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08:34 Uhr, 11.07.2023

BEVH: Umsätze im E-Commerce fallen um 12 Prozent

BERLIN (Dow Jones) - Die schlechte Konsumstimmung in Deutschland macht sich auch zur Jahresmitte im Onlinehandel bemerkbar. Wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) mitteilte, sanken die Online-Umsätze mit Waren (inklusive Mehrwertsteuer, nicht preisbereinigt) von Anfang April bis Ende Juni um 12,2 Prozent auf 19,17 Milliarden Euro. Auf das gesamte erste Halbjahr gesehen liegen die bisher aufgelaufenen Umsätze zur Jahresmitte nach den Angaben sogar rund 13,7 Prozent unter dem Vergleichswert von 2022. Verglichen mit dem gesamten ersten Halbjahr 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, schlägt ein Plus von 14,7 Prozent zu Buche.

"Zum anfänglichen Konsumschock mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist eine ganze Reihe negativer Wirtschaftsdaten hinzugekommen, die den Negativtrend im Handel verstetigen. Deutschland ist, wie viele andere Länder auch, in der Rezession. Davon kann sich der Onlinehandel nicht abkoppeln", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des BEVH, Martin Groß-Albenhausen. Nur teure Maßnahmen wie das 49-Euro-Ticket begrenzten derzeit die Inflation. Scheinbar hohe Lohnzuwächse würden durch die kalte Progression oft wieder kassiert. "Solange die Menschen erwarten, dass ihre Reallöhne sinken und finanzielle Sonderbelastungen zunehmen, werden sie sich jeden Einkauf gut überlegen. Wir gehen davon aus, dass sich daran auch in nächster Zeit nichts ändern wird", erklärte er.

Auffällig sei, dass mit Beginn der Sommer- und Urlaubszeit im zweiten Quartal die Erholung bei digitalen Dienstleistungen mit einem Plus von 8,5 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro nachgelassen habe. In dieses Segment fielen insbesondere Reise- und Konzertbuchungen. Nach den Einbrüchen der Corona-Hochphase hatte es hier zuletzt noch deutlich zweistellige Zuwächse gegeben. Von dem Ausgabenniveau aus dem zweiten Quartal 2019 von 4,8 Milliarden Euro sei das aktuelle Niveau weit entfernt.

Im Vergleich der großen Branchen-Cluster im Onlinehandel gab es im zweiten Quartal laut dem Verband "nur Verlierer": Abermals am stärksten verloren haben demnach die Cluster Unterhaltung (minus 14,7 Prozent), Einrichtung (minus 14,3 Prozent) und Bekleidung (minus 14,1 Prozent). Mit Blick auf einzelne Branchen ständen der Handel mit Schmuck und Uhren (minus 17,4 Prozent), Computer/Zubehör/Spiele (minus 16,9 Prozent) und Haushaltswaren und -geräte (minus 16,1 Prozent) aber auch Auto- und Motorradzubehör (minus 15,9 Prozent) besonders unter Druck. In die gleiche Richtung wie die Branchenumsätze zeigten die Ergebnisse der aktuellen Mitgliederbefragung aus der ersten Juliwoche, in der zwei von drei antwortenden Unternehmen angegeben hätten, dass sie ihre geplanten Umsätze im zweiten Quartal nicht erreicht hätten.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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