Kommentar
13:37 Uhr, 02.02.2018

BoJ will "unbegrenzt" Anleihen kaufen

Die Bank of Japan (BoJ) will Anleihen in "unbegrenztem Volumen" aufkaufen, um den Zinsanstieg zu bekämpfen und ihr Zinsziel von null Prozent bei den zehnjährigen japanischen Staatsanleihen zu verteidigen. Steuert Japan geradewegs auf die Hyperinflation zu?

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Die japanische Notenbank kämpft mit aller Kraft gegen den jüngsten Zinsanstieg bei japanischen Staatsanleihen an. Am Freitag kündigte die Bank of Japan eine Auktion an, bei der sie Staatsanleihen in "unbegrenztem Volumen" zu einem Zinssatz von 0,11 Prozent aufkaufen will, um so den Zinsanstieg unter Kontrolle zu halten. Was immer die Banken an Anleihen verkaufen wollen: Die Bank of Japan nimmt es. Es handelt sich um die erste solche Sonderauktion seit rund einem halben Jahr.

Rendite der japanischen Staatsanleihen mit 10 Jahre Laufzeit
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Zuletzt waren auch in Japan die Zinsen gestiegen. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen legen wegen des Ausstiegs der US-Notenbank aus der lockeren Geldpolitik die Zinsen weltweit zu, zum anderen hatte es zuletzt Spekulationen gegeben, dass auch die japanische Notenbank ihre ultralockere Geldpolitik zurückfahren will. Der Gouverneur der japanischen Notenbank, Haruhiko Kuroda, hatte mit Aussagen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, wonach man sich dem Inflationsziel von zwei Prozent nähere, diese Spekulationen selbst noch angeheizt.

Seit einiger Zeit setzt die Bank of Japan ein Zinsziel als primäres geldpolitisches Instrument ein: Die Bank of Japan gibt vor, dass die Zinsen der japanischen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bei null Prozent bleiben sollen. Das Ankündigung des Volumens der geplanten Käufe erfolgt nur noch als sekundäres Instrument.

Eine Notenbank wie die Bank of Japan kann tatsächlich Staatsanleihen in unbegrenztem Volumen aufkaufen, weil die Notenbank sich das dafür notwendige Geld einfach selbst "druckt". In der Realität wird kein Geld gedruckt, sondern der Geschäftsbank, die von ihr gehaltene Staatsanleihen an die Notenbank verkauft, bekommt auf ihrem Notenbankkonto den Kaufpreis einfach gutgeschrieben. Aber auch dabei handelt es sich um eine Geldschöpfung aus dem Nichts, die die Notenbank im Zweifel unbegrenzt fortsetzen kann.

Auch EZB-Präsident Mario Draghi hat die Ankündigung, im Notfall Staatsanleihen in unbegrenztem Volumen aufzukaufen, bereits eingesetzt, um die Märkte zu beruhigen: Auf dem Höhepunkt der Euro-Krise versprach Draghi, die Staatsanleihen der Krisenstaaten notfalls unbegrenzt aufzukaufen, um zu verhindern, dass die Krisenstaaten den Zugang zu den Märkten verlieren. Das entsprechende OMT-Anleihekaufprogramm der EZB kam aber nie zum Einsatz und verschwand wieder in der Mottenkiste.

Auch wenn eine Notenbank theoretisch tatsächlich unbegrenzt Anleihen aufkaufen kann, handelt es sich dabei natürlich nicht um eine seriöse Geldpolitik. Denn muss eine Notenbank durch den Aufkauf von Vermögenswerten tatsächlich immer mehr Liquidität in die Märkte pumpen, kommt es früher oder später zur Hyperinflation, also zur tendenziell totalen Entwertung des ausgegebenen Geldes.

Davon ist auch Japan noch weit entfernt: Nach Jahren der Deflation nähert sich die Inflationsrate aktuell erst wieder dem Notenbankziel von zwei Prozent an.

