Kommentar
08:22 Uhr, 18.02.2020

Beginnt die Coronavirus-Krise an der Börse gerade erst?

Die Börse hielt sich nicht lange mit dem Thema auf und fand nach dem ersten Schock schnell wieder den Weg zu neuen Allzeithochs. War das verfrüht?

Bis jetzt waren die Auswirkungen des Coronavirus für die Börse recht abstrakt. Das hat sich nun schlagartig geändert. Apple gibt eine Umsatzwarnung heraus und das scheint Anleger endlich aufzuwecken. Alle bisherigen Warnungen, dass der Virus negative Folgen für Unternehmen haben wird, wurden ignoriert. Anleger reagierten damit zunächst so wie sie fast immer reagieren: es gibt eine kurze Panikattacke, die nach wenigen Tagen wieder verflogen ist. Diese Art der Reaktion ist in den meisten Fällen auch korrekt. Die meisten Ereignisse haben mittel- und langfristig keinen so großen Einfluss wie man im ersten, emotionalen Moment meinen mag. Gleich wieder in den Markt einzusteigen ist aber ein Risiko. Es ist blinde Spekulation darauf, dass sich die Lage schnell wieder normalisiert. In den meisten Fällen normalisiert sich die Lage auch tatsächlich wieder recht schnell. Im Vorhinein kann man das aber nicht wissen. Daher ist es eine Spekulation, auch wenn die Trefferquote recht hoch ist.

Nun liegen die ersten Fakten aber auf dem Tisch. Apple macht deutlich, dass Chinas Wirtschaft stark beeinflusst ist. Der Umsatz wird enttäuschen. Das zeigt, dass Chinas Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, erhebliche realwirtschaftliche Folgen haben.

Viele Fabriken sind noch immer geschlossen, vor allem in den am meisten betroffenen Regionen. Diejenigen, die wieder öffnen, brauchen länger als gedacht, um die Produktionskapazität wieder zu erreichen. Das ist ein Grund für Apples Umsatzwarnung.

Der andere ist auf der Konsumseite zu finden. Das öffentliche Leben steht in einigen Städten praktisch still. Natürlich hat das einen Einfluss auf die Nachfrage. Unternehmen können weniger verkaufen. Da China für viele Firmen einer der wichtigsten Absatzmärkte ist, wird das den Gewinn deutlich schmälern.

Das allein rechtfertigt einen Rücksetzer. Es beinhaltet dabei noch nicht die Auswirkungen in anderen Ländern. Chinas Wirtschaft dürfte im ersten Quartal gleich um ein Viertel weniger wachsen als bisher angenommen. In den USA könnte das Wachstum um 0,3 Prozentpunkte geringer ausfallen (Grafik 1).


Man kann davon ausgehen, dass die meisten Wirtschaftsräume negativ beeinflusst werden. Bisher gehen die meisten Analysten von einer schnellen Normalisierung aus. Im zweiten Quartal soll es schon wieder „business as usual“ sein. Man kann es nur hoffen.

Die Wirtschaft ist in Europa und einigen asiatischen Ländern wie Japan ohnehin schon schwach. Selbst ein moderater Dämpfer macht einen großen Unterschied und kann aus leichtem Wachstum eine Rezession werden lassen. Allzeithochs scheinen da nicht angebracht.

Wie schnell die Börse diesen zweiten Schock verdaut, müssen wir abwarten. Solange der Glaube an eine Normalisierung im zweiten Quartal hält, wird der Rücksetzer minimal bleiben. Anleger sollten daher nicht so sehr auf die Tagesbewegungen und Meldungen achten, sondern vielmehr darauf achten wie sich der mittelfristige Ausblick ändert. Aktuell scheint dieser nach wie vor positiv zu sein. Solange das der Fall ist, dürfte eine größere Korrektur ausbleiben.

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6 Kommentare

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  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Herr Schmale, endlich wieder hier=) freut mich...

    10:08 Uhr, 18.02. 2020
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Goldman Sachs hat gestern China A-Shares auf "Übergewichten" hochgestuft. Der festlandchinesische Markt habe demnach rund 10% Aufwärtspotential.

    08:42 Uhr, 18.02. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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