Berg- und Talfahrt an den Rentenmärkten
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Die Rentenmärkte durchlebten in der vergangenen Woche eine Berg- und Talfahrt. Zu Wochenanfang nahmen viele Investoren die schwachen Meldungen aus dem Unternehmenssektor zum Anlass, um aus Aktien in Anleihen umzuschichten. Spiegelbildlich zu den kräftigen Verlusten am Aktienmarkt verzeichneten Rentenpapiere deutliche Kursaufschläge. Diese verflüchtigten sich dann aber bis zum Wochenende wieder, weil erneut Inflationssorgen aufkeimten.
Zu Wochenanfang blickten die Märkte ängstlich auf den weiteren Konjunkturverlauf in den USA. Nachdem bereits zuvor das rückläufige Stellenwachstum und die schwachen Einzelhandelsumsätze ein flacheres Wachstum der amerikanischen Volkswirtschaft andeuteten, kamen nun auch noch von den Unternehmen wenig ermutigende Signale. Eine Anhäufung schwacher Quartalszahlen und Ausblicke machten die Investoren noch risikoscheuer und veranlasste sie zu Umschichtungen aus Aktien in die sicheren Staatsanleihen. Allerdings setzte zum Wochenende hin eine Gegenbewegung mit wieder fallenden Anleihekursen ein. Der am Mittwoch vorgelegte Konjunkturbericht aus den Bezirken der Federal Reserve ("Beige Book") zeigte ein weiterhin robustes Wachstum und gleichzeitig einen unverändert hohen Preisdruck an. Auf der Ebene der Erzeuger sind gestiegene Preise schon seit längerem zu beobachten. Jetzt allerdings zogen auch die Verbraucherpreise stärker an. Im März kletterte die Kernrate, also die Preisentwicklung ohne Energie und Lebensmittel, deutlich steiler als vom Markt geschätzt. Vor diesem Hintergrund ist in den USA mit weiter steigenden Zinsen zu rechnen. Wir raten daher bei Neuengagements zur Zurückhaltung.
In der Eurozone stellt die aktuelle Entwicklung der Verbraucherpreise für die Bondmärkte keine Gefahr dar. Die Teuerung lag im März im Vergleich zum Vorjahr mit 2,1 Prozent nur knapp über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank. Interessant ist hier allerdings ein Blick hinter die vereinheitlichte Zahl. So betrug die Inflation in Luxemburg und Spanien immerhin schon 3,5 bzw. 3,4 Prozent, während sie sich in Finnland auf lediglich 0,9 Prozent belief. Das unterstreicht erneut das Dilemma der Notenbank, dass ihre Entscheidung die unterschiedlichen Entwicklungen der zwölf Mitgliedsstaaten unter einen Hut zu bringen hat. Neben der "auf Kurs" liegenden Inflation unterstützten schwache Konjunkturindikatoren die europäischen Rentenmärkte. Sowohl der deutsche Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) als auch der belgische BNB Frühindikator fielen unerwartet schwach aus. Beide spiegeln die eingetrübte Stimmung in der Industrie angesichts zuletzt mäßiger Auftragseingänge und hoher Ölpreise. In dieses Bild passte auch der im März rückläufige französische Konsum. Der Renditerückgang fiel trotz dieser Vorgaben allerdings eher gering aus, was durchaus als Indiz dafür gewertet werden kann, dass die Märkte in der näheren Zukunft steigende Zinsen erwarten. Dies hätte gerade bei lang laufenden Titeln Kursverluste zur Konsequenz. Wir empfehlen daher, sich bei Neuengagements auf den kürzeren Laufzeitenbereich zu konzentrieren.
Ausblick: In der laufenden Woche werden in der Eurozone weitere Frühindikatoren vorgelegt. Diese werden wohl den zuletzt von ZEW- und BNB vorgezeichnet Trend bestätigen. Mit etwas mehr Spannung blicken die Märkte dafür am Mittwoch auf die Geldmenge in der Eurozone und versuchen damit den nächsten Schritt der EZB vorauszusehen. Den Höhepunkt stellt aber unzweifelhaft am Donnerstag die erste Schätzung über das Wirtschaftswachstum in den USA dar. Dann wird es etwas klarer, wie rund der US-Konjunkturmotor läuft.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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