Bankenreformpläne verschlechtern das Klima für Aktien
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Den Erwartungen des Marktes entsprechend ließ der Offenmarktausschuss (FOMC) in seiner letzten Sitzung die Leitzinsen in den USA unverändert. Der FOMC bestätigte zwar die Verbesserung der wirtschaftlichen Aktivität, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Ausgaben der Privathaushalte weiterhin durch Faktoren wie die schlechte Arbeitsmarktlage, das geringe Einkommenswachstum, das rückläufige Immobilienvermögen und eine restriktive Kreditvergabe beeinträchtigt werden und geht daher für eine gewisse Zeit von einem Nachlassen des Wirtschaftswachstums aus. Dies wäre nicht überraschend, da die Wirtschaft derzeit durch den Auffüllbedarf der Vorräte angekurbelt wird.
Für die Börsen war es eine schwierige Woche. Die Konjunkturdaten aus den USA und der Eurozone waren nicht eindeutig. Doch vor allem waren es Obamas radikale Reformpläne für den Bankensektor und neue Steuern, die die Lage verdüsterten. Auch die Tatsache, dass der US-Senat einer Verlängerung der Amtszeit von Fed-Chef Ben Bernanke um vier Jahre nur zögernd zugestimmt hatte, wirkte sich belastend auf die Märkte aus. Die Aktienmärkte in den Industrieländern reagierten fünf Tage lang mit Kurseinbußen und verloren insgesamt 5 %. In den Schwellenländern lag der Rückgang bei 7,4%. Rohstoffpreise fielen während der USD an Boden gewann. Anleihen rentierten jedoch weiterhin hoch, da die Märkte hohe Emissionsvolumen verkraften mussten.
Die Unsicherheit über die Aussichten für amerikanische Banken und die möglichen Auswirkungen der geplanten Reform auf die Kreditausweitung und das Wirtschaftswachstum führten bei Aktien zu deutlichen Kursrückgängen. Für Besorgnis und damit auch für Kursrückgänge sorgte auch die Unsicherheit darüber, was passiert, wenn die Fed wie geplant ihre Aufkäufe von Hypothekenpapieren einstellt. In unserem Anlageausblick für 2010 hatten wir unter anderem aufgrund der Geldmarktpolitik volatile Märkte vorhergesagt. Bis jetzt scheint sich diese Annahme als richtig zu erweisen.
Unserer Ansicht nach wird eine stärkere Regulierung des Finanzsektors das Klima für Aktien verschlechtern. Da wir auch der wirtschaftlichen Erholung vorsichtig gegenüberstehen, haben wir beschlossen, unsere Aktienbestände im Verhältnis zur Benchmark von übergewichtet auf neutral zu reduzieren. Gleichzeitig verringerten wir unsere Übergewichtung in Schwellenländer-Aktien.
Unsere Untergewichtung in Staatsanleihen behielten wir bei. Der griechische Rentenmarkt stand aufgrund der Besorgnis über den Zustand der Staatsfinanzen weiterhin unter Druck. Der Erfolg der jüngsten Staatsanleihe konnte daher nur durch einen kräftigen Renditeaufschlag gesichert werden. Wir beendeten unsere Untergewichtung in inflationsindexierten Anleihen, die den Inflationsanstieg der letzten Monate bereits eingepreist und daher an Attraktivität verloren haben.
Der Wohnungsmarkt in den USA hat sich offensichtlich stabilisiert. Kennzahlen wie Verkäufe und Preise neuer Eigenheime, Baugenehmigungen und Baubeginne haben sich von ihren Tiefstständen erholt. Diese Daten vermitteln jedoch ein verzerrtes Bild, da der Markt durch eine Steuervergünstigung für Ersterwerber eines Eigenheims gedopt wurde. Hinzu kam, dass die Fed Hypothekenpapiere im Wert von über 1 Billion USD aufkaufte und damit die Hypothekenzinssätze nach unten drückte. Das Aufkaufprogramm soll jedoch Ende März auslaufen. Notverkäufe, einschließlich Zwangsversteigerungen, machen weiterhin ein Drittel der gesamten Hausverkäufe aus. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit, des schwachen Einkommenswachstums und der steigenden Anzahl von Zahlungsausfällen und Zwangsversteigerungen scheint der Wohnungsmarkt nach wie vor anfällig. Es wird sich herausstellen, ob er in der Lage ist, den Abbau der Regierungsmaßnahmen in den kommenden Monaten zu verkraften.
