Bevölkerungspyramide stützt Japan
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Eine Bevölkerungspyramide wird deshalb so genannt, weil die Alterstruktur in früheren Zeiten (z.B. Deutschland um 1890) einer Pyramidenform entsprach. Eine solche Struktur entsteht bei vielen geborenen Kindern und einer hohen Sterblichkeit über alle Alterstufen hinweg.
Je nach Geburtenhäufigkeit und Sterberate sind die Strukturen weltweit völlig unterschiedlich. Als Beispiel für eine verbreiterte Pyramidenform gelten afrikanische Staaten wie beispielsweise Nigeria. Eine solche Form bezeichnet eine sehr hohe Geburtenrate, verbunden mit einer hohen und frühen Sterberate.
Nachdem der Aktienmarkt Nigerias in den vergangenen Jahren stagnierte, steigt er seit dem Sommer 2012 an. Die Bevölkerungspyramide kann im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung Nigerias aufgrund ihrer Gleichmäßigkeit kaum Hilfestellung bieten. Allenfalls sagt sie aus, dass Nigeria über den Stand eines Entwicklungslandes noch nicht hinausgekommen ist. Die Ausbildung einer breiten, konsumfreudigen Mittelschicht, die für gesundes Wirtschaftswachstum unabdingbar ist, scheint sich allenfalls in den Anfängen zu befinden. Denn mit der Ausbildung einer Mittelschicht würde ein Rückgang der Sterberaten der 30 bis 50jährigen einhergehen, da sich diese Schicht eine bessere medizinische Versorgung leisten könnte. Ein solcher "Wohlstandsbauch" ist auf dem Chart noch nicht zu erkennen.
Die meisten Industrienationen wären froh, wenn sie den aktuellen Bevölkerungsstand halten könnten. Mit einer Pyramidenform wie beispielsweise derjenigen Italiens wird dies kaum gelingen (folgende Grafik).
Die Altersklasse der 40 bis 49jährigen ist besonders deutlich ausgeprägt.
Die Bevölkerungspyramide Deutschlands zeigt eine ähnliche Form.
Die stärkste Gruppierung wird von der Altersklasse der 45 bis 54jährigen gestellt. Deutschland ist Italien in der Entwicklung um etwa fünf Jahre voraus.
In Spanien wiederum stellen die 35 bis 44jährigen die stärkste Altergruppe.
Die Schrumpfung - angefangen von der Altersgruppe der 35 bis 39jährigen bis hinunter zu den 15 bis 19jährigen - stellt sich in Spanien drastischer dar als in Deutschland. Es ist erschreckend, dass trotz einer absolut betrachtet geringen Anzahl junger Menschen die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bei 50 Prozent liegt und die Auswanderungsraten steigen. Die Altersgruppe der 20 bis 24jährigen umfasst 2,4 Mio.; die Gruppe der 35 bis 39jährigen ist fast doppelt so groß.
Der gedankliche Übergang zum Finanzmarkt ergibt sich aus dem Zusammenhang zwischen Bevölkerungsstruktur und Konsumnachfrage. Aus US-Studien - wir verweisen insbesondere auf Harry Dent - wissen wir, dass die konsumfreudigste Altersgruppe aus den 43 bis 47jährigen besteht. Die Kinder werden schulpflichtig, ein Hausbau steht an, Familienurlaubsreisen in den Schulferien belasten den Etat. Während sich diese Altersgruppe in Deutschland und auch bald in Italien im Schrumpfungsprozess befindet, wird diese in Spanien in den kommenden fünf Jahren noch wachsen, bevor auch hier der Rückgang einsetzt. Es kann also durchaus sein, dass das Thema Hausbau in Spanien nochmals revitalisiert wird. Dies allerdings sollte - nachdem die Boom/Bust-Erfahrungen den Menschen noch in den Knochen stecken - auf bescheidenem Niveau erfolgen.
China hat das Urbanisierungspotential zwar noch nicht ausgeschöpft. Aber auch hier beginnt - ähnlich wie in Deutschland und Italien - in Kürze der Schrumpfungsprozess der konsumfreudigsten Bevölkerungsgruppe.
Die Altersgruppe der 40 bis 49jährigen stellt die mit Abstand größte Gruppe dar. Die Frage, die wir nicht beantworten können, lautet: Hat sich diese Gruppe bereits im Rahmen des bisherigen Booms ausreichend mit Immobilien versorgt? Oder besteht hier weiterhin ein großes Nachfragepotential? Eines ist jedenfalls klar: Die Gruppe der jetzt 30 bis 39-jährigen ist zahlenmäßig derart schwach, dass diejenigen, die auf ein steigendes Konsumverhalten Chinas für die kommenden Jahre setzen, enttäuscht werden dürften. Erst wenn die Gruppierung der heute 20 bis 29jährigen auf den Immobilienmarkt drängt, kann er zu einer Echo-Immobilienblase kommen. Das wird noch mindestens 10 Jahre dauern. Ergo: Ein chinesischer Immobilienboom wie 2003 bis 2007 erscheint für die kommenden 10 Jahre ausgeschlossen.
Ende der 1980er Jahre fand in Japan ein Immobilienboom statt, ausgelöst durch die Gruppierung der heute 60 bis 69jährigen. Diese befand sich damals im besten Konsumalter. Auf der japanischen Bevölkerungspyramide ist diese Altersgruppe als eine unübersehbare Ausbuchtung erkennbar (siehe schwarze Pfeile folgender Chart).
Doch Japan hat noch einen Trumpf im Ärmel: Eine zweite starke Altersgruppe. Das sind die 35 bis 44jährigen (rote Pfeile obiger Chart). Es dürfte auf das Konto dieser Gruppierung gehen, wenn die Bemühungen der japanischen Regierung, die Wirtschaft anzukurbeln, erfolgreich verlaufen sollten. Wenn, dann besteht jetzt die Chance, die japanische Wirtschaft aus der Deflation zu ziehen.
Fazit: Länder wir Deutschland und Italien stehen aus Sicht der Altersstruktur vor kaum lösbaren Aufgaben. Solange Deutschland eine hohe Exportquote fährt und der Arbeitsmarkt im Bezug auf Fachkräfte nicht ausreichend ergiebig ist, entsteht die an sich paradoxe Situation, dass junge ausländische Fachkräfte in Deutschland benötigt werden, die dafür sorgen, dass der Export ins eigene Heimatland intensiviert wird. Die Drehschreibenfunktion Deutschlands wird aus der Exportquote deutlich: Sie beträgt aktuell 41,5 Prozent vom BIP. In den 1990er Jahren waren Werte zwischen 20 und 25 Prozent die Norm. Deutschland ist davon abhängig, diese hohe Quote aufrecht zu erhalten. Würden deutsche Produkte in der Welt nicht mehr gefragt sein (mögliche Gründe: zu teuer, Qualitätsverlust, Ansehensverlust etc.), würde Deutschland in eine starke Rezession rutschen, solange dieser Zustand andauert.
Aus Sicht der Bevölkerungsstruktur erscheint die japanische Wirtschaft für die kommenden Jahre unterstützt. Chinas Wachstum dürfte durch Alterungsprozesse behindert werden.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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