Analyse
08:26 Uhr, 01.09.2014

Banking-Revolution aus Südafrika?

Südafrika kann mehr als nur Gold und Platin fördern. Einige hochinnovative Unternehmen kommen aus dem Land. Eines der ersten und erfolgreichsten Telematikunternehmen kam aus Südafrika. Nun macht eine Bankalternative auf sich aufmerksam

Erwähnte Instrumente

  • Lesaka Technologies Inc - WKN: A0ET3X - ISIN: US64107N2062 - Kurs: 12,26 $ (NASDAQ)

Gigantischer Markt für Bankalternativen

Net 1 UEPS kennt hier zulande kaum jemand. Das Unternehmen ist vor allem in Südafrika, Korea und teilweise in den USA aktiv. Net 1 bietet eine Alternative zu Banken an. Transaktionen können über UEPS (Universal Electronic Payment System) abgewickelt werden, ohne dass dazu ein Bankkonto gebraucht wird. In Südafrika wird so ein Großteil der Renten und Sozialausgaben abgewickelt. Inzwischen erhalten auch knapp 1 Mio. Südafrikaner ihr Gehalt über UEPS und nicht auf ihr Bankkonto.
Hinter dem Zahlungssystem steckt eine Art tragbares Konto. Statt über eine Bankkarte oder Kreditkarte vom Konto abbuchen zu lassen, tragen UEPS Nutzer über Smart Cards (Chipkarte wie eine Kreditkarte) das Konto bei sich. Wird mein Gehalt über eine solche Smart Card abgewickelt, kann ich mir zu Monatsende über ein Kartenlesegerät mein Gehalt auf diese Karte transferieren lassen.

Für Europäer macht ein solches System auf den ersten Blick wenig Sinn. Über Bankkonten funktioniert ja eigentlich alles ganz gut. Der Vorteil von Net 1 UEP System ist allerdings die sofortige Bearbeitung von Transaktionen. Wird mit der Karte gezahlt, hat der Händler das Geld sofort bei sich und es hat in der gleichen Sekunde mein Konto um den entsprechenden Betrag verringert. Die sofortige Abwicklung (weltweit) per se hat schon viele Vorteile. Noch besser ist allerdings, dass das alles auch offline geht. Um es ganz plakativ zu formulieren: in einer Lehmhütte in einem abgelegenen Dorf kann ich nicht mit Kreditkarte zahlen, mit Smart Cards hingegen schon. Ein Kartenlesegerät, welches für die Transaktion benötigt wird, läuft einfach über Batterie, wenn sonst keine Stromquelle vorhanden ist. Für eine Kreditkartenzahlung muss eine Kommunikation stattfinden. Ist der Rahmen der Karte ausgeschöpft, weiß das das Gerät nur, wenn es mit dem Unternehmen kommunizieren kann. Das kann im angelesenen Bergdorf schwierig werden. Ebenso ist es wenig praktikabel die unterschriebenen Belege hunderte Kilometer weit zur nächsten Bank schleppen zu müssen.

Das erscheint jetzt alles auf den ersten Blick nicht sonderlich relevant. Einmal abgesehen davon, dass Net 1 Smart Cards sehr sicher sind (biometrische Erkennung), haben ca. 2,5 Mrd. Erwachsene (50% der erwachsenen Weltbevölkerung) kein Bankkonto bzw. ist die Infrastruktur unzureichend für Banktransaktionen oder Zahlung per Kreditkarte. Ebenso kann sich ein Großteil der Bevölkerung ein Konto nicht leisten, weil die Gebühren zu hoch sind oder sie einfach nicht die Voraussetzungen erfüllen. Selbst wenn ein Bankkonto für einige dieser Zielgruppe möglich wäre, heißt es noch nicht, dass es ökonomisch sinnvoll ist. Hat jemand ein monatliches Einkommen von 100 USD, müsste für das Konto allein aber schon eine Gebühr von 5 USD pro Monat plus Kartengebühren plus ggf. Abhebungsgebühren zahlen, dann würden die Kosten eines Kontos schnell über 10% des Einkommens in Anspruch nehmen. Das macht keinen Sinn.
Aus allen genannten Gründen macht es für 2,5 Mrd. Erwachsene keinen Sinn ein Bankkonto zu haben. Eine Smart Card hingegen macht bei über 50% dieser 2,5 Mrd. Menschen allerdings sehr wohl Sinn. Einerseits können Transaktionen durchgeführt werden (Bezug von staatlichen Leistungen, Renten etc.), Personen identifiziert werden (ID Funktion der Karten) und anderseits sind die Karten vergleichsweise sicher. Wer eine staatliche Leistung in Form von Cash erhält, wie es in vielen Entwicklungsländern noch üblich ist, kann leicht bestohlen werden. Über biometrische Merkmale ist eine Smart Card hingegen relativ sicher.

