Kommentar
08:01 Uhr, 21.08.2009

Beliebter „Memory“-Mechanismus jetzt auch auf Rohöl

Erwähnte Instrumente

  • Memory Express Crude Oil-Zer
    Aktueller Kursstand:  
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Was bezogen auf den Aktienmarkt in Form des Euro STOXX 50 mittlerweile allein von der Société Générale mehr als ein halbes Duzend Mal „wie geschnitten Brot“ verkauft wird, sollte doch auch bei Rohstoffen insbesondere im Öl-Sektor heiß begehrt sein. So jedenfalls gestaltet sich das Wunsch-Szenario für das neue Memory Express-Zertifikat der Franzosen auf den S&P GSCI Crude Oil Official Close ER Index, dessen Zeichnungsfrist bereits am 20. August endet. Dabei wurde die parallel auch bei der Credit Suisse unter dem gleichen Namen verwendete Struktur schon vor einigen Jahren von der HypoVereinsbank unter der Bezeichnung „Relax-Express-Extra“ mehr oder weniger erfolgreich unter das Anlegervolk gebracht. Möglicherweise ist aber gerade jetzt vor dem Hintergrund der schlimmsten Finanz- und Wirtschaftskrise seit vielen Jahrzehnten die Zeit reif für diese äußerst flexibel ausgestattete Variante.

Das Auszahlungsprofil ist indes bei allen angebotenen Memory-Papieren gleich, unterscheidet sich aber was die Kuponerstattung anbelangt deutlich von herkömmlichen Express-Produkten, auch wenn wie im vorliegenden Fall eine vorzeitige Fälligstellung ebenfalls von einem stichtagsbezogen mindestens auf Ausgangsniveau notierenden Index abhängig ist. So wird die jährliche Express-Zahlung in Höhe von acht Prozent auch dann regelmäßig an den Anleger weitergegeben, wenn die Öl-Benchmark, bei der monatlich von dem nächstfälligen in den zweitnächsten Futures-Kontrakt auf die US-Rohölsorte WTI gerollt wird, am Bewertungstag nicht mehr als 40 Prozent ihres Ausgangsniveaus verloren hat. Bei herkömmlichen Express-Papieren würde dagegen auch die Kuponzahlung von der Einhaltung der Tilgungsschwelle abhängen.

Darüber hinaus besagt der „Memory-Effekt“, dass auch im Falle einer Nichterstattung der jährlichen Verzinsung, der entgangene Kupon nicht gleich verlorengeht, sondern bei der nächsten Erfüllung des 60-Prozent-Kriteriums nachgeholt wird, dem „Gedächtnis“ der zugrundeliegenden Struktur sei Dank. Im Endeffekt würde es für die Erzielung der Maximal-Rendite von 40 Prozent (= 5 x 8%) also bereits genügen, wenn lediglich am finalen Stichtag des fünfjährigen Produktes die Memory-Schwelle nicht nach unten durchbrochen würde. Im Gegensatz dazu wäre bei einem klassischen Express-Zertifikat bei Einhaltung der am letzten Bewertungstag gültigen Barriere nur mehr die Rückzahlung des Nennwerts gesichert. Der Memory-Mechanismus bietet also eine Reihe an Vorteilen, erlaubt aber wegen des Ausstattungskomforts eine etwas geringere Rendite. Eine Gefahr, die sich speziell aus dem hier verwendeten Rohstoff-Underlying ergeben könnte, liegt in der dem Ölindex anhaftenden Rollproblematik, die bei einer weiterhin stark in Contango notierenden Terminmarktkurve beim schwarzen Gold regelmäßige Rollverluste produziert und selbst einen üppigen Puffer ungeachtet der tatsächlichen Wertentwicklung unter Druck bringen könnte. Da das Zertifikat vollständig währungsgesichert ist, entsteht dem Anleger kein Dollarrisiko.

Der Rohstoff-Report Tipp: Ob das an sich sehr attraktive „Memory“-Prinzip dem Anleger auch bei Anwendung auf einen in Contango notierenden Ölindex wirklich Freude bereitet, der Monat für Monat zum Rollen „verdammt“ ist, muss sich erst noch herausstellen. Im Grundsatz bietet es aber auf jeden Fall ein verbessertes Chance-Risiko-Profil gegenüber herkömmlichen Express-Produkten, da ungeachtet der regelmäßigen Kuponzahlungen selbst bei einem deutlich nachgebenden Basiswert unter Umständen sogar ein einziger Kurs am Laufzeitende für die gesamte Rendite sorgen kann.

Memory-Express-Zertifikat auf Öl (quanto)
Emittent/WKN: Société Générale / SG09U6
Laufzeit: 27.08.2014
Preis: (in Zeichnung: 20.07.09 – 20.08.09) Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1,5 % Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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