Kommentar
08:33 Uhr, 18.01.2005

Berichtssaison starten uneinheitlich

Volatiler Wochenverlauf an den internationalen Aktienbörsen. Die ersten Quartalsberichte boten keine einheitliche Tendenz. Zudem stiegen am Ölmarkt die Preise wieder auf ein Sechswochenhoch und auch die Konjunkturdaten boten wenig Entlastung.

An den amerikanischen Börsen tendierten die Aktienindizes per saldo geringfügig leichter. Der erneut gestiegene Ölpreis dämpfte die Stimmung der Marktteilnehmer und auch die Impulse von der Konjunktur konnten nicht überzeugen. So war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vorangegangenen Woche um 10.000 auf 367.000 geklettert. Das Defizit in der US-Handelsbilanz erreichte unterdessen einen neuen Rekordstand, woraufhin der US-Dollar gegenüber Euro und Yen zwischenzeitlich wieder spürbar abrutschte. Darüber hinaus richteten die Anleger ihre Aufmerksamkeit aber vor allem auf die zahlreichen Unternehmensmeldungen.

Der Aluminiumkonzern Alcoa eröffnete traditionsgemäß den Reigen der Quartalspräsentationen. Allerdings fiel schon dieser Auftakt eher verhalten aus. Hinzu kamen mehrere korrigierte Prognosen. Der Telekomkonzern Verizon Communications erwartet im Geschäftsjahr 2005 wegen höherer Kosten für ausscheidende Mitarbeiter und des Verkaufs von Geschäftsbereichen einen geringeren Überschuss. Auch UPS dämpfte die Erwartungen. Der Paketzusteller rechnet für das vierte Geschäftsquartal 2004 mit einem niedrigeren Gewinn als zuvor prognostiziert. Dafür sollen höhere operative Kosten und ein langsameres Wachstum auf dem Heimatmarkt verantwortlich sein. Negativmeldungen drückten ebenfalls auf den Kurs von Pfizer. Die Gesundheitsbehörde FDA hatte Werbeanzeigen des Pharmakonzerns für seine umstrittenen Schmerzmittel Celebrex und Bextra als irreführend bezeichnet. Aus dem Technologiesektor kamen uneinheitliche Signale. Halbleiterwerte litten nach einer Gewinnwarnung von AMD unter Einbußen. Unterstützung für diese Branche bot aber kurz darauf Intel. Der weltgrößte Chiphersteller hat für das vierte Quartal Rekordumsätze gemeldet und dank einer soliden Produktnachfrage die Analystenerwartungen übertroffen. Weiter aufwärts tendierte Apple. Der Computerhersteller hatte seinen Gewinn vor allem dank seines Musikplayers iPod unerwartet stark auf ein Rekordniveau gesteigert. Der Aktienkurs erreichte daraufhin sein bisheriges Allzeithoch. Mit Enttäuschung reagierten die Märkte hingegen auf den Umsatzrückgang bei Sun Microsystems.

Gut behauptet entwickelte sich die Tokioter Börse. Die belastenden Faktoren Ölpreis und der erneut anziehende Yen wurden unter anderem durch die gute Auftragsentwicklung im Maschinenbau ausgeglichen. Technologie-Aktien und Papiere aus den Branchen Unterhaltungselektronik und Einzelhandel legten überwiegend zu. Automobiltitel und Banken gerieten hingegen zeitweise unter Druck.

Die europäischen Aktienmärkte litten in der vergangenen Woche vor allem unter den Signalen aus den USA. Die Unsicherheit über die Gewinnentwicklung der Unternehmen ließ einige Anleger nach dem Rekordstand der Vorwoche Gewinne realisieren. Hinzu kam der belastende Devisenmarkt, sodass die hiesigen Indizes im Wochenvergleich im Minus schlossen. Einige Werte konnten sich jedoch mit guten Geschäftszahlen gegen den Abwärtstrend behaupten. Hierzu zählte sowohl der niederländische Einzelhändler Ahold wie auch der deutsch-französische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS. Von Übernahmespekulationen profitierte zudem die Titel der HypoVereinsbank. Die Kursverlierer bildeten im DAX aber deutlich die Mehrheit. SAP-Aktien büßten nach überraschend bekannt gegebenen vorläufigen Zahlen zum abgelaufenen Jahr überproportional ein. Zwar entsprachen die Daten des größten europäischen Softwarekonzerns der Markterwartung, positive Überraschungen blieben jedoch aus. Der Chiphersteller Infineon hatte sowohl mit den Nachrichten von AMD wie einer eigenen Gewinnwarnung zu kämpfen. Unter einem kräftigen Kursrückgang litten ferner die Aktien von Metro. Deutschlands führender Handelskonzern hat zwar nach vorläufigen Zahlen im Jahr 2004 währungsbereinigt 5,5 Prozent mehr Umsatz erzielt. Zuvor waren am Markt allerdings höhere Wachstumsraten kursiert.

Ausblick: Die Quartalsberichtsaison in den USA läuft diese Woche auf Hochtouren. Nach einem feiertagsbedingt verzögerten Start werden eine Reihe großer Unternehmen ihre Daten veröffentlichen. Von Konjunkturseite richten sich die Blicke unter anderem auf das Beige Book, den Konjunkturbericht der amerikanischen Notenbank. Hinzu kommen Zahlen zum Wohnungsbau, den Realeinkommen und den Verbraucherpreisen. Philly-Fed-Index und NY Empire State Index runden in den USA das Bild ab. In Europa dürfte vor allem die EU-Industrieproduktion Beachtung finden.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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