Kommentar
12:32 Uhr, 22.07.2004

Berichtssaison verläuft bisher unerfreulich

Großbritannien: Im Verlauf einer schwachen Woche gaben der FTSE 100- und der FTSE Mid 250-Index in GBP um 0,9 bzw. 0,4 Prozent nach.

Dies ist für den britischen Markt eine interessante Börsenphase. Die Gewinnsaison hat gerade erst eingesetzt, und die Investoren haben Mühe, sich mit einem nachlassenden Gewinnwachstum abzufinden.

Mit einem Marktanteil von 20 Prozent ist die Bankenbranche ein wichtiges Segment. Dort werden steigende Leitzinsen auf der einen Seite durch ein günstiges Bewertungsniveau auf der anderen Seite ausgeglichen. Die Zahlen der nächsten Wochen werden zeigen, welcher dieser Faktoren die Oberhand gewinnt. Dies wiederum wird dazu beitragen, die Markttrends im weiteren Jahresverlauf zu bestimmen.

Zwischenzeitlich erweisen sich defensive Branchen wie Öl und Versorger als führend. Im erstgenannten Segment war dafür der Anstieg des Ölpreises über die Marke von 40 USD pro Barrel verantwortlich. BP und Cairn bleiben in dieser Branche die von uns favorisierten Titel.

USA: Die Gewinnsaison fiel bis jetzt unerfreulich aus. Aus diesem Grunde gaben der S&P 500- und der NASDAQ-Index im Wochenverlauf in USD um 1,2 bzw. 2,7 Prozent nach.

Die Gewinnzahlen der Softwarefirmen zeigten enttäuschende Investitionsausgaben seitens der Unternehmen. Gleichzeitig deuten die schwachen Zahlen zu den Konsumausgaben darauf hin, dass sich Konsumwerte wahrscheinlich ebenfalls nicht wesentlich besser entwickeln werden.

Bei marktbreiten Titeln gab Intel niedrige Gewinne und hohe Lagerbestände bekannt. Dies zeigte, dass die Nachfrage die Erwartungen des Unternehmens nicht erfüllt hat. Wir haben die daraus resultierenden Kursrückgänge genutzt, um unsere Position auszubauen, bleiben jedoch untergewichtet.

Außerdem haben wir unsere Gewichtung in der Energiebranche mit Titeln aus dem Kohlebereich weiter erhöht. Die Branche Energie ist eine gute defensive Branche, und die zugrunde liegenden Rohstoffe könnten von dem USD-Rückgang ebenfalls profitieren.

Europa: Die europäischen Märkte verzeichneten in der letzten Woche erneut unerfreuliche Ergebnisse. Der FTSE World Europe ex. UK-Index gab in EUR 1,7 Prozent nach.

Auf Einzeltitelebene legte Nokia erneut schwache Zahlen vor und fing darüber hinaus einen Preiskrieg auf dem Handymarkt an. Wir haben unsere Position in Ericsson vorsorglich reduziert.

Unsere Portfolios sind neutral bis defensiv positioniert. So sind wir in Finanzwerten und zyklischen Titeln untergewichtet. Wir konzentrieren uns auf ein langfristiges Gewinnwachstum sowie Firmen, die einen Cashflow generieren. Kleinere Unternehmen, die diese Qualitäten aufweisen, entwickeln sich in dieser Phase des Konjunkturzyklus überdurchschnittlich, obwohl man eigentlich eine unterdurchschnittliche Entwicklung erwarten könnte.

Wir entdecken zwar weiter viele interessante Anlageideen, müssen jedoch noch eine deutliche Verbesserung der Marktstimmung abwarten.

Japan: Japanische Aktien gaben in der letzten Woche nach. Der TOPIX- und der JASDAQ-Index verloren in JPY 0,9 bzw. 2,6 Prozent. Das hohe Neuemissionsvolumen und ein schwacher JPY verschlechtern die im Allgemeinen trübe Stimmung zusätzlich.

Die im Wochenverlauf auf Unternehmensebene wichtigste Meldung war die Ankündigung der geplanten Fusion zwischen der Mitsubishi Tokyo Financial Group und UFJ innerhalb der Bankenbranche. Obwohl Einzelheiten über diese Transaktion noch nicht vorliegen, ist sie für dieses Segment sowie den breiten Markt eine auf mittlere Sicht potenziell gute Nachricht.

Auf kürzere Sicht wird die anhaltende Schwäche innerhalb der Technologiebranche den Markt wahrscheinlich weiter belasten. Dort sorgt eine trübe Stimmung im Hinblick auf diese Branche unabhängig von der Höhe der Unternehmensgewinne für einen Rückgang der Aktienkurse.

Asien & Schwellenländer: Die asiatischen Aktienmärkte gerieten in der letzten Woche unter Druck. Der FTSE World Asia Pacific ex. Japan-Index beendete die Woche in USD 1,2 Prozent niedriger.

Samsung Electronics gab leicht enttäuschende Gewinnzahlen bekannt, hat seine Dividende jedoch erhöht. Wir treffen in dieser Woche noch mit dem Unternehmen zusammen und werden unsere Übergewichtung nach dem Meeting überprüfen.

Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten aus China deuteten darauf hin, dass es den dortigen Behörden gelingt, eine "weiche Landung" zu bewerkstelligen. Das BIP-Wachstum lag gegenüber dem Vorjahr bei 9,6 Prozent. Damit fiel es zwar etwas niedriger aus als erwartet, war im globalen Vergleich jedoch nach wie vor hoch.

Darüber hinaus erwiesen sich die zinssensitiven Märkte Russland, Türkei und Brasilien als führend, da die moderaten US-Inflationszahlen Ängste vor deutlich ansteigenden Kreditkosten gedämpft hatten.

Anleihen: In der letzten Woche standen die US-Inflationsdaten im Mittelpunkt. Dabei fiel der Kern-Verbraucherpreis-Index für die Entwicklung der Verbraucherpreise etwas niedriger als erwartet aus. Dies trug dazu bei, die Besorgnisse des Marktes bezüglich höherer Leitzinsen zu beruhigen und ermöglichte einen leichten Rückgang der Renditen von Staatsanleihen.

Gleichzeitig belegten die jüngsten britischen Wirtschaftsdaten eine leichte Abschwächung des Immobilien-Booms, jedoch fallen andere Wirtschaftsindikatoren weiter fest aus. Die Rendite britischer Staatsanleihen (Gilts) liegt bei fast 5 Prozent. Wir erwarten, dass sie sich im weiteren Jahresverlauf zwischen 5,0 und 5,25 Prozent bewegen wird.

Bei Anleihen mit Investmentstatus verzeichneten Anleihen von Marks & Spencer eine Erholung, da die Auseinandersetzung um die Kontrolle über das Unternehmen nun beigelegt ist.

Darüber hinaus profitiert der Hochzinsanleihenmarkt weiter von hohen Mittelzuflüssen. Dieses Segment wird sich im Bereich festverzinsliche Wertpapiere in Zukunft wahrscheinlich als führend erweisen.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und hat in Deutschland derzeit 26 Fonds im Angebot. Das verwaltete Anlagevolumen beträgt rund 85,1 Mrd. Euro (Stand: 31.03.2004). Die Gesellschaft verdient sich regelmäßig Höchstnoten von verschiedenen Rating-Agenturen.

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