Kommentar
09:02 Uhr, 14.06.2004

Bei Senator wird's spannend

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Nächste Woche findet die ao Hauptversammlung der Senator Entertainment AG (DE0007224404; akt. Kurs: 0,32 EUR) statt. Die Anteilseigner des insolventen Filmproduzenten sollen über einen Kapitalschnitt 1:10 abstimmen sowie einer anschliessenden Kapitalerhöhung im selben Massstab, so dass die aktuelle Aktienzahl von 34 Mio. auch am Ende der Kapitalmassnahmen Bestand haben könnte. Die Kapitalerhöhung wird mit Bezugsrecht stattfinden (neue Aktien kosten 1 EUR), so dass zumindest nach derzeitigem Stand von der in Medien kolportierten Enteignung der Aktionäre keine Rede sein kann.
Natürlich ist es richtig, dass Aktionäre, die ihren Anteil an der Firma konstant halten müssen, letztlich ihr Engagement verneunfachen müssen. Wir gehen davon aus, dass es keinen Bezugsrechtehandel gibt, um dringend benötigten externen Investoren den Einstieg zu erleichtern (und zu verbilligen). Einer der Investoren wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Deutsche Bank sein, die erst kürzlich Forderungen in Höhe von 168 Mio. EUR einem Bankenkonsortium unter Leitung der Bayerischen Landesbank für 25 Mio. EUR abgekauft hat. Im Rahmen des Insolvenzplanes, den der Insolvenzverwalter Rolf Rattunde nächste Woche vorstellen will, wird die Deutsche Bank wohl unter bestimmten Prämissen - wie z.B. Zustimmung zu den Tagesordnungspunkten auf der Hauptversammlung - auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten und/oder in Eigenkapital wandeln.
Was könnte eine weitgehend entschuldete Senator Entertainment wert sein? Als Orientierung könnte man grob die 2003er-Zahlen heranziehen (wobei aber 2004 als Übergangsjahr in Insolvenz wohl wesentlich darunter liegen dürfte, zumal das letzte Jahr durch zwei grosse Filmerfolge geprägt war; BetaFaktor.info 12/04b). Rund 55 Mio. EUR Umsatz bei ca. 20 Mio. EUR EBITDA wurden erwirtschaftet. Mit sanierter Bilanz und neuen Investoren im Rücken sollte eine Marktbewertung in Höhe eines Jahresumsatzes drin sein. Das wären dann bei 34 Mio. Aktien ca. 1,5 EUR/Aktie. Der aktuelle Kurs impliziert eine doppelt so hohe Bewertung (bedenken Sie den Kapitalschnitt!).
Sofort können Sie erkennen: Nur wer sein Bezugsrecht wahrnimmt (oder es verkaufen kann), hat auf diesem Niveau überhaupt vernünftige Chancen. Zudem müssen erst noch wichtige Prämissen erreicht werden: Die Zustimmung der Hauptversammlung und eine erfolgreiche Kapitalerhöhung. Ausserdem basiert unsere Schätzung auf einer Zahl von 34 Mio. Aktien. Möglicherweise gibt es aber in Zukunft noch weitere Kapitalerhöhungen gegen Sacheinlagen, um der Deutschen Bank die Umwandlung ihrer Forderung in Eigenkapital zu ermöglichen. Auch ist unklar, wie die Umsatz- und Ertragslage in Zukunft aussehen wird.
Aktionäre sollten den Massnahmen auf der HV jedenfalls zustimmen. Sonst ist der Totalverlust kaum zu vermeiden. Die Deutsche Bank jedenfalls ist nicht zwingend auf die Zustimmung angewiesen. Da die von ihr übernommenen Kredite durch das Filmvermögen abgesichert sind, kommt sie auch im Rahmen eines normalen Insolvenzverfahrens an die Aktiva heran.
Wer an der Kapitalerhöhung nicht teilnehmen kann oder aus verständlichen Gründen kein weiteres Geld investieren will, sollte mit einem Verkauf der Aktie liebäugeln. Es sei denn, Sie gehen davon aus, dass Senator nach Abschluss aller Kapitalmassnahmen und nach Umsetzung des Insolvenzplanes einen Marktwert von über 100 Mio. EUR zugestanden bekommt. Dies ist nämlich die aktuelle implizite Bewertung. Fazit: Aktuell zu teuer.

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