Was die Frühindikatoren anbelangt, so war der Philly Fed Index zwar rückläufig, deutet aber dennoch deutlich auf ein Wirtschaftswachstum hin. Der Sammelindex für Frühindikatoren, LEI, stieg weiter an und weist jetzt auf ein Wachstum des US-BIP von 4,5 % gegenüber dem Vorjahr hin. Unserer Ansicht nach ist diese Prognose jedoch mit Vorsicht zu genießen. Der LEI hatte die Schwere der Rezession deutlich unterschätzt und könnte sich auch dieses Mal wieder als zu optimistisch erweisen. Wir rechnen mit einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im Anschluss an die guten Ergebnisse im vierten Quartal 2009 und im ersten Quartal 2010.
Der deutsche Ifo-Index entwickelte sich besser als erwartet, was nach der nachlassenden Dynamik der Vormonate eine gute Nachricht darstellte. Obwohl der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone die Erwartungen nur knapp übertraf, lässt sich an den statistischen Daten erkennen, dass der Sektor an die weltweite wirtschaftliche Erholung der Industrie anknüpft. Im Gegensatz zu den Erwartungen war der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe jedoch rückläufig. Obwohl die Konsumausgaben in Frankreich deutlich gestiegen waren, ließen die Daten aus anderen Ländern und der gesamten Eurozone nicht auf eine Trendwende schließen.
Der Markt befürchtet weiterhin eine Überhitzung der chinesischen Wirtschaft. Hauspreise und die Bautätigkeit stiegen beide deutlich an. Bedingt durch Basiseffekte und höhere Lebensmittelpreise nahm die Inflation zu. Dieser Trend könnte anhalten, aber der zugrunde liegende Preisdruck wird schwächer: Von den Lebensmittelpreisen abgesehen ist kaum Inflation zu spüren. Die chinesische Regierung hatte ein jährliches BIP-Wachstum von 8 % angestrebt. Im dritten Quartal 2009 lag es jedoch im Vergleich zum Vorjahr bei 9,1 % und im vierten Quartal 2009 sogar bei 10,7 %. Unserer Ansicht nach handelt es sich dabei nicht um eine Überhitzung, sondern um eine Erholung der Wirtschaft gefördert durch massive Konjunkturanreize und eine lockere Geldpolitik. Trotzdem ist es möglich, dass die chinesische Zentralbank ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten weiter strafft.
Die Bank of England befindet sich in einer schwierigen Lage: In Großbritannien kam es zu einem deutlichen Anstieg der Inflation, was jedoch nicht ausschließlich auf die steigenden Energiepreise zurückzuführen ist. Der Rückgang des realen effektiven Wechselkurses des GBP um fast 30 % verglichen mit seinem Höchststand im Januar 2007 führt zu Preisanstiegen bei Importwaren. Die wirtschaftliche Erholung dauert in Großbritannien länger als in anderen Ländern: Frankreich, Deutschland und die USA waren schon im letzten Sommer aus der Rezession herausgekommen. Die Bank of England ist die Zentralbank mit dem ambitioniertesten Wertpapierkaufprogramm. Wir rechnen jedoch für Februar mit einem Ausstieg aus dieser Politik der quantitativen Lockerung. Unserer Ansicht nach wird die BoE die Wirkung dieses Programms beurteilen, ehe sie eine Erhöhung der Leitzinsen in Erwägung zieht.
Quelle: Fortis Investments
Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe, die zur BNP Paribas Group gehört. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 163,5 Milliarden Euro (Stand: 30. September 2009).
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