Kommentar
08:09 Uhr, 12.04.2005

Berichtssaison gewinnt spürbar an Schwung

Internationale Aktienmärkte schafften im Wochenvergleich leichte Zuwächse. Die Stabilisierung der Ölpreise stützte das Börsengeschehen. Alcoa eröffnete in den USA die neue Quartalsberichtssaison.

Die US-Börsen konnten die abgelaufene Woche wieder mit leichten Pluszeichen beenden. Zwar sorgte das neue Rekordhoch beim Ölpreis am vergangenen Montag zunächst für einen verhaltenen Auftakt - immerhin stiegen die Notierungen an den Terminmärkten auf über 58 USD je Barrel (WTI). Danach beruhigte sich die Lage jedoch wieder und der Ölpreis sank bis Freitag auf unter 55 USD. Dazu trug auch Fed-Chef Alan Greenspan mit Äußerungen vor dem Branchenverband der amerikanischen Ölindustrie bei. Er rechnet wegen der aktuell über dem Kassapreis liegenden Terminkurse mit einer Erhöhung der Lagerbestände, die wiederum den Ölpreisanstieg dämpfen sollte. Die wenigen veröffentlichten Konjunkturindikatoren fielen zwar wie erwartet positiv aus, doch erwuchs daraus für den Aktienhandel keine Dynamik.

Mit dem Aluminiumkonzern Alcoa präsentierte das erste Unternehmen seine Geschäftszahlen für das vergangene Quartal. Die Gesellschaft konnte dabei mit der Umsatzentwicklung überzeugen, allerdings ging der Ertrag wegen Umstrukturierungsmaßnahmen, Steuerzahlungen und Kosten für das Russlandgeschäft zurück. Die Anleger reagierten dennoch insgesamt erfreut, sodass Alcoa mit +4,4 Prozent den stärksten Wochengewinn im Dow Jones verzeichnete. Im Übrigen wechselten sich Licht und Schatten ab. Positive Impulse lieferte Pfizer. Das weltgrößte Pharmaunternehmen kündigte Milliarden-Einsparungen und eine offensive Strategie gegen den zunehmenden Wettbewerb durch Generikaanbieter an. Jedoch muss der Konzern nach einer Anordnung der Gesundheitsbehörde FDA mit dem Schmerzmittel Bextra einen seiner wichtigsten Umsatzträger vom Markt nehmen. Deutlich verschnupft reagierten die Anleger auf die reduzierten Umsatz- und Gewinnprognosen von Siebel Systems, Forest Laboratories und Anheuser-Bush. Deren Aktien wiesen nach den Bekanntgaben mehr oder weniger kräftige Kursrückgänge auf. Im Ölsektor wurde unterdessen eine Großfusion bekannt. ChevronTexaco übernimmt für rund 18 Mrd. USD den kalifornischen Konkurrenten Unocal, den aktuell neuntgrößten Öl- und Gasanbieter der USA mit einem umfangreichen Engagement in Asien. ChevronTexaco setzte sich damit unter anderem gegen Interessenten aus China durch und kann damit sein Kerngeschäftsfeld deutlich ausbauen.

An der Tokioter Börse tendierten die Aktienindizes per saldo fest. Einerseits unterstützten die Vorgaben aus New York und vom Ölmarkt, andererseits kamen auch vom Devisenmarkt positive Signale. Der Dollar konnte gegenüber dem Yen zulegen, was den Exportwerten zusätzlichen Auftrieb verlieh. Allen voran die Automobiltitel zeigten sich in freundlicher Verfassung. Ein weiterer Anstieg der Kurse wurde aber durch bald einsetzende Gewinnmitnahmen verhindert.

An Europas Aktienmärkten konnten die Aktienkurse in den vergangenen Tagen ebenfalls leicht zulegen. Ein freundliches Signal kam vom Euro. Die Gemeinschaftswährung tendierte lange Zeit unterhalb der Marke von 1,29 USD und stützte damit die exportabhängigen Branchen. Vor diesem Hintergrund schaffte der DAX wieder knapp den Sprung über die Marke von 4.400 Punkten. Aufwärts tendierte dabei unter anderem die Aktie von Siemens. Um das DAX-Schwergewicht rankten sich am Freitag Gerüchte, dass ein Käufer für die angeschlagene Mobilfunksparte gefunden worden sei. Spitzenreiter im DAX war jedoch die Aktie von MAN. Das Unternehmen meldete für die Nutzfahrzeugsparte einen Auftragsrekord. Breite Aufmerksamkeit zog hierzulande zudem die Hauptversammlung von DaimlerChrysler auf sich. Der Automobilkonzern hat mit Rückrufaktionen, dem defizitären Kleinwagenbereich Smart und einer schwachen Aktienentwicklung zu kämpfen, was von den Aktionärsvertretern deutlich kritisiert wurde. Der Aktienkurs wies mit Ausnahme des Dividendenabschlags jedoch nur geringe Bewegungen auf, da es sich dabei um seit längerem bekannte Probleme handelt. Daran änderte auch der für DaimlerChrysler positive Ausgang der gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem US-Milliardär Kerkorian um die Übernahme von Chrysler nichts.

Der Rücktritt von KarstadtQuelle-Chef Achenbach rief an den Börsen keine Verwunderung hervor und der MDAX-Wert tendierte per saldo kaum verändert. Bereits zuvor war über Differenzen mit dem Aufsichtsrat wegen der langsamen Sanierungsfortschritte spekuliert worden.

Ausblick: Nach dem Start durch Alcoa wird in dieser Woche die Quartalsberichtsaison spürbar an Schwung gewinnen und einen ersten Eindruck über die aktuelle Ergebnisentwicklung der Unternehmen liefern. Darüber hinaus dürfte sich von Konjunkturseite das Anlegerinteresse auf Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und Verbrauchervertrauen in den USA konzentrieren. In Europa erscheinen ferner Angaben zur Industrieproduktion in Frankreich und Italien. Für den Automobilsektor sind zudem die europäischen Absatzzahlen für März von Bedeutung.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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