Grundsätzlich besteht aber sowohl in Japan als auch in Europa und den USA die Gefahr, dass in einer künftigen Krise die Liquidität so stark ausgeweitet werden muss, dass es zu einer starken Währungsentwertung kommt.

Die folgende Grafik zeigt, wie stark die japanische Geldbasis in den vergangenen Jahren bereits ausgeweitet wurde.

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4 Kommentare

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  • Whatever
    Whatever

    nun ja, das neu geschaffene Geld findet durchaus seinen Weg in die Realwirtschaft.

    Notenbank kauft Anleihen vom Staat (direkt oder indirekt) auf -> der Staat verwendet das Geld um seine Ausgaben (Staatsangestellte, Sozialausgaben, Infrastruktur, Zinsen) zu bezahlen -> das Geld landet in der Realwirtschaft.
    Jetzt die Überlegung: solange dieses Extra-Geld nur gehortet wird....passiert nichts! Es steigt dann einfach nur der Kontostand (meistens bei den Superreichen, oder wenn man für die Vorsorge spart). Erst wenn man das Geld zum Verrecken schnell loswerden will, wird man die Auswirkungen auf die Sachpreise bzw. den Wechselkurs des Yens (wenn man aus den Währungsraum flüchtet) schnell merken.

    Ich denke, dass zurzeit tatsächlich die Preissteigerungen bei alltäglichen Produkten (Lebensmittel, Kleidung) sich im Rahmen hält. Es sind aber die grossen Assets (Immobilien, Aktien, Kunst) wo es ganz eindeutig grosse Steigungen gibt.

    Ob jetzt ein Aston Martin Oldtimer statt 200.000 nun 500.000€ kostet, ist den 0815 Bürger egal.

    Wenn aber über die Immobilienpreise indirekt die Mieten anfangen zu steigen (was ja klar der Fall ist)....das merkt der Otto Normalverbraucher schon.

    14:55 Uhr, 02.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • einfach
    einfach

    zu einer hyperinflation kann es nur kommen wenn das erzeugte kapital in den warenmarkt fließt, was aber bei anleiherückkäufen so gut wie nie der fall ist.

    außerdem ist es sehr vorrausschauend von der boj, dass sie aufkeimende spekulationen, sie würde in ihrer entschlossenheit nachlassen sofort einen riegel vorschiebt.

    des weiteren geht es bei der geldpolitik der zentralbanken schon lange nicht mehr um glaubwürdigkeit, sondern um feststellung der zinssetzungsmacht, die die zentralbanken den geschäftsbanken wieder entziehen.

    es spielt dabei auch nur eine untergeordnete rolle, wie viele anleihen die boj vom markt kauft, da der verkauf ja freiwillig stattfindet und das vermögen insgesamt nicht erhöht, da die anleihen des vorbesitzers schon kapitalwirksam als vermögen vorhanden waren und jetzt wieder zurück kapitalisiert werden.

    14:14 Uhr, 02.02.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Bei den Japanischen Eliten scheint die Angst Einzug zu halten, der fulminante Zinsanstieg seit dem im Sommer 16 erreichten Allzeitief, konterkariert die Gelpolitik im Land der aufgehenden Sonne mehr als deutlich.

    Es lässt sich leicht ausrechnen, dass Japan bei einem Anstieg der 10-jährigen Anleihe auf 1% in die Staatspleite rutscht, dann werden nämlich sämtliche Steuereinnahmen für die Schuldenfinanzierung benötigt.

    Angesichts dieser doch recht düsteren Perspektive, hat sich der Chef der japanischen Gelddruckergang Kurioso Harakiri wohl an seinen Bruder im Geiste erinnert, der als Draghobert leider immer noch den Markt verzerrt. Dessen Leitspruch, whatever it takes, hat sich nun auch der Japaner zueigen gemacht und er gibt Vollgas.

    14:06 Uhr, 02.02.2018

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Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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