Kommentar
17:00 Uhr, 28.08.2007

Beispiel eines "Daytrade" in Geldmarkt-Futures

Wer einen Zins-Futures auf Geldmarktinstrumente kauft ("long geht"), spekuliert auf fallende Zinsen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve – und aufgrund der inversen Beziehung zwischen Zins und Kurs auf steigende Futureskurse. Wer dagegen einen Zins-Futures auf Geldmarktinstrumente verkauft ("short geht"), spekuliert auf steigende Zinsen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve, und in deren Gefolge auf fallende Futureskurse. Nachfolgend wird ein Trade zur Nutzung der Chancen bei Erwartung kurzfristig steigender Zinsen am Geldmarkt anhand eines Beispiels mit Eurodollar-Futures dargestellt:

Herr E.D. ist passionierter Daytrader*. Er handelt börsentäglich zuweilen mehr als hundert Eurodollar-Futures an der amerikanischen Terminbörse Chicago Mercantile Exchange (CME). Als Kunde eines Brokerhauses veranlasst er dabei sämtliche Transaktionen über seinen PC von zu Hause aus. In Erwartung fallender Kurse erteilt Herr E.D. "online" via Bildschirmhandelssystem eine Order, 20 Juni-Eurodollar-Futures zu "shorten" (zu verkaufen), "at the market". Der Eurodollar-Futures-Markt ist ein sehr liquider Markt, so dass Herr E.D. mit einer schnellen Orderausführung nahe dem letztgehandelten Futureskurs von 98,04 Punkten rechnen kann. Kurz betätigt er noch die Bestätigungstaste auf seiner Tastatur und die Verkaufsorder gelangt damit umgehend in das Order-Routing-System der Terminbörse in Chicago, wo sie dort in sekundenschnelle zu einem Futureskurs von nunmehr 98,03 Punkten zur Ausführung kommt. – Einige wenige Minuten später notiert der Juni-Eurodollar-Futures bei einem laufenden Kurs von 98,00 Punkten, und Herr E.D. beschließt nunmehr, seine offene Short-Position wieder einzudecken. Rasch verfertigt er eine Kauforder, 20 Juni-Eurodollar-Futures, limitiert auf 97,99 Punkte, zu kaufen und speist sie in das System ein. Der Handel kommt nur wenige Augenblicke später zustande, und 20 Juni-Eurodollar-Futures werden zum spezifizierten Kurs gekauft, womit die Position geschlossen wäre. Unter Berücksichtigung der (für Futuresgeschäfte typischen geringen) Brokergebühren von hier 3 US-$ je "round turn" (d.h. für Kauf und Verkauf eines Futures-Kontrakts zusammen) bzw. 60 US-$ an Brokergebühren insgesamt, ergibt sich somit folgendes Bild:

Verkauf: $ 98,030
Kauf: $ 97,990
Differenz: + 4 Basispunkte
Wert/Basispunkt mal Anzahl: $ 25,00 x 4 = $ 100
mal Anzahl Konrakte: 20 x $ 100 = $ 2000
Abzgl. "commission" ($ 3 / Kontrakt): $ 3 x 20 = $ 60
Gewinn (+) / Verlust (-) +$ 1940

Herr E.D. verzeichnet demnach aus seiner Spekulation mit Eurodollar-Futures einen auszahlungsfähigen Reingewinn von 1940 US-$ nach Spesen und vor Steuern.

[* Daytrader sind kurzfristig orientierte Spekulanten, die fast nie zu Beginn und am Ende eines Börsentages offene Positionen besitzen. Vgl. hierzu auch die anderen Gruppen der spekulativen Marktteilnehmer im Futures-Handel.]

Eine anders gelagerte Form des Einsatzes von Geldmarkt-Futures besteht daneben in der Spekulation auf Verschiebungen in der Zinsstrukturkurve mit Hilfe von Spreads. Wird beispielsweise erwartet, dass der Zins für einmonatige Euro-Termineinlagen stärker steigt als der Zins für dreimonatige Einlagen, so wird der 1-Monats-EONIA-Futures verkauft und der 3-Monats-EURIBOR-Futures gekauft.

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Autor: Bert H. Deiters - Experte für Futures bei GodmodeTrader.de

Bert H. Deiters studierte Wirtschaftswissenschaften in Essen, ist European Merchant und Futures- und Options-Broker nach US-amerikanischem Recht (National Commodity Futures Exam der NFA) sowie Honorardozent für Finanzwirtschaft. Nach seinem Studium spezialisierte er sich im Bereich des Investmentbanking auf die Analyse und das Management von Finanzderivaten sowie den Handel mit Futures und Optionen und ist dort derzeit in unabhängiger Beratungsfunktion sowohl für private Investoren als auch für Finanzdienstleistungsunternehmen tätig.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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