Kommentar
15:37 Uhr, 04.11.2016

Bargeld ist so gut wie abgeschafft!

Bargeld wird immer unbeliebter. Einige Länder sind praktisch schon bargeldlos. Es gibt aber einige wenige gallische Dörfer.

Der Trend zur bargeldlosen Gesellschaft lässt sich vermutlich nicht mehr aufhalten. Bargeld ist vor allem für größere Zahlungen unbeliebt. Bei der Anzahl an Transaktionen sieht es allerdings anders aus. Grafik 1 zeigt die Anzahl an Zahlvorgängen nach Art der Zahlung für ausgewählte Länder. Selbst Länder, die als besonders wenig bargeldorientiert gelten, haben einen hohen Anteil.

In den USA, wo man praktisch überall mit Karte zahlen kann, liegt der Anteil der Anzahl an Transaktionen mit Bargeld immer noch bei knapp 50 %. 45 % der Transaktionen werden über Karten (Kreditkarte, Girokarte usw.) abgewickelt. Der Rest entfällt auf andere Zahlungsweisen, vor allem Überweisungen.

Der Cashanteil ist in den meisten Ländern noch überraschend hoch. Betrachtet man jedoch nicht die Anzahl der Transaktionen, sondern den Wert, dann sieht die Sache anders aus. Grafik 2 zeigt wie sich die Sachlage dann verhält. Hier ist deutlich zu erkennen, dass ein Großteil des Volumens bargeldlos abgewickelt wird.

Vor 5 Jahren lag der Wertanteil bargeldloser Transaktionen in einigen Ländern bereits bei 80-90 %. Heute gibt es die ersten Länder, in denen der Anteil über 90 % liegt. Vor allem in den nordischen Ländern (nicht abgebildet), ist der Trend zum bargeldlosen Zahlen weit fortgeschritten. Hier liegt der Wertanteil der Cashtransaktionen nur noch im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Global ergibt sich ein ähnliches Bild. Vor 15 Jahren machte bargeldloses Zahlen ein Viertel aus. Zur Zeit der Finanzkrise war es bereits ein Drittel und heute halten sich Bargeld und bargeldloses Zahlen gerade die Waage. Bis Ende des Jahrzehnts wird Bargeld nur noch an die 35-40 % ausmachen.

Während das Tempo, mit dem bargeldlose Zahlungen Marktanteile gewinnen, atemberaubend ist, tut sich in Deutschland und Österreich wenig. Cash bleibt in diesen Ländern King. Man kann zwar nicht von einer absichtlichen Resistenz der Bevölkerung gegen die bargeldlose Gesellschaft sprechen, doch man ist skeptisch.
Dieser Skeptizismus ist durchaus gesund. Die Argumente, mit denen Aufseher und Politiker den Bargeldgebrauch einschränken wollen, sind bestenfalls fragwürdig. Die Abschaffung des 500 Euroscheins ist bereits beschlossen. Es soll den Schwarzmarkt eindämmen und Geschäfte an der Steuer vorbei schwieriger machen. Soweit, so gut, wenn es nur so einfach wäre!

Wird Bargeld abgeschafft, dann herrscht zweifelsohne mehr Transparenz. Elektronische Zahlungen hinterlassen Spuren. Betrug, kriminelle Machenschaften und Steuerhinterziehung werden schwieriger – so das Argument. Wer so argumentiert, ist jedoch entweder naiv oder hat die Entwicklung der letzten Jahre schlichtweg verschlafen.

Durch digitale Währungen kann heute so effizient und ohne Spuren am Staat und an Aufsehern vorbei Geschäft gemacht werden wie noch nie. In Sekundenschnelle lassen sich Millionen transferieren. Mit Bargeld große Summen zu bewegen, ist sehr viel problematischer, zumal Bargeld physisch vorhanden ist. Will man jemanden in einem anderen Land oder Kontinent am Staat vorbei bezahlen, dann ist der Aufwand groß.

Elektronische Zahlungen bringen viele Vorteile mit sich. Wer jedoch das Bargeld aufgibt, der gibt sehr viel Freiheit auf. Ohne Bargeld können Staaten und Notenbanken machen, was sie wollen. Es lassen sich über Nacht stark negative Zinsen einführen, ohne dass die Bevölkerung eine Chance hat, auf Bargeld auszuweichen.

Einen Großteil der Welt scheint das absolut nicht zu kümmern. Viele Länder sind praktisch schon bargeldlos, viele weitere werden bald folgen. Ermöglicht wird dies einerseits durch die gezielte Förderung von bargeldlosem Zahlungsverkehr bzw. der Einschränkung des Bargeldgebrauchs (viele Staaten haben Obergrenzen für Bargeldtransaktionen), andererseits durch die Bevölkerung selber. Bisher wird kaum jemand zum Bargeldverzicht gezwungen. Es geschieht ganz von alleine.

Clemens Schmale

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41 Kommentare

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  • Markus12345
    Markus12345

    "In den USA, wo man praktisch überall mit Karte zahlen kann, liegt der Anteil der Anzahl an Transaktionen mit Bargeld immer noch bei knapp 50 %"

    Das ist tatsächlich überraschend.

    Ich habe auch dank der Infos hier versucht, eine Auflistung der Vor- und Nachteile von Bargeldlosigkeit zusammenzustellen: http://www.lebens-welt.at/bargeld-lebensgrundlage-...

    16:47 Uhr, 28.11.2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • moneymaker22
    moneymaker22

    ein Großteil des Bargeldlosen Zahlungsverkehrs dürfte auch durch den starken Anstieg des Onlinehandels verursacht sei, da macht sich das Barzahlen ja etwas schlecht, Ansonsten dürfte die Abschaffung des Bargeldes wohl weiterhin ein feuchter Traum von Überwachungs-Besessenen Politikern und Bankern bleiben. Möchte mal die Bank sehen die einem Obdachlosen eine Kreditkarte gibt :-)

    19:13 Uhr, 04.11.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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