Bankensektor weiter auf Talfahrt
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In der Berichtswoche kam es erneut zu teilweise kräftigen Abwärtsbewegungen an den internationalen Aktienmärkten. Wiederum waren es schwache Konjunkturdaten sowie schlechte Quartalsberichte der Unternehmen, die die Kurse auf Talfahrt schickten. Neben der desolaten Ertragslage im Bankensektor zeigt sich mehr und mehr, dass auch Industrieunternehmen durch die Finanzmarkt- und Konjunkturkrise deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Bankensektor weiter auf Talfahrt
Die Sorgen, die sich um den Ertragszustand der Banken drehen, bekamen in der Berichtswoche sowohl in Europa als auch in den USA neue Nahrung. Die hiesigen Märkte wurden dabei vor allem durch den verheerenden Ergebniseinbruch der Royal Bank of Scotland (RBS) geschockt. Das teilverstaatlichte Institut kündigte an, dass für 2008 ein Verlust von etwa 20 Milliarden Pfund ansteht, der höchste Fehlbetrag eines Unternehmens in der britischen Wirtschaftsgeschichte. Der Aktienkurs der RBS stürzte darauf hin um 64 Prozent ab und zog weltweit den Bankensektor mit in die Tiefe. Mit dem RBS-Debakel gerieten auch wieder die britischen Großbanken Lloyds und Barclays in den Fokus der Marktteilnehmer. Befürchtungen, dass beide Institute Staatshilfen benötigen werden, sorgte auch hier für herbe Tagesverluste von 31 bzw. 17 Prozent.
Ins Blickfeld rückte zudem der kräftig angeschlagene deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, der weitere Milliardengarantien des Staates benötigt. Hier wird der Bürgschaftsrahmen aus dem Bankenfonds SoFFin um zwölf auf dann 42 Milliarden Euro erhöht. Angesichts der verheerenden Situation im Finanzwesen überprüft die Bundesregierung das 480 Milliarden schwere Rettungspaket auf mögliche, effizientere Varianten hin. Der Schaffung einer Bad Bank, die den Kreditinstituten ihre toxischen Papiere abkauft, stehen aber bislang sowohl der Finanz- als auch Wirtschaftsminister sehr ablehnend gegenüber.
In den USA haben sich die Bankenprobleme über den Bereich der Kreditvergabe an Firmen- und Privatkunden nun auch auf das Geschäft der Vermögensverwalter ausgedehnt. So musste State Street, der weltgrößte institutionelle Vermögensverwalter, im vierten Quartal einen Ergebnisrückgang von 71 Prozent hinnehmen. Zudem gab das Institut unrealisierte Verluste im Portfolio von zehn Milliarden US-Dollar bekannt. Der Aktienkurs brach darauf hin um 59 Prozent ein. Einen gut 17-prozentigen Kursverlust verbuchte Bank of New York Mellon, die über einen Ergebnisrückgang von 88 Prozent berichtete.
Industrieunternehmen ebenfalls mit Ertragsschwäche
Die Q4-Berichtssaison in den USA hat bislang, abgesehen von einigen positiven Überraschungen wie IBM und Apple, auch im Industriesektor zumeist nur herbe Enttäuschungen hervorgebracht. So lagen bei dem Internet-Auktionshaus eBay die Ergebnisse unter den Erwartungen und der Ausblick über die weiteren Geschäftsaussichten fiel enttäuschend aus. Auch Microsoft berichtete von geringer als prognostizierten Zahlen. Der größte Softwarehersteller der Welt wird darüber hinaus seine Mitarbeiterzahl um bis zu fünf Prozent kürzen und sieht sich derzeit nicht in der Lage, einen Ertragsausblick für das laufende Fiskaljahr zu geben. Advanced Micro Devices wies einen Quartalsverlust aus und General Electric warnte vor einem extrem schwierigen laufenden Jahr, woraufhin der Aktienkurs zeitweise um elf Prozent nachgab. Mit Umstrukturierungsmaßnahmen machte Intel auf sich aufmerksam. Das Programm beinhaltet unter anderem Werksschließungen in Asien und bis zu 6.000 Arbeitsplatzstreichungen.
In Europa musste Nokia einen überraschend deutlichen Rückgang seines Quartalsergebnisses bekannt geben. Zudem sagte der weltgrößte Handy-Hersteller für 2009 einen schrumpfenden Mobiltelefonmarkt in der Größenordnung von zehn Prozent voraus. Hierin drückt sich die Konjunkturschwäche und damit das eingeschränkte Konsumverhalten aus. BMW und VW kündigten Kurzarbeit an und Fiat wird mit 35 Prozent bei Chrysler einsteigen. Darüber hinaus verstimmte ein düsterer Ausblick des Chemieriesen BASF.
Konjunkturdaten weiterhin enttäuschend
Auch anhaltend schwache Konjunkturdaten belasteten das Marktgeschehen. So setzte sich in den USA der Niedergang am Immobilienmarkt fort und in der Eurozone erwartet die EU-Kommission nun einen spürbares Absinken des Wirtschaftswachstums von zwei Prozent. In Großbritannien wurde für das vierte Quartal 2008 ein BIP-Rückgang um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gemeldet. Für das Gesamtjahr ergab sich damit nur noch ein leichtes Plus von 0,7 Prozent. 2007 hatte der Zuwachs noch drei Prozent betragen.
Wie schon in der letzten Berichtswoche mussten die konjunktursensitiven europäischen Aktienmärkte sowie die japanische Börse im Vergleich zu den robusteren US-Märkten deutlich höhere Wochenverluste hinnehmen. In Japan hatte die Bank of Japan die Wachstumsprognosen gesenkt und bis in das Jahr 2010 eine schrumpfende Wirtschaftsleistung vorhergesagt. Negativ auf das Börsengeschehen wirkte sich zudem die Warnung von Sony vor einem massiven Jahresverlust aus. In den USA hatte die Amtseinführung des 44. Präsidenten Barack Obama nicht den erhofften, stimulierenden Effekt. Im Gegenteil. Wall Street erlitt mit einem Tagesverlust im Dow Jones Industrial Average von gut 332 Punkten bzw. vier Prozent den höchsten Rückschlag an einem Inauguration Day.
Ausblick
Auf konjunktureller Seite werden in den USA vor allem die BIP-Zahlen zum vierten Quartal sowie das Verbrauchervertrauen Aufmerksamkeit finden. Zudem tagt der Offenmarktausschuss der FED, wovon sich Marktteilnehmer einen Einblick in das weitere Vorgehen der Notenbank erhoffen. In Deutschland ist es der Ifo-Geschäftsklimaindex, der großes Interesse finden dürfte.
Auf Unternehmensebene setzt sich die Berichtssaison mit Zahlen u.a. von McDonalds, Caterpillar, American Express, Yahoo, Boeing, Siemens und Novartis fort.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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