Beige Book konstatiert moderate Lohn- und Preisentwicklung
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1. Die zwölf Federal Reserve Banks kommen in der jüngsten Ausgabe des Beige Book zu der Einschätzung, dass sich die Expansion der wirtschaftlichen Aktivität im Januar und Februar fortgesetzt hat. In der Mehrzahl der Distrikte wird das Wachstum jedoch lediglich als moderat oder stetig bezeichnet. Die Ausweitung der Konsumausgaben hielt auch im Januar und Februar an, wenngleich mit einem uneinheitlichen Tempo. Ein starker Anstieg im Januar wurde begünstigt durch die für die Jahreszeit ungewöhnlich milden Temperaturen und den regen Gebrauch von Geschenkgutscheinen im Anschluss an das Weihnachtsgeschäft. Der Wegfall dieser unterstützenden Kräfte hat im Februar zu nachlassenden Käufen in einigen Regionen geführt, während die Dynamik der Konsumausgaben in anderen Landesteilen überraschend stark blieb. Die Investitionsausgaben der Unternehmen stiegen mit einer ähnlich hohen Rate wie gegen Ende des vergangenen Jahres. Für die nähere Zukunft zeichnet sich eine regional ungleichmäßige Entwicklung ab. Während Unternehmen der Schwerindustrie im Raum Philadelphia von Plänen berichten, ihre Kapitalausgaben erheblich auszuweiten, deutet sich im verarbeitenden Gewerbe in Atlanta und Kansas City eine Verlangsamung an.
2. Das Niveau der Aktivität im verarbeitenden Gewerbe hat sich im Januar und Februar weiter erhöht. In jeweils gleich vielen Distrikten wird eine Beschleunigung bzw. eine Verlangsamung festgestellt. Die Nachfrage nach Industriegütern wird in den meisten Landesteilen als hoch eingeschätzt. Eine überdurchschnittlich gute Entwicklung verzeichneten dabei unter anderem Baumaterialien, Verteidigungsgüter, LKW, Maschinen und Stahl. Demgegenüber muss die Situation in der Automobilbranche als schwach bezeichnet werden. Die Verkäufe von leichten Kraftfahrzeugen werden in den meisten Regionen mit den Worten „träge“ oder „ungewöhlich langsam“ beschrieben, und die Lagerbestände werden als unerwünscht hoch eingestuft. Autohersteller in Cleveland und Chicago melden deshalb einen deutlichen Rückgang ihrer Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bzw. eine mögliche Einschränkung der Produktion in den kommenden Monaten. Folgerichtig wird auch in anderen Regionen von einer nachlassenden Nachfrage bei Automobilzulieferern und sogar von Produktionsunterbrechungen gesprochen.
3. In den meisten Regionen und Branchen der amerikanischen Volkswirtschaft wird ein anhaltender Beschäftigungsaufbau beobachtet. Nur wenige Fed-Distrikte sprechen von einer Anspannung am Arbeitsmarkt, in Kansas City wird sogar eine höhere Anzahl an Kündigungen als an Neueinstellungen wahrgenommen. Allerdings stellen fast alle Fed-Distrikte eine Knappheit an hoch qualifizierten Arbeitskräften fest, insbesondere bei Finanzdienstleistern, Bauunternehmen und im verarbeitenden Gewerbe. Dennoch werden die Lohnzuwächse als im Durchschnitt bescheiden dargestellt, sodass der Kostendruck für die Unternehmen von dieser Seite her kaum zugenommen hat.
4. Der Kostendruck wird von den Unternehmen in der Mehrzahl der Distrikte als gleich bleibend hoch eingeschätzt. Eine häufig genannte Ursache sind die anhaltend hohen Energiepreise. Hinzu kommen in jüngerer Zeit aber auch steigende Preise anderer Materialien wie Asphalt, Zement, Holz und Papier. Auf der Ebene des Einzelhandels sind diese Kostenerhöhungen jedoch bislang nicht angekommen. Die Preisentwicklung wird dort nach wie vor als moderat bezeichnet und allenfalls von einer geringen breit angelegten Beschleunigung des Anstiegs der Verbraucherpreise gesprochen. Eine Ausnahme stellen Flugreisen und Hotelübernachtungen dar, die sich deutlicher verteuert haben.
5. Die Bautätigkeit und der Immobilienmarkt liefern ein gemischtes Bild. In den meisten Regionen hat die Aktivität im Wohnungsbau nachgelassen, wenn auch von einem hohen Niveau ausgehend. Zahlreiche Distrikte melden rückläufige Neubauverkäufe bei gleichzeitig steigenden Beständen angebotener Häuser. Andere Distrikte sehen jedoch eine seit Ende letzten Jahres wieder steigende Nachfrage nach Wohnimmobilien. Die Preisanstiege sind jedoch in den meisten Regionen nachlassend. Der Abflachung am Markt für Wohnimmobilien steht eine Belebung bei Industrie- und Geschäftsbauten gegenüber. Der Leerstand von Büros und Industrieanlagen hat sich vielerorts verringert und die Bautätigkeit gleichzeitig zugenommen.
6. In den Hauptaussagen hat sich das Beige Book somit gegenüber der vorherigen Ausgabe kaum verändert. Es wird ein anhaltendes Wachstum bei nach wie vor geringem Preisauftrieb festgestellt. Gleichzeitig bildet der hohe Kostendruck insbesondere von Seiten der Energiepreise die Gefahr einer Beschleunigung der Inflation. Wir halten daher an unserer Prognose fest, dass die Fed ihren Leitzins auf den kommenden beiden Sitzungen des FOMC um jeweils 25 Basispunkte anheben wird. Die in jüngerer Zeit vermehrt wahrzunehmende Einschätzung, dass sie die Federal Funds Rate über das Niveau von 5,00 % hinaus anheben wird, ist mit dem zurückhaltenden Tonfall des Beige Book jedoch schwer in Einklang zu bringen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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