gesetz bekommen, desto mehr Sicherheit werden wir an der Wall Street bei den Investoren erzeugen können und desto schneller können wir das Vertrauen wieder herstellen", erklärte Paul Sarbanes und Phil Gramm. Der Senat wird nächste Woche über ein derartiges Gesetz abstimmen.


Der Senat hat am Mittwoch letzter Woche einstimmig über neue Strafen für Bilanzfälschung und Dokumentenvernichtung gestimmt. In einer Reihe von einstimmigen Abstimmungen votierte der Senat für die Erweiterung des Vorschlags für die Gesetzesänderung, um das Vertrauen der Amerikaner und der Investoren aus der ganzen Welt in Corporate America wieder zu gewinnen.

Eine Reihe von Fällen, an denen Bilanzschönung und Machtmissbrauch bei Vorstandsmitgliedern nachgewiesen wurde, hat das Vertrauen in US-amerikanische Unternehmen nachhaltig gestört. Die Leidtragenden sind die Mitarbeiter jener Unternehmen, bei WorldCom alleine sind es 17,000, die ihren Arbeitsplatz aufgeben müssen.

Die neuen Vorschläge erhöhen die maximale Gefängnisstrafe für korrupte Unternehmenslenker auf 10 Jahre, ferner sei mit einem Bußgeld von 500,000 Dollar bis zu einer Million Dollar zu rechnen.

"Diese Leute verdienen es, ins Gefängnis zu wandern. Sie haben das Leben Tausender Menschen ruiniert," sagt der Chairman Patrick Leahy des Senate Judiciary Committee.

Die Demokraten forderten im Gegensatz hierzu stärkere Eingriffe in das bestehende System, als sie Bush vorschlug.

Eine weitere Änderung ist die Verlängerung der Frist, innerhalb derer betrogene Aktionäre eine Klage gegen das Unternehmen einreichen können.

Sollte der Senat den Reformvorschlag genehmigen, muss dieser in Einklang mit einer im April vom House of Representatives genehmigten Version gebracht werden. Verbraucherschützer und die Demokraten kritisierten den Vorschlag des House of Representatives als zu schwach.


*Neuste Meldung*
Sony`s Aktie verlor im Mittwochs-Handel um über 4% nachdem Ängste aufkamen, Sony könnte ebenfalls Bilanzleichen im Keller haben. Die South China Morning Post zitierte einen Professor für Rechnungslegung, Sony`s bisherige Bilanzierungspraktiken könnten nun Fragen aufwerfen. Sony`s Umsatz an Partnerunternehmen erhöhte sich im letzten Geschäftsjahr um aussergewöhnlich hohe 133%, des weiteren habe Sony den Gewinn durch die Auflöung von Rücklagen beeinflusst.

Vor allem macht Marktbeobachtern aber auch der steigende Yen Kopfzerbrechen, der sich negativ auf die Gewinne des Unternehmens auswirke, so Okamoto von Fuji Investments.

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