Kommentar
18:16 Uhr, 19.09.2019

"Benutze mich so lange, wie es dir passt..."

Die designierte EZB-Chefin Christine Lagarde hat 2007 einen devoten Brief an den damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy geschrieben. Der Europaabgeordnete Martin Sonneborn von der Satirepartei "Die PARTEI" findet aber noch mehr in Lagardes Vergangenheit, was er anstößig findet.

Wer ist Christine Lagarde, die ab November die Europäische Zentralbank (EZB) führen wird? Schon von ernstzunehmenden Marktbeobachtern wurde der Verdacht geäußert, die frühere Synchronschwimmerin, ehemalige französische Finanzministerin und Ex-IWF-Chefin könnte den Regierungen in Europa vielleicht etwas zu sehr verbunden sein. Denn eigentlich ist die Europäische Zentralbank (EZB) eine politisch unabhängige Institution und darf zum Beispiel auf keinen Fall Staatsfinanzierung durch die Notenpresse betreiben. (Ob sie sich an dieses Verbot hält, ist natürlich umstritten. Lesen Sie dazu auch: Hat die EZB die rote Linie zur Staatsfinanzierung überschritten?)

Doch Lagarde hat ihre eigenen Vorstellungen von Unabhängigkeit. 2007 schrieb sie an den damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy einen unterwürfigen Brief, in dem es heißt: "Benutze mich so lange, wie es dir passt (...) Wenn du mich brauchst, benötige ich deine Führung und Unterstützung: ohne Führung wäre ich ineffizient. Mit meiner immensen Bewunderung, Christine L.".

Auf den Brief Lagardes, der im Rahmen einer staatsanwaltschaftlichen Untersuchung gegen Lagarde wegen Untreue publik wurde, hat jetzt Martin Sonneborn, fraktionsloses Mitglied im Europäisches Parlament und Gründer der Satirepartei "Die PARTEI", anlässlich der Wahl von Christine Lagarde zur neuen EZB-Präsidentin hingewiesen.

Sonneborn wirft in einer Stellungnahme einen umfangreichen Blick in Lagardes Vergangenheit und findet manches, was er anstößig findet. Seine Stellungnahme zur Wahl von Lagarde ist in einem Twitter-Post enthalten. Martin Sonneborn schrieb am Dienstag:

"Die Bestellung von Christine Lagarde (kriminell) zur EZB-Präsidentin wurde heute vom EU-Parlament bestätigt. Ohne meine Stimme, möchte ich zu meiner Ehrenrettung klarstellen.
Lagarde hat eine beispiellose Karriere hinter sich. Als französische Finanzministerin war sie nicht nur für die Veruntreuung von 403 Mio. Euro verantwortlich, sondern hat ihrem Land auch eines der ruinösesten Haushaltsdefizite der Geschichte hinterlassen.

Als IWF-Chefin vertrat sie eine Politik, die Griechenland die dramatischste Rezession aller Zeiten bescherte & erzeugte ganz nebenbei noch die größten Verluste in der Geschichte des Währungsfonds.
Die “Rettung” Argentiniens, ihr letztes Vorzeigeprojekt, hat das Land in ein derartiges Chaos gestürzt, dass man die verliehenen Milliarden auch gleich abschreiben kann.
Ihre nächste Station ist also die EZB. Einer unabhängigen Institution könnte man eine etwas autonomere Persönlichkeit an die Spitze wünschen als Lagarde, deren devote Briefe an Sarkozy anlässlich einer staatsanwaltlichen Hausdurchsuchung publik wurden:

„Benutze mich so lange, wie es dir passt (…) Wenn du mich brauchst, benötige ich deine Führung und Unterstützung: ohne Führung wäre ich ineffizient.

Mit meiner immensen Bewunderung
Christine L.“

Bleibt abzuwarten, welche Spuren sie in den europäischen Volkswirtschaften hinterlassen wird…"

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In der Tat wurde die künftige EZB-Präsidentin vor einigen Jahren wegen eines milliardenschweren Finanzdelikts von einem französischen Gericht verurteilt. Im Jahr 2008 hatte Lagarde als Finanzministerin eine staatliche Entschädigungszahlung in Höhe von 403 Millionen Euro an den früheren Adidas-Besitzer Bernard Tapie vorschnell genehmigt. Ermittelt wurde gegen Lagarde wegen des Verdachts der Untreue. Verurteilt wurde sie 2016 wegen des fahrlässigen Umgangs mit öffentlichen Geldern. Aus Rücksicht auf ihre "Persönlichkeit" (in der Realität wohl eher aus Rücksicht auf ihr Amt als IWF-Chefin) erhielt Lagarde aber keine Strafe.

Ab November wird Lagarde also der Europäischen Zentralbank (EZB) vorstehen. Doch das Amt hat nicht nur Vorteile (wie zum Beispiel ein 396.900 Euro dickes Jahresgehalt, das kaum versteuert werden muss), sondern auch Schattenseiten. "Ich wünsche viel Spaß in Frankfurt am Main. Es geschieht ihr recht, dass sie dort leben muss", schreibt Martin Sonneborn abschließend.


