Kommentar
11:29 Uhr, 14.01.2005

Bei WestLB kommt der Nikolaus mit 10 Karat

Zertifikate, wie die Nikolaus-Anleihe der Deutsche Bank sowie die derzeit zur Zeichnung angebotene 10 Karat-Anleihe von WestLB, sowie etliche ähnlich ausgestattete Zertifikate werden nicht zu Unrecht als kommende Favoriten der Garantiezertifikatebranche gehandelt. Während in den ersten Laufzeitjahren ein überdurchschnittlich hoher Jahreskupon garantiert wird, hängt die Performance dieser neuen Zertifikategattung danach von der Kursentwicklung von in Körben zusammengefassten Aktien- beständen ab. Bei den Strategien, wie diese Aktienkörbe Erträge erwirtschaften können, sind der Fantasie der Emittenten keinerlei Grenzen gesetzt.

In den ersten beiden Laufzeitjahren werden 5% Zinsen garantiert

Nach den ersten zwei Laufzeitjahren, in denen 5% Zinsen bezahlt werden, folgt Phase II: ab dem dritten Laufzeitjahr hängen die jährlichen Erträge von der Kursentwicklung von 25 in einem Korb zusammengefassten internationalen Aktien ab, wobei die Aktie mit der schlechtesten Kursentwicklung für den Jahreskupon verantwortlich sein wird. Nach der Formel 10% + 30% der schlechtesten Kursentwicklung einer Aktie errechnet sich dann der neue Zinskupon. Sollte die schlechteste im Korb enthaltene Aktie um 11% gefallen sein, so läge der Kupon für die nächste Abrechnungsperiode gemäss dieser Formel bei 6,7%(10%+30%x(-11))= 6,7%. Notiert die schlechteste Aktie auf ihrem Anfangskurs, so beträgt der Jahreskupon 10%. Somit nähert man sich bereits mit großen Schritten der Zinsphase III.

Bei Erreichen des Zielkupons werden 10% pro Jahr bis Laufzeitende garantiert

Wird der vorgegebene Zielkupon von 20% erreicht, so erhält der Inhaber dieser Anleihe bis zum Laufzeitende ein Jahreskupon von 10% gutgeschrieben. Hierbei werden auch die beiden 5%-igen Jahreskupons zu Beginn der Laufzeit der Anleihe für die Kalkulation herangezogen. Liegt der Jahreskupon im dritten Jahr bei 6%, im vierten Jahr bei 6,5%, so wird ab dem fünften Jahr der 10%-ige Kupon fällig, da der Zielkupon in Höhe von 20% erreicht wurde (5+5+6+6,5=22,5). Damit sich einmal stark unter Druck geratene Aktie nicht dauerhaft negativ auf das Gesamtergebnis der Anleihe auswirken können, wird ab dem dritten Laufzeitjahr jene Aktie mit der schlechtesten Kursentwicklung ersatzlos aus dem Aktienkorb entfernt, sofern sie mehr als 50% verloren hat,

Der ungünstigste Fall tritt dann ein, wenn mehrere Aktien um mehr als 33,33% verlieren und sich nicht wieder erholen. In diesem Fall entfällt die Kuponzahlung und man müsste sich mit der Kapitalgarantie sowie den zwei mal 5%, die in den ersten beiden Jahren ausbezahlt wurden, begnügen.
Die 10-Karat-Anleihe der WestLB, mit Laufzeit bis 19.12.11, ISIN: DE000WLB10P1, konnte bei Redaktionsschluss in Frankfurt und an der Euwax mit 99,76 je Nominale 1.000 Euro gekauft werden.

Fazit:
Auf den ersten Blick sieht die Funktionsweise der 10-Karat-Anleihe nicht unkompliziert aus. Allerdings muss man zugeben, dass die zeitweilige Verwirrung, welche beim Studium dieses Zertifikates auftreten kann, aufgrund der interessanten Chancen, die das Zertifikat offeriert, toleriert werden sollte. Deswegen noch einmal das Ganze auf den Punkt gebracht: Kapitalgarantie zum Laufzeitende, in den ersten beiden Jahren garantierter Jahreskupon in Höhe von 5%. Erreichen die angesammelten Kupons einmal in Summe 20%, so gibt es bis zum Laufzeitende 10% Zinsen jährlich. Da dieser Zielkupon sogar in einer Seitwärtsphase bereits nach Ablauf von drei Jahren erreicht werden kann, wird die Anleihe für jene Anleger interessant sein, die in den nächsten Jahren keinen Absturz der Aktienkurse erwarten.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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