Die geringen Kosten und Praktikabilität der Smart Cards machen den Erfolg von Net 1 aus. Inzwischen beziehen über 25 Mio. Menschen in 10 Ländern über das UEP System ihre Leistungen und tätigen Transaktionen.

Net 1 kann nicht nur offline

Net 1 ist nicht nur in offline Transaktionen über seine Smart Cards vertreten. In Südafrika und Korea ist Net 1 der größte Abwickler von online Transaktionen vor den großen Kreditkartenfirmen wie Visa und Mastercard.
Etwas paradox ist die Anwendung von mobilen Zahlungen. Ein Großteil der Zielgruppe hat keinen Zugang zu einer Bank, besitzt aber trotzdem ein Mobiltelefon. Net 1 bietet daher auch mobile Zahlungssysteme an. Im Prinzip können Besitzer von Mobiltelefonen eine Arte Geldbörse in ihr Handy integrieren. An diesen "mobile wallets" wird in einigen Ländern noch gearbeitet. In Südafrika gibt es sie bereits.
Zu guter Letzt bietet Net 1 auch Lösungen für das Gesundheitssystem an. Bei uns gibt es die Gesundheitskarte. So etwas ähnliches bietet Net 1 auch an. Es geht nur etwas weiter, was allerdings auch mit unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen zusammenhängt.

Die Story stimmt
Die Investmentstory stimmt. Ende vergangener Woche wurde das durch den Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2014 bestätigt (das Geschäftsjahr von Net 1 geht von Q3 bis Q2 des Folgejahres). Der Umsatz konnte von 450 auf 580 Mio. USD im Jahresvergleich zulegen. Seit 2010 hat sich der Umsatz damit von 260 auf 580 Mio. mehr als verdoppelt. Der Gewinn legte von 13 Mio. in 2013 auf 70 Mio. USD in 2014 zu. Im Vergleich zu 2010 ist der Gewinn um 80% gestiegen.
Der Umsatz des Unternehmens sollte in den kommenden zwei Jahren weiter wachsen und mit Ende des Geschäftsjahres 2016 bei ca. 750 Mio. stehen. Der Gewinn dürfte an die 90 Mio. erreichen.

Banking-Revolution-aus-Südafrika-Chartanalyse-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Man muss gar nicht weit in die Zukunft blicken, um bei der Aktie ein Kaufargument zu finden. Die Aktie ist an der Börse aktuell so viel wert wie ein Jahresumsatz. Ein Kurs/Umsatzverhältnis von 1 ist gut, zumal das Unternehmen Net Assets von über 200 Mio. hat. Das KGV auf Basis des gerade abgeschlossenen Geschäftsjahres steht bei 8. Bedenkt man, dass der Gesamtmarkt in den USA bei mehr als dem Doppelten steht, ist das richtig billig. So ganz kann ich daher auch nicht nachvollziehen, weshalb die Aktie nicht mehr Anleger anlockt.
Grund mag sein, dass Net 1 ein südafrikanisches Unternehmen ist, welches Anleger einfach kaum kennen und das Geschäftsmodell nicht verstehen. Immerhin sind die Umstände in den Märkten ganz andere als in den USA oder Deutschland.

Die Fundamentaldaten sehen exzellent aus. Der Chart ist ebenfalls erbaulich. Vor 3 Monaten hatte ich schon einmal über Net 1 geschrieben. Damals kam es noch nicht zum Ausbruch nach oben. Mit den Jahresergebnissen ist der Sprung nach oben nun geglückt. Hier könnte nun endlich der Befreiungsschlag geglückt sein. Bereiche von 12 USD sind für mich Kaufkurse. Als Ziel sehe ich langfristig 20 USD.

Net UEPS Technologies Inc
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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