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85 Kommentare

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  • wolp
    wolp

    Danke an alle die heute dabei waren. Merci

    23:58 Uhr, 20.09.2019
  • Nordex-Spekulatius
    Nordex-Spekulatius

    Und der Clou dabei ist, wenn man logisch denkt und die Fakten berücksichtigt, dann kommt man zur Lösung. Grölemeyer hat ja gesagt: "... dann liegt es an uns, zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat." Und H. PiepMaatz in seiner Funktion als "A.-Min." hat Grölemeyer dafür noch gelobt und unterstützt. Das Diktat, wie eine Gesellschaft auszusehen hat ist vom Prinzip her ja nur Gesinnungsherrenmännikens aufgrund deren überhöhter Moral vorbehalten. Was somit dem zumindest angestrebten, wenn nicht sogar real existierenden "*Linksfuckismus*" beweist, der auf Grundlage der Ökologie = des Klimas vorangetrieben wird.

    17:55 Uhr, 20.09.2019
  • Nordex-Spekulatius
    Nordex-Spekulatius

    "Benutze mich so lange, wie es dir passt..."

    Kann man bezüglich Christine Lagarde von einer politischen Edelnuxxe sprechen? Prima Leistung für prima Gegenleistung auf hohem Niveau. Trifft es das, was meint ihr? Dann müsste man aber auch bezüglich der ganzen "Großen Politik" von einem politischen Edelbordexx sprechen. Die Bundes-Marionetten haben ja viele unserer Volksmilliarden verplant für den Klimaschutz. Die UNO, arbeitet nachweislich mit der Wirtschaft zusammen *. Zu dieser zählt ja auch der IPCC (Weltklimarat). Diese ist keine unabhängige Forschungseinrichtung, sondern wird politisch geleitet und ist entsprechend abhängig. Man kommt zu dem "richtigen" Resulatat und allen ist profitabel geholfen. Alle Gewinnen von der Klima-Panik und Lösungen müssen dringend gefunden werden. Und es gibt dabei auch viele Gewinner: Die NGO bekommen Spenden. Die Klimaforschungseinrichtungen, -institute, -lehrstühle, -forschungsgelder, etc. profitieren entsprechend. Die Politik kann sich erfolgreich profilieren und entsprechende Gelder vom Bürger zum Staat "steuern". Die Wirtschaft bekommt die entsprechende Abfragprämie und somit entsprechende Subventionen gegen die aufkommende Rezession. Die Zeitungen / Zeitschriften können zu diesen Thema Unmengen schreiben und haben bei diesem emotionalen Thema große Auflage und Einnahmen. Und wer sich an der Börse entsprechend positioniert, der gewinnt auch. Herz, was willst Du mehr. Und ganz viele Menschen haben dabei zudem auch ein gutes Gewissen. Das verhält sich ja ähnlich wie bei der Migrationspolitik, wenn man diese analysiert. Es wäre aber auch gut und sinnvoll, wenn am Ende die Fakten auch stimmen würden!!!* Und diesbezüglich sind starke Zweifel angesagt!!! * http://norberthaering.de/de/27...

    15:45 Uhr, 20.09.2019
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    wer mal herzhaft lachen möchte, dee schaut hier

    https://www.tele5.de/serdar-somuncu/kaffeepause/?ve_id=1630610

    14:13 Uhr, 20.09.2019
  • wolp
    wolp

    Yep, lief perfekt der Mittagsshort. Trailing stop nicht vergessen. Und lieber noch ne Runde spielen bei dem herrlichen Wetter. Merci

    13:48 Uhr, 20.09.2019
  • ramirez
    ramirez

    Also das ist wirklich unfassbar. Wer hat die denn an die Spitze des IWF gelassen ?

    Es wird wirklich Zeit für einen neuen Sturm auf die Bastille.

    13:40 Uhr, 20.09.2019
    1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    Jetzt wird erst noch mal der Ölpreis am WE durch Trump befeuert, damit die Big Boys sich final die Taschen voll machen können und dann steht auch der US Rezession nichts mehr im Wege. Gap Down am Montag bis kommenden Donnerstag, sollte daher nicht überraschen.

    13:10 Uhr, 20.09.2019
  • trend-x
    trend-x

    das System ist glasklar auf Umverteilung ausgerichtet. Man vergisst dabei nur, dass die soziale Komponente auch den „kleinen Mann“ mit in den Abgrund zieht. Für mich sind die Auswirkungen des Klimawandel-Hysterie de facto gravierender. als die Finanzkrise 2007. Der gewollte Konsumverzicht, einhergehend mit Verboten und zusätzlichen Abgaben, bei weltweiten Überkapazitäten, führen unweigerlich zu Deflation und Arbeitslosigkeit. Hinter jeder Maschine steht ein Mensch und der will seinen Lohn am Monatsende. Also müssen die Maschinen laufen und wenn der Markt nicht mehr aufnimmt will/kann/darf, dann fallen die Preise unter die Deckungsbeiträge. Es scheint, als wolle man die Welt in eine globale Konsolidierung zwingen, um in 3-5 Jahren neue Zyklen zu stimulieren. Das kann alles Sinn machen, jedoch wird es definitiv nicht ohne eklatante ökonomische Folgen bleiben. Wenn dann die meisten Betriebe D den Rücken kehren und in Ungarn, oder dem künftigen Steuerparadies UK produzieren, wird die Jugendarbeitslosigkeit bei 40/50 % liegen und dann sprechen alle von der Gretakrise. Es braucht weder einen Bankencrash, noch eine Staatspleite, oder einen Brexit, um weitaus Schlimmeres, mit globalen Folgen zu verursachen. Merkel scheint derweil mit D abzurechnen... anders ist die beinahe faschistuide grüne Gesinnung der Union nicht mehr zu erklären.

    12:42 Uhr, 20.09.2